Whiteboy James And The Blues Express / Last Time Was The Last Time
Last Time Was The Last Time Spielzeit: 44:15
Medium: CD
Label: Rip Cat Records, 2010
Stil: Blues

Review vom 01.07.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Auf dem Coverbild lacht ja glatt einer der Musiker. Der hat wohl keinen Respekt vor der Blondine mit hochhackigen Stiefeln, Minirock, enger Bluse und Knarre in der Hand. Oder der Bassist freut sich auf das Lady. Dreht man die Verpackung um, dann schaut James Page aka Whiteboy James ungemein grimmig in das Kameraobjektiv. Der Mann hat schon viele Jahre Blues-Erfahrung auf dem Buckel. Nach einer Pause von fünf Jahren ist er mit seiner Band The Blues Express wieder aktiv und macht die Bühnen der amerikanischen West Coast unsicher. Wenn das Quartett auf der Bühne steht, soll es echt heiß her gehen. Der Bandleader ist schon seit fast drei Dekaden aktiv und die Jams sowie Sessions lassen sich wohl nicht mehr zählen. Aus einer dieser spontanen Sitzungen ist die Band hervorgegangen und James hat schon mit Leuten wie James Harman, The Mighty Flyers, Johnny Dyre oder William Clarke zusammen gespielt.
Der Surf-Sound der Beach Boys war nicht so sein musikalisches Ding. James stand unter anderem mehr auf Cab Calloway, Louis Jordan, Lightnin' Hopkins und Big Joe Turner. Dann gefiel ihm früher auch noch Elvis, Jerry Lee Lewis, oder Bob Wills.
Das neueste Album hat den Titel "Last Time Was The Last Time" und außer einigen zusätzlichen Leuten, die sich am Ende von "Reefer Man" unterhalten, ist die Platte purer Quartett-Blues mit Rockabilly-, Jive- und natürlich West Coast-Einschlag. Acht der stolzen fünfzehn Songs wurden von James beziehungsweise dem Gitarristen Scott Abeyta geschrieben. Wer kann es dem Harper und Sänger verdenken, wenn er auch Songs von Calloway, Big Joe Turner oder einer Blues Rock-Combo namens Bluessqueezer in der Tracklist hat.
Auf "Last Time Was The Last Time" passt Ciceros Spruch: »Variatio delectat.« Abwechslung erfreut (oder macht Freude). Vom langsam heranrollenden 12-Takter zum Blues Rock mit vielen Ecken und Kanten ... so könnte man den "Worried Life Blues" überschrieben. Hier ist der Gitarrist Scott Abeyta mit einem flexiblen Solo der lauten Töne die treibende Kraft und James gönnt seinem Mississippi-Saxofon eine Pause. Um das Coverbild nochmals zu benutzen: In diesem Track ist die Gruppe hinter der Blonden her, wie der Teufel hinter der armen Seele. Saustark, diese Nummer!
Als wolle es uns der Vierer zeigen, ist das direkt im Anschluss folgende Stück eine James-Komposition und rockt mit einem klasse Shuffle-Rhythmus genauso ab. Eines der Herzstücke des Albums ist das von Abeyta geschriebene "T-Bone For Daisy". Etwas provokant könnte man sagen, dass es auch ohne James geht, denn die Drei vom Blues Express spielen den Slow Blues alleine. Wow, was für eine Begeisterung macht sich breit, wenn dieser 12-Takter kurz vor dem Erstarrungspunkt angekommen ist, aber mit Abeytas Gitarrenspielereien trotzdem noch lichterloh brennt.
Ganz frisch auf die Theke kommt man mit einem schon etwas älteren Track von Lucille Bogan, einer 1897 geborenen Blues-Sängerin, die bis zu ihrem Tod am 10.08.1945 auch unter dem Namen Bessie Jackson auftrat. Abeyta lässt das Bottleneck wild über die Saiten fahren und plötzlich bietet die Combo eine Variante zum Blues Rock, den zu Bogans Lebzeiten noch gar nicht gegeben hat. Danach gleitet die Gitarre wieder zurück ins Song-Thema und am Schluss endet alles in Gelächter. Ein interessanter Song, der von Whiteboy James And The Blues Express klasse gespielt wird und zwischendrin auch noch mit den Siebzigerjahren verknüpft wird.
Mit seinem Blues Express macht Whiteboy James vorzüglich guten Blues, der ordentlich Stimmung verbreitet. Nur gut, dass die Band wieder aktiv ist, denn man kann sich über fünfzehn Songs bestens darüber informieren, was die Jungs drauf haben.
Line-up:
Whiteboy James (vocals, harmonica)
Scott Abeyta (guitar)
Blake Watson (bass)
Max Bangwell (drums)
Tracklist
01:Chicken And The Hawk [J. Lieber, M. Stoller] (2:37)
02:Last Time Was The Last Time [J. Page] (3:16)
03:By My Side [J. Page] (1:41)
04:Upside Your Head [J. Page] (2:37)
05:Reefer Man [J. Hoover, S. Roberts, A. Razaf, R. Robinson] (2:11)
06:Don't Fuck Around With Love [J. Burns, G. Demetrius] (2:13)
07:Fat Chance [S. Abeyta] (1:24)
08:Have Your Way Baby [J. Page] (1:57)
09:Keep It Clean [C. Jordan] (4:30)
10:Worried Life Blues [M. Merriweather] (4:00)
11:Walked Around The World [J. Page] (3:00)
12:Untamed Melody [D. Gonzales] (2:21)
13:Kiss Me When I Kiss You [J. Page] (3:37)
14:T-Bone For Daisy [S. Abeyta] (3:10)
15:Shave'em Dry #2 [L. Bogan] (5:41)
Externe Links: