Hach, ist das schön! Sich das Debüt-Album von Wiser Time anzuhören ist fast wie Weihnachten. Oder um es mal mit Udo Lindenbergs Worten zu beschreiben: »Wenn die Heizer kommen und rocken und rollen, bis zur vollen Hysterie«! Als weiteres Statement fällt mir noch ein Kommentar von Lemmy, der lebenden Motörhead-Legende, ein: »Die Musik-Industrie versucht ja schon seit ca. 40 Jahren, den Rock'n'Roll mit immer neuem Müll und Stilrichtungen zu killen. Aber das werden sie nicht schaffen. Rock'n'Roll ist stärker als alles andere und es wird ihn immer geben.«
Weise Worte, denn wenn man sich "There And Back Again" von Wiser Time zu Gemüte führt, braucht man sich erstens um die Zukunft des Rock'n'Roll keine Gedanken zu machen und zweitens kann man zu diesem Silberling garantiert deftige Rock-Feste feiern. Die Band aus New Jersey lässt es ordentlich krachen, schiebt aber genauso gerne immer wieder mal ruhigere Songs ein und verfügt über einen warmen, authentischen Sound. Außerdem über bärenstarke Gitarren, eine heftig groovende Rhythmusabteilung und ausdrucksstarke, sowie mitreißende Vocals von Carmen Sclafani.
Apropos Sclafani: Er ist der General der Band, hat sich aber mit dem alten, erfahrenen Haudegen Anthony Krizan einen 1.Offizier an die Seite gestellt. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen gab es eigentlich gar keine feste Band, denn die wurde erst noch gesucht und somit sind neben den beiden Hauptdarstellern hier zwangsläufig viele Gäste vertreten.
"There And Back Again" startet mit "Rock'n'Roll", das, wie auch der Nachfolger "Crumbling Down", rockt wie die Hölle. Stark an den Sound der Siebziger und Bands wie die Rolling Stones und Led Zeppelin angelehnt, machen diese Songs einen Riesenspaß und lassen den Rezensenten beim Anhören einfach nicht mehr stillsitzen. Rockerherz, was willst du mehr?
"10 Years" und "Millington Station" sind ruhiger gehalten, glänzen aber ebenfalls mit tollen, gefühlvollen Gesangsmelodien und jeder Menge Feeling. "Revolution", der mit über sieben Minuten längste Track des Albums, erweckt den Eindruck einer direkt optimal umgesetzten Jam-Session. Sowohl das Piano, die Solo-Gitarre und auch mal der Bass stechen bei diesem funkigen Stück heraus. Der fünfte Song und gleichzeitig der fünfte Gewinner! Aber was schreibe ich hier groß rum, jeder einzelne der elf Tracks auf "There And Back Again" ist ein Volltreffer!
Nachdem die letzten drei Songs vom Tempo her etwas gezügelter auf uns eingeprasselt sind, hauen einen "Give You My Lovin'" und "Back For More" (mit spitzen Slide-Gitarrenarbeit) dann aber wieder dermaßen vom Rock-Hocker, dass es eine wahre Pracht ist. Bei den letzten drei Songs lassen es Wiser Time dann wieder entspannter angehen und der Longplayer klingt mit "What You Give" optimal aus.
Die Stones- und Led Zeppelin-Einflüsse hatte ich bereits erwähnt, aber wenn man denn unbedingt eine Band nennen will, bei der die Verwandtschaft am deutlichsten rauszuhören ist, dann bitte schön: Das wären in diesem Fall The Black Crowes, worauf auch bereits der Bandname der Protagonisten hinweist ("Wiser Time" ist auch der Titel eines alten Crowes-Tracks).
Dennoch steht außer Frage, dass dieses Quartett eine ganz eigene Note hat. Zu den sowieso schon überzeugenden Songs gesellen sich ein tolles Gespür für zwingende Melodien und Arrangements, ein voller, warmer Gesamtsound und Variabilität durch sorgfältig platzierte, zwar sparsam, gerade deshalb aber umso wertvoller eingesetzte Instrumente wie die Hammond B-3, Slide-Gitarren oder die Harmonica.
Man kann es nicht oft genug sagen: Es gibt keinen Ausfall, nicht mal den Ansatz zu Mittelmaß auf diesem Album und nur um der Band weitere, zukünftige Höhepunkte nicht zu rauben (bzw. um Luft nach oben zu lassen), verteile ich 9 RockTimes-Uhren mit einer klaren Tendenz nach oben. Davon abgesehen fällt mir nur noch ein Wort zu diesem Silberling ein: Zugreifen!
Line-up:
Carmen Sclafani (guitars, vocals)
Anthony Krizan (guitars, background vocals)
John Hummel (drums)
Todd Lanka (bass)
Tracklist |
01:Rock'n'Roll
02:Crumbling Down
03:10 Years
04:Millington Station
05:Revolution
06:Give You My Lovin'
07:Back For More
08:Had Enough
09:Better Off Dead
10:Divided
11:What You Give
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