Winterborn / Farewell To Saints
Farewell To Saints Spielzeit: 55:41
Medium: CD
Label: Massacre, 2009
Stil: Melodic Power Metal

Review vom 21.04.2009


Andrea Groh
Nein, Winterborn kommen nicht aus dem gleichnamigen Ort im Donnersbergkreis in Rheinland-Pfalz, sondern wie es die Namen der Musiker schon vermuten lassen aus Kokkola in Finnland. Ihre Musik klingt für mich jedoch gar nicht mal so finster und kalt wie der finnische Winter, sondern erscheint mir eher verspielt und sommerlich, na ja, einigen wir uns auf Frühling oder Herbst…
Geboren wurde die Band 2004 (ob's im Winter war, weiß ich nicht), nachdem sie vorher ein Jahr als Mean Machine existierte und eine Coverband war. 2006 erschien eine CD mit dem klimatisch zum Namen passenden Titel "Cold Reality". Durch gute Kritiken und eine Europatour im Vorprogramm von Doro konnte man Aufmerksamkeit erregen und sich eine Fangemeinde erspielen.
Danach kam es erst einmal zu einer bandinternen Krise mit Umbesetzungen, so dass es bis Ende 2008 dauerte bis der Nachfolger "Farewell To Saints" zunächst in Japan mit einem Bonus-Track erschien, schließlich im April 2009 auch in Europa, allerdings ohne "Forever Gone".
Die Musik hierauf bewegt sich, wie schon erwähnt, im melodischen Bereich skandinavischer Sounds, leicht bombastischer Power Metal, der auch vor ruhigen Parts nicht zurückschreckt, dazu kommt ein Schuss teutonischer Heavy Metal, insbesondere die beiden Gitarristen haben dies wohl schon mal gehört. Das Keyboard hingegen ist typisch finnisch - kein Teppich, kein dezenter Hintergrundklang, sondern recht dominant und stellenweise fuddelig nach dem Motto 'schau mal wie viele verschiedene Noten ich in kürzester Zeit spielen kann'.
All diese Elemente bekommen wir bereits im ersten Song, "Black Rain", nach einem kurzen Akustikauftakt zu hören: Ein solider Midtempostamper, bei dem die Musiker alle schon mal zeigen dürfen, was sie können. "Chaos Dwells Within" kommt etwas kantiger und aggressiver daher, während "Seven Deadly Sins" recht eingängig wirkt bevor Winterborn dann richtig loslegen.
"Overture 1939" ist ein ruhiger und akustischer Auftakt zu einem Konzept über den zweiten Weltkrieg, also inhaltlich nicht ganz so fröhlich wie die Musik mir im ersten Moment erschien. Erinnert mich ein wenig an Savatage mit "Dead Winter Dead", auch wenn dort eine anderer Krieg gemeint war. Wobei jeder Krieg Leid über die Menschen bringt, gefallene Soldaten, ermordete Zivilisten und zerstörte Städte. Schade, dass ich eine Promo ohne Texte habe und keine diesbezüglichen Infos dabei sind, so kann ich leider nicht mehr dazu erklären. Daher kann ich nur spekulieren, dass Winterborn, beeinflusst von der Aufarbeitung des Jugoslawien-Konfliktes auf der "Dead Winter Dead" die Idee gehabt haben mögen, etwas Ähnliches mit der Geschichte ihres Heimatlandes Finnland und den Ereignissen des 2. Weltkrieges zu machen.
Klingt doch recht interessant und wer jetzt neugierig geworden ist, sollte ruhig mal ein Ohr riskieren, auch wenn hier die dramatische Stärke von Savatage nicht erreicht wird; Winterborn sind europäischer und bodenständiger. Wer sich also vorstellen kann, eine Kombination aus deutschem Stahl, skandinavischem Gefrickel und Bombast-Power-Metal zu mögen, sollte "Farewell To Saints" mal antesten.
Line-up:
Teemu Koskela (vocals)
Pasi Vapola (guitars)
Pasi Kauppinen (bass)
Jukka Hänninen (keyboards, backing vocals)
Lauri Bexar (drums)
Antti Hokkala (guitar)
Tracklist
01:Black Rain (4:54)
02:Chaos Dwells Within (4:25)
03:Seven Deadly Sins (5:09)
04:Overture 1939 (3:16)
05:The Winter War (5:29)
06:The land of the free (6:09)
07:Emptiness inside (6:48)
08:Nightfall symphony (5:28)
09:Last Man Standing (3:45)
10:Another World (10:22)
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