White Widdow / Same
White Widdow Spielzeit: 44:39
Medium: CD
Label: Metal Heaven, 2010
Stil: Heavy Rock

Review vom 26.10.2010


Boris Theobald
Es war einmal im Jahre 2008 im fernen Land Australien, da taten sich Sänger Jules Millis, Bassist Trent Wilson und Gitarrist Enzo Almanzi zu einer Rockband zusammen. Da noch etwas fehlte, kamen später Keyboarder Xavier Millis und Schlagzeuger Jim Nash als permanente Bandmitglieder hinzu. Die Mission: Heavy Rock - authentisch, leidenschaftlich, potenziell stadiontauglich. Und sie haben die Mittel, um das zu realisieren, wie sie 2010 beweisen ...
... pumpende, dynamische Gitarrendrives, gefühlsbetonte Mitgeh-Hymnen und einen ordentlichen Front-Shouter mit klarem Organ. Die Vorbilder sind schnell ausgemacht - das sind 80er-Jahre-Veteranen wie Bon Jovi, Europe, White Lion, Bangalore Choir oder Winger, oder in nicht seltenen, sehr Tasten-lastigen Momenten auch schon mal Giuffria. Allerdings, wohl gemerkt, nur die ganz, ganz alten Sachen eben jener Hauptverdächtiger.
Nein, von radiotauglicheren Tönen Bon Jovis, von den introvertierteren Winger von heute und von den düstereren Europe des neuen Jahrtausends hält man Down Under wohl nicht viel. Es scheint, als ob die Zeit am anderen Ende der Welt stehen geblieben zu sein scheint. Okay, dafür braucht man keine kontinentale Abgeschiedenheit; das gibt's auch anderswo. Fakt ist zumindest: White Widdow wissen, was sie wollen. Und das hat nix mit der Neuzeit zu tun.
Arg gewöhnungsbedürftig sind dabei allerdings die Keyboards, die ungefähr so klingen, als seien sie gerade eben erfunden worden - käsige Glammer-Keys und bisweilen gar dröhnende Synthesizer, die sich anhören wie ein Sandstrahler von der Baustelle nebenan. Retro halt. Der nächste Haken ist das Songmaterial, bei dem es weder richtige Hinhörer gibt, noch sonderlich erwähnenswerte Ausfälle in die Negativ-Richtung. Das bedeutet für die meisten Songs: Mittelmaß.
Positiv erwähnen könnte man (bis auf die Sandstrahler-Keyboards) "Don't Fail Me Now", das heavy stampfend an Kansas in der Elefante-Phase erinnert, die sehnsüchtige, Winger-lastige Halbballade "Spirit Of Fire" und die Bon Jovi-Gedächtnis-Nummern "Tokyo Rain" (schon 'n mächtiger Drive!) und "One More Day", das allerdings schon ziemlich dreist vom allerersten Bon Jovi-Album abgekupfert scheint und wie ein Mix aus "Runaway" und "She Don't Love Me" klingt.
Nicht, dass White Widdow hier Magerkost abgeliefert hätten - die Platte ist eine feine Sache; die Melodien sind kugelrund und mitsingverdächtig, die Drives druckvoll und die Gitarrensoli leidenschaftlich. Es bleibt aber nix hängen. Die White Widdow-Nummern lassen sich easy-peasy im zerebralen Zwischenspeicher parken - auf die Festplatte wollen sie aber irgendwie nicht, und beim nächsten System-Neustart lässt sich nur wenig wiederherstellen. Sie sind unverbesserlich und scheren sich ein feuchtes Digitalmischpult um alle trendigen Bewegungen in der Musikwelt in den vergangenen Jahrzehnten. Das macht sie natürlich auch schon wieder sympathisch. Nur ... ein Brummer ist das Album halt auch nicht.
Line-up:
Jules Millis (vocals)
Trent Wilson (bass)
Enzo Almanzi (guitar)
Xavier Millis (keyboard)
Jim Naish (drums)
Tracklist
01:Shoukai (Intro) / Tokyo Rain (5:40)
02:Broken Hearts Won't Last Forever (5:05)
03:We've Got The Wings (3:50)
04:Cross To Bare (3:50)
05:Don't Fail Me Now (4:43)
06:Spirit Of Fire (4:15)
07:Shadows Of Love (4:46)
08:One More Day (4:20)
09:Change Of Passion (3:45)
10:Fire & Ice (4:18)
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