Die Finnen da oben im zitterkalten Norden sind chronisch unterkühlt? Von wegen - White Flame haben heißes Blut! Das Quartett aus dem Land der tausend Seen legt rund zehn Jahre nach den ersten musikalischen Lebenszeichen und einigen ordentlichen Erfolgen in der Heimat nun sein drittes Album vor. "Cougar" befasst sich thematisch mit behavioristischen Fallstudien männlicher humaner Probanden, die im Feldversuch weiblichen Testexemplaren mit stark ausgeprägten tertiären Geschlechtsmerkmalen ausgesetzt waren und vokale sowie subvokale Äußerungen folgender Art bekundeten:
»I try to figue what girls like - nobody knows what girls like
Na Na Na Na
I'm stumblin' - I'm tremblin' - I'm fumbling' when there's a girl around
I'm craving attention, I'm failing - Yeah acting like a clown
I'm making excuses, it's useless - she's way out of my league here« ("What Girls Like")
White Flame machen Sleaze Rock - hatte ich das schon erwähnt? Und das machen sie auch noch erstens überraschend abwechslungsreich, zweitens qualitativ erstaunlich ordentlich und drittens und überhaupt: richtig gut. Die Finnen liefern formidablen Stoff für Leute, die Mötley Crüe, Poison, Cinderella, Ratt oder (frühe) Bon Jovi lieben. Stilistisch ist "Cougar" wie aus den 80ern herbeigebeamt. Soundtechnisch tummeln sie sich mit harten und zuweilen düsteren Grooves sowie unkitschigen Keyboard-Beiträgen aber klar im neuen Jahrtausend. Manchmal denke ich, so sollten Skid Row heute klingen. Raubeinige, reichlich oktanhaltige Shouter wie "Right Back On" oder "Gutted" mit ihren kehligen Call-And-Response-Refrains dürften durchaus von Sebastian Bach & Co. zu "Slave To The Grind"-Zeiten beeinflusst worden sein.
Der besondere Clou an diesem Album ist aber tatsächlich seine Vielseitigkeit. In manchen Songs hört man White Flame den Schmutz der Straße an, in anderen klingen sie plötzlich wie Edel-AOR'ler. Im Titelsong "Cougar" und bei "We Get It On" (ein Touch von AC/DC) lassen sie sich von Rock'n'Roll und Boogie beeinflussen und machen unanständige Musik, zu der man wippen, tanzen, schnippen, bangen und grooven muss. Und "Make Believe" und "Stay" sind prachtvolle Powerballaden, die dem Vermächtnis von Supergruppen wie Bad English oder den Damn Yankees gerecht werden. Whisky und Wehmut - diese Band hat's drauf.
"What Girls Like" mit seinem Funk-Touch à la Extreme und "Used To Be A Girl" in aufreizend aufreißendem Mid-Tempo (außer in Sachen Gesang ein klarer Fall für Fans von Mr. Big oder Aerosmith) sind Lektionen in Sachen Ohrwurm-Hooks und Cooooolness. Die Stücke haben Hitpotenzial! Die astreine Produktion unter den Fittichen Chris Laneys in Schweden hat daran einen ordentlichen Anteil. Hitverdächtiges Highlight dürfte "I Know Where You Live" sein, bei dem Laney auch als Songschreiber die Finger mit drin hatte. Der Song ist eine glänzende Hard Rock-Perle, die man ohne Weiteres nachträglich auf Alice Coopers "Trash" untermogeln könnte. Solche Songs gehören in die Hard&Heavy-Disco.
Sänger Vince wandelt gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Power-Hymne, Schmachtballade und Rock'n'Roll mit makellosen Ohrwurm-Melodien und jeweils der passenden Attitüde. Und die Kollegen hauen ein paar richtig gute Grooves, Hooklines und kompakte Soli raus, statt einfach nur 'mitzuspielen'. Songideen, Handwerkskunst und Feeling - drei Mal Daumen hoch für White Flame. Und wenn die Qualität derart stimmt, können sie sich auch ihr 'Machismo' erlauben, ohne sich dabei lächerlich zu machen. »Sex Sells And You're Buying« steht da in fetten Lettern in der CD-Hülle, wenn man den Silberling entnimmt. Aber bevor dann doch wegen der Lyrics die Rock'n'Roll-Frauenbeauftragte einschreitet... sie können nicht anders! Sie wollen eigentlich anständige Leute sein - es liegt nur an der Musik:
»Good girls won't be good for long when we get it on - We Get It On -
Blame it on a Bad Boy Boogie and a Big Ass Beat«
Line-up:
Anthon (guitar)
Vince (vocals)
Sammye (bass)
Jony (drums)
Tracklist |
01:Get What's Mine (3:48)
02:I Know Where You Live (3:57)
03:Make Believe (4:18)
04:Cougar (3:45)
05:What Girls Like (4:34)
06:Used To Be A Girl (4:01)
07:Right Back On (3:32)
08:The Look (3:22)
09:Stay (4:28)
10:We Get It On (3:30)
11:Gutted (3:29)
12:The Question (4:36)
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