Es gab einmal ein Folk-Duo namens Doug & Telisha aus Martinsville, Virginia. So ziemlich mitten aus den Appalachian Mountains war das Ehepaar gestartet und legte mit "Rope Around My Heart" (2006) und "Ghost Of The Knoxville Girl" (2009) zwei Alben vor. Irgendwann brauchten und wollten die beiden jedoch eine Veränderung und landeten schließlich in Nashville. Nach einer deutlichen Kursänderung in Richtung Alternative Country/Americana fanden sie auch schnell Freunde und Respekt, sodass es dort schon recht bald ins Aufnahmestudio ging. Für den Produzentensessel konnten sie mit Ray Kennedy (u. a. Steve Earle, Lucinda Williams, Reckless Kelly, Billy Joe Shaver u. v. w.) einen Spitzenmann gewinnen, der mittlerweile auch nur noch die Bands unter seine Fuchtel nehmen muss, die ihn auch persönlich überzeugt haben.
Klasse Voraussetzugen also, die natürlich automatisch (alleine schon durch das Mitwirken von Kennedy) einen wahren Rattenschwanz an hammerstarken Studiomusikern nach sich zogen. Herausgekommen ist dabei ein richtig gutes Debüt, das über viele Stärken verfügt. Das Wichtigste sind natürlich immer die Songs bzw. das Songwriting, das durch die Bank gelungen ist. Dazu kommt, dass Telisha Williams eine klasse Sängerin ist, die kongenial von Doug unterstützt wird. Richtig flott wird es zwar eher selten, dennoch sind durchgehend Rockelemente auf der Scheibe zu finden.
Textlich ist es dabei gar nicht mal so sehr innovativ, was hier abgeliefert wird. Es geht wie immer um die Liebe, Ablehnung, Gewalt, um Selbsterkenntnis ("The Truth Is"), bestimmte Vorlieben im Leben ("Things That Used To Shine" und "Broken") oder auch Menschen, die das Leben der Songwriter stark geprägt haben ("Iris"). Eine Nummer, die jedoch heraussticht, ist "Trigger". Darin geht es um eine Frau, die teils wütend, teils erschrocken, teilweise teilnahmslos und vor allem reuelos über den Mord an ihrem Lebensgefährten berichtet, der offensichtlich nicht die Finger von ihrer Tochter lassen konnte. Fast schon höhnisch-lieblich erklingen dazu im Refrain immer wieder die Zeilen:
»Old times shall not be forgotten
and there's no tree that won't fall some day«
Mein absoluter Favorit auf dieser Scheibe, die an Höhepunkten nun wahrlich nicht arm ist. Ein weiterer davon ist der Titelsong, bei dem vor allem die Klasse-Arbeit von Russ Pahl an der Pedal Steel und Casey Driessen an der Fiddle herausstechen. Dazu eine schöne, 'warme' und eingängige, von beiden Stimmen vorgetragene Gesangsmelodie - fertig ist ein Stück, das sich fast zwangsläufig im Kurz- wie auch Langzeitgedächtnis festsetzt. "Massey's Run" ist neben "Revival Wasteland" der einzige Titel, bei dem Doug Williams die Lead Vocals übernommen hat und den er (wie den zweiten) dann auch problemlos meistert.
Bei "Truth Is" spielt Russ Pahl erneut eine absolute Killer-Pedal Steel. Und zwar so, dass es mir jedesmal kalt den Rücken runterläuft. Aber auch Ray Kennedy hat es sich nicht nehmen lassen, die eine oder andere Keyboard- oder Percussion-Spur einzuspielen. Zeilen wie »Everything I own is just a little bit broken, hope I can hold it together just a little bit longer« erinnern mich gar - wenn auch etwas nostalgisch verklärt - an gewisse Jahre aus einem meiner früheren Leben, während hier richtig fetzig nach vorne gerockt wird.
Die Wild Ponies beeindrucken mit ihrem Debüt doch sehr und dürfen sich im Ranking bzgl. dieser Stilrichtung ganz weit oben bei den Neuentdeckungen angesiedelt sehen. Umso schöner, dass sie ihren Weg zu dem brandneuen Label Continental Rose Records (übrigens eine Kooperation der beiden angesehenen Firmen Blue Rose Records und Continental Record Services) gefunden haben.
Und um die Pluspunkte von "Things That Used To Shine" noch einmal aufzuführen: Klasse Songs, Spitzen-Musiker, sehr starker Gesang und eine Produktion vom Allerfeinsten. Was will man eigentlich mehr?
Line-up:
Telisha Williams (bass, keyboards, lead vocals)
Doug Williams (acoustic & electric guitars, percussion, background vocals, lead vocals - #8,11)
Jake Winebrenner (drums, percussion)
With:
Ray Kennedy (keyboards, percussion)
Russ Pahl (pedal steel, baritone guitar, banjo, electric guitar)
Casey Driessen (fiddle)
Tom Berry (keyboards)
Mike Maddox (acoustic guitars)
George Lester (percussion)
Anne McCue (electric guitar)
Tracklist |
01:Make You Mine
02:The Truth Is
03:Trigger
04:Things That Used To Shine
05:Trouble Looks Good On You
06:Iris
07:Valentines Day
08:Massey's Run
09:Want To Be Gone
10:Broken
11:Revival Wasteland
12:Another Chance
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