»Dreckig - poppig - verletzlich«
Diesen Claim verpassen sich Why Amnesia selber. 'Rockend' gehört allerdings zwingend dazu. Aber okay - die Frage, ob sie rocken oder nicht, dürfte sich bei der Band aus dem Ruhrgebiet wohl gar nicht erst stellen. Das tun sie - und zwar in vorderster Reihe die beiden Bandgründerinnen Sanni und Katinka, letztere ist auch die Lead-Sängerin. Und mit weiblichen Vocals passiert es natürlich sehr schnell, dass man die Referenzen eher bei anderen Musikerinnen als bei Musikern sucht und findet.
Fetzig wie Joan Jett, melodisch wie Amanda Marshall und kratzig-intensiv wie die 4 Non Blondes - irgendwo an diesem Schnittpunkt bewegen sich Why Amnesia. Aber sie packen es immer wieder, mehr zu sein als eine bloße Schnittmenge; und sie meiden die goldene Mitte ihrer mutmaßlichen Einflüsse haarscharf.
Bei "Silent" klingt man geschliffen poppig, bei "Ride" dafür um so räudiger und dreckiger und auch Gitarrist Theus darf schmierig-radiountauglich solieren. "In Slow Motion" hat mit seiner rock'n'rolligen Schlagseite den stärksten Joan Jett-Touch - gute Party-Nummer. Und positive Energie verbreitet auch "Wherever You Go" - straight gestrickt mit leicht schmutzigem Gesangseffekt in der Strophe kommt die leidenschaftlich vorgetragene Chorus Line wie ein wohliger Schauer über den Hörer - Mitwippen ist das Minimum!
Mit "My Valentine" zeigt man sich auch von einer sanfteren Seite, obwohl das Wort 'Ballade' sicherlich nicht passt. Vielmehr handelt es sich um eine getragene Nummer, die viel Power entfaltet, aber schön slow und mit ein bisschen Sehnsucht. Auch hier ein feiner Hinhörer: die gelungenen Backing Vocals, die über das gesamte Album hinweg immer wieder auffallen. Ganz punktuell, überhaupt nicht inflationär, schaltet sich Sanni mit ein und macht die gewissen melodischen Momente noch um dieses Quäntchen größer, leidenschaftlicher. Schön, wie Katinkas und Sannis Stimmen miteinander harmonieren, ohne dass die ganze Chose weich oder kitschig klingen würde.
Die stärksten Momente hat die Band meiner Meinung nach bei "Miles Away" und "Turn Off Your Stereo" - die beiden Stücke verströmen eine ganz eigene Stimmung und hier denke ich: Yep, so klingen Why Amnesia. Bei "Miles Away" benutzt man ein Retro-Riff, das beinahe von Tony Iommi stammen könnte, und verpackt damit einen Song im leicht schleppenden Mid Tempo, der überraschend - und für einen Opener mutig - wenig hymnisch daherkommt. Eher tiefgründig. Why Amnesia biedern sich nicht mit flachen, eindimensionalen Melodien an - das ist die Message gleich zu Beginn.
"Turn Off Your Stereo" ist eine weitere Nummer in etwas zurückgenommenem Tempo. Streicher bauen einen leichten Klangteppich auf; und gleichzeitig kommen von der Gitarre Funk-Anleihen. Diese Mischung ist interessant, der Groove fein, der Gesang emotional und der Sound organisch. Das macht "Stereo" zu einem doch recht abwechslungsreichen Premierenalbum mit mehreren gut durchdachten und stark gefühlten musikalischen Momenten, die wirklich hängen bleiben sowie einigen simplen Rocknummern, die sicherlich nicht die Welt verändern, aber einfach fein sind. Why Amnesia - why not!
Line-up:
Katinka (vocals, acoustic guitar)
Sanni (rhythm guitar, backing vocals)
Theus (lead guitar)
Kelly (bass guitar)
Bernardo (drums)
Björn Prenzel (additional instruments, backing vocals)
Tracklist |
01:Miles Away (3:19)
02:Silent (3:09)
03:Turn Off Your Stereo (3:23)
04:Drifting (3:25)
05:Let Love Rise (4:18)
06:Ride (3:58)
07:Shine A Light (4:02)
08:In Slow Motion (3:17)
09:Wherever You Go (4:51)
10:My Valentine (5:17)
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