Wenn es gut 13 Jahre dauert, bis eine Band ein neues Album auf den Markt wirft, ist die Frage erlaubt, ob ihr euch noch an Winger aus den USA erinnert? Der aktuelle Album-Titel weist schon drauf hin, dass es bis jetzt mit dieser Neuerscheinung lediglich vier offizielle Studio-Veröffentlichungen gibt.
Wie kommt das jetzt zustande? Winger hatten sich unter der Federführung von Mastermind Kip Winger 1987 gegründet und schlicht nach dessen Nachnamen benannt. Was dabei heraus kam, war eine Art 'Poser-Hair-Metal-Band'. Alles schien nach Plan zu laufen, immerhin war Kip Winger als ehemaliger Bassist der Alice Cooper-Band kein Unerfahrener.
In immerhin 6 Jahren bis zum Jahr 1993 schaffte man es auf drei Studio-Alben, danach gingen erst einmal die Lichter aus. Ob die Geschichte tatsächlich so stimmt, dass die berühmte MTV-Zeichentrickserie "Beavis And Butthead" u.a. mit dafür verantwortlich war, dass der Formation förmlich das Genick gebrochen wurde, kann ich gar nicht so genau sagen. Die Fans wissen sicherlich mehr.
Mit "IV" gibt es ganz sicher keinen Party-Rock, da kann ich den einen oder anderen Interessierten gleich mal beruhigen oder erfreuen, ganz wie man es nimmt und von welcher Seite man es betrachtet. Auch wenn der letzte Output "Pull" wohl eher floppte, wird das Konzept im Grunde genommen weiter gestrickt. Obwohl es im Jahr 2003 eine Tour gab, scheint auch für Winger das Jahr 2006 der richtige Zeitpunkt zu sein. Die Zeichen stehen wieder auf schnörkellosen Rock, die Gitarren werden wieder in Standard-Stimmung benutzt und die Reunions sind angesagter denn je.
Der Eröffnungssong "Right Up Ahead" stampft eher ungewohnt düster und heavy aus den Boxen und man ist schon geneigt, im späteren Solo-Teil leicht progressive Klänge zu erkennen. Nun, dafür sind fünf Minuten im Gesamten, und davon ja auch nur ein kleiner Anteil, wahrlich nicht genug, um sich dieser Spezies hinzugeben. Beim Intro von "Blue Suede Shoes" erhärtet sich allerdings der Verdacht, denn auch hier wird auf Sphäre gesetzt. Ich würde das als reine Absichtserklärungen bezeichnen, denn auch hier sind wir mit Einsetzen des Gesangs eigentlich wieder mehr im Mainstream als sonst wo angelangt.
Jetzt unterstellen wir mal, dass Winger genau wissen, was sie wollen und schieben diese Besonderheiten auf den musikalischen Einfluss von Gitarrist Reb Beach. Denn genau der drückt dem eingängigen Gassenhauer "Four Leaf Clover" seinen Stempel im positiven Sinne drauf. Mit einer absoluten Leichtfüßigkeit wird hier ein klasse Groove aufs Parkett gelegt. Mehr als gefällig, dass muss ich zugeben.
"Your Great Escape" strampelt geradeaus nach vorne weg und könnte sich in guter und bekannter AOR-Gesellschaft nieder lassen. Dagegen sollte man beim späteren "Generica" schon etwas öfter und genauer hinhören und die Repeat-Taste drücken, um der Sache etwas abgewinnen zu können. Aber auch das muss ja nichts Schlechtes bedeuten. Ganz im Gegenteil.
"IV" ist auf den ersten Eindruck kein Abräumer, der einen Knaller nach dem anderen in den Charts verankern wird. Dafür lohnt sich dieser Silberling aus dem Bereich des Melodic Rock, in dem er einen zwingt, ihn öfter durchlaufen zu lassen, damit dann auch wirklich alles entdeckt worden ist. Also keine Platte von der Stange und das ist doch schon mal eine ganz wesentliche Erkenntnis, bevor man sich Wingers Neue anschafft.
Line-up:
Kip Winger (Vocals, Bass, Acoustics, Keys)
Reb Beach (Guitars, Vocals)
Rod Morgenstein (Drums)
John Roth (Guitars, Vocals)
Cenk Eroglu (Keys, Guitars & Fx)
Tracklist |
01:Right Up Ahead (5:07)
02:Blue Suede Shoes (3:46)
03:Four Leaf Clover (4:18)
04:M16 (3:57)
05:Your Great Escape (3:55)
06:Disappear (3:49)
07:On A Day Like Today (6:24)
08:Livin' Just To Die (3:40)
09:Short Flight To Mexico (4:18)
10:Generica (6:33)
11:Can't Take It Back (4:07)
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