Der aus dem endlos erscheinenden Mittwesten der USA, genauer gesagt aus dem Bundesstaat Iowa, stammende William Elliott Whitmore ist zurück. Vor etwa zweieinhalb Jahren hat Kollege Joe dessen Album Animals In The Dark reviewt und war durchaus angetan von den Songs dieses eigenwilligen Barden. Und wenn bereits das vorgenannte Album sehr sparsam instrumentiert war, hat Whitmore nun mit "Field Songs" so richtig Nägel mit Köpfen gemacht. Denn auf den acht vorliegenden Tracks gibt es nicht mehr zu hören, als jeweils entweder die Akustik-Gitarre oder das Banjo (je nach Ausrichtung des Stückes ausgewählt), Gesang und dezente Percussions.
Wobei der letzte Satz selbstverständlich nicht als Qualitäts-, sondern vielmehr als Stil-Kriterium verstanden werden will. "Field Songs" heißt die Scheibe und genau das ist es auch, was uns der Protagonist bietet. Acht Nummern über die (größtenteils schwarzhäutigen) Baumwoll-Pflücker in den Südstaaten der USA. Whitmores Vortrag kommt - nicht zuletzt durch seine sehr raue Stimme - extrem authentisch rüber. Dies und auch die sehr starken wie tiefgehenden Texte bauen eine dichte Stimmung von der Verzweiflung, Bitterkeit und harten Arbeit unter gleißender Sonne auf.
Jede Menge Feeling in den Songs ist also gegeben. Klasse dargeboten zum Beispiel auf "Not Feeling Any Pain", das von einer trotzigen, viel mehr rollenden als rockenden Akustik-Gitarre eröffnet wird. Im Text, der einer der einprägsamsten wie auch eindringlichsten ist, geht es um die rund umfassende Müdigkeit und Stumpfheit nach zwölf (oder mehr) harten Stunden auf den Baumwoll-Feldern. Nicht nur die Akkordfolge der Gitarre wiederholt sich hier ständig, sondern auch der Refrain wird so oft gesungen, dass er sich sehr schnell im Ohr des Hörers festgesetzt hat.
Aber auch der Album-Opener "Bury Your Burdens In The Ground" kommt mit einer zwar einfachen, aber dennoch sehr eingängigen Gesangs-Melodie zum Banjo aus den Boxen. Prinzipiell sind sämtliche Songs sehr simpel gestrickt, aber gerade deshalb sind sie auch so authentisch. Dazu diese starke, 'kaputte' Stimme, die ganz sicher von unzähligen Flaschen Whiskey und Unmengen an Zigaretten zu dem gemacht wurde, was sie jetzt ist. Wüsste ich es nicht besser, dann hätte ich darauf geschworen, es hier mit einem Musiker von schwarzer Hautfarbe zu tun zu haben.
Whitmore wechselt gekonnt zwischen der Akustischen und dem Banjo, während er sich entweder selbst mit dem Fuß den Takt vorgibt, oder sich von einem sparsamen, weit in den Hintergrund gemischten Schlagzeug begleiten lässt. Man sieht sprichwörtlich die von den Baumwoll-Knospen zerschnittenen und zerschundenen Hände, hört den Mississippi lethargisch vor sich hinrauschen, spürt die brutal heiße Sonne auf der Haut und kann den billigen Fusel riechen, der eine kurze, trügerische Ablenkung versprach.
Mit nur knapp über 34 Minuten ist die Scheibe leider sehr kurz ausgefallen. Auf der anderen Seite scheint dies für die gebotene Art von Musik jedoch genau die richtige Dosis zu sein. "Field Songs" ist kein Party-Album, es ist vielmehr sehr intensiv und - wenn man sich die Zeit nimmt - mitreißend. Oder, um es anders zu sagen: Der Silberling kommt am besten, wenn man ihn alleine und in Ruhe anhören und bestenfalls darin eintauchen kann. In den Staaten hat William Elliott Whitmore übrigens gerade eine ausverkaufte Tour im Package mit dem Rock-Sänger Chris Cornell hinter sich gebracht.
Line-up:
William Elliott Whitmore (vocals, all instruments)
| Tracklist |
01:Bury Your Burdens In The Ground
02:Field Song
03:Don't Need It
04:Everything Gets Gone
05:Let's Do Something Impossible
06:Get There From Here
07:We'll Carry On
08:Not Feeling Any Pain
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