The Who - The Vegas Job
The Vegas Job Spielzeit: 115
Medium: DVD
Technik: Dolby Digital/2.0 Stereo
Bild: 4:3
Ländercode: 0
Freigegeben: ohne Altersbeschränkung
Sprache: englisch
Label: Passport Video/inakustik, 2007
Stil: Rock

Review vom 03.06.2007


Norbert Neugebauer
Wer dieses Video als Einstimmung für die derzeit in Deutschland stattfindenden Who-Stadionauftritte erwerben möchte, der sei gewarnt! Die Band, aufgenommen im Oktober 1999, ist in der ersten Konzerthälfte ein Schatten früherer Tage, die Bildführung ein einziges Herumgeirre und der Sound (wahlweise Dolby oder Stereo) auch keine Offenbarung. Wenn überhaupt, dann ist das Werk erst ab Track 5 erträglich.

Roger Daltrey trifft zunächst überhaupt keinen Ton richtig, kapituliert vor den Höhen und hat kaum Stimmvolumen. Da ist Pete Townshend sogar noch eine Spur besser am Mikro, obwohl auch der noch reichlich Intonationsprobleme hat. Erst im zweiten Teil legen beide erheblich zu und sind dann auch anzuhören. Townshend haut zwar die großen Who-Riffs mit gewohnter Windmühlen-Theatralik raus und überzeugt natürlich als Leadgitarrist, aber bei seinen Soli im Standard-Format findet er auch nicht immer die richtigen Bünde. 80 Prozent aller Großeinstellungen zeigen die beiden Frontmänner in Zappelumschnitten. Dazu zoomt eine 'fliegende Kamera' ständige um die Bühne herum, es gibt schräg gestellte Aufnahmen und das Ganze im wilden Mix - unerträglich für den normalen Zuschauer.
Möglicherweise hat deshalb die Internet-Technik den Dienst quittiert, die das Konzert als Werbemaßnahme für ebendiese eines neuen Anbieters weltweit und live übertragen sollte. Dazu war das MGM Hotel und Casino in Las Vegas gebucht worden, der gesamte Flop belief sich auf 16 Mio. Dollar lt. Cover. Wie diese schon am Fernsehschirm unzumutbaren Bilder dann via Internet auf dem heimischen PC-Screen angekommen wären, kann sich jeder Leser selbst vorstellen.
Ich will vom Kauf nicht generell abraten, Who-Fans dürfen sich zumindest auf ein Wiedersehen mit John Entwistle freuen, der allerdings erstmals bei "Baba O'Riley" so richtig im Bild erscheint und bis dahin ein optisches Hintergrunddasein fristete. Da darf er groß ran und wird dann bei dem von ihm geschriebenen "My Wife" bei einem seiner extraordinären Soli (bei dem allerdings zunächst die Kamera sklavisch auf Townsend bleibt, der aus einer Dose trinkt) länger, wenn auch mit diversen Umschnitten, gezeigt. Was war das für ein Bass-Gigant mit einer Technik, die einfach als nur sensationell bezeichnet werden muss! "Magic Bus" zeigt ihn noch einmal im Fokus und macht den Verlust, den die Rockmusik durch seinen Tod erlitten hat, ein weiteres Mal schmerzlich klar.
Während der doch recht bemerkenswert trommelnde Zak Starkey zwangsläufig zwischen den beiden Hauptakteuren öfters zu sehen ist, wird der immerhin seit 1979 im Who-Team mitwirkende John Bundrick an den Tasten von den Kameras fast völlig ignoriert. Wenn überhaupt, dann werden nur seine Hände gezeigt. Größtenteils hat auch sein Spiel nur Füll-Charakter bis auf die wenigen markanteren Stücke mit Keyboard-Dominanz.
Während Daltrey stimmlich zunächst völlig daneben liegt, überrascht und überzeugt er dann bei zwei Stücken als hervorragender Harp-Player. Dass die Harmonie zwischen ihm und Townshend nicht stimmte, kann der Zuschauer des Öfteren bemerken. Teilweise übernimmt auch Townshend die Vokalparts und versucht, wie bei "The Kids Are Alright", seinen Partner niederzusingen.
»Wir sind doch nur eine Band, die Krach macht«, hat Townshend selbst einmal sinngemäß gesagt. Das trifft auf den ersten Teil des Konzerts voll zu. Die ganzen Riesennummern dieser Rock-Dinos klingen einfach nur wie Schrott! Und werden trotzdem von den Massen bejubelt, die sicher viel Kohle für diesen Auftritt im Rahmen einer kurzen 'Reunion-Tour' hinblättern durften. (Geht eigentlich ab einer bestimmten Eintrittshöhe jede Kritikfähigkeit zugunsten ikonenhafter Starverehrung flöten?). Im späteren Verlauf, als Daltrey dann langsam besser wird, zeigt sich, was The Who in dieser Konstellation für eine große Rockband waren.
Das Bonusmaterial bietet Interviews mit Daltrey und Entwistle sowie Fans, also auch kein zusätzlicher Kaufanreiz. Ein Booklet ist nicht vorhanden.
Wir dürfen gespannt sein, welche Reaktionen auf die aktuelle Tour kommen. Fans, die The Who auf DVD haben wollen, sollten sich alternativ nach anderen Veröffentlichungen aus jüngerer Zeit umsehen. An den legendären Rockpalast-Auftritt von 1981 (meines Wissens noch nicht auf DVD veröffentlicht) kommt sowieso nichts heran!
Tracklist
01:Substitute
02:Anyway, Anyhow, Anywhere
03:Pinball Wizard
04:See Me, Feel Me
05:Baba O'Riley
06:My Wife
07:5:15
08:Behind Blue Eyes
09:Who Are You?
10:Magic Bus
11:Won't Get Fooled Again
12:The Kids Are Alright
13:My Generation
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