Andy Powell:
Ich mag es, Songs irgendwo in der Sonne sitzend zu schreiben.
Andy Powell Wishbone Ash sind nach wie vor eine Legende.
Wir hatten die Gelegenheit, mit dem Gitarristen und Sänger Andy Powell einige Worte zu wechseln.



Interview vom 12.04.2007


Jürgen Bauerochse
RockTimes: Ihr seid gerade auf "Clan Destiny"-Tour. Trotzdem gibt es nur relativ wenige Songs dieses Albums zu hören. Reicht das aus, um die Scheibe optimal zu promoten?
Andy: Ich glaube, wir haben in den letzten Monaten bis auf zwei Songs alles von der CD gespielt. Vielleicht warst du ja gerade nicht bei der Show, wo wir fast alle Songs gespielt haben.
RockTimes: Nachdem "Bona Fide" ganz in Richtung Argus und "There's The Rub" gegangen ist, wo würdest Du "Clan Destiny" musikalisch einordnen?
Andy: Na ja, das ist alles eine Sache der persönlichen Sichtweise. Ich glaube, "Clan Destiny" geht vielleicht ein wenig mehr in Richtung des "New England"-Albums. Obwohl ein Song wie "The Raven" diese mystischen Momente des "Argus"-Albums beinhaltet.
RockTimes: Wishbone Ash ist in den letzten Jahren fast pausenlos auf Tour. Wo nehmt Ihr dazwischen die Zeit für das Schreiben neuer Songs und die Studio-Arbeit her?
Andy: Ich mag es, Songs irgendwo in der Sonne sitzend zu schreiben. Normalerweise mache ich das im Sommer auf der Veranda. Nur ich mit meiner akustischen Gitarre und einem Notizblock. Obwohl es immer noch Spaß macht mit der Band zu jammen, kommen wir mit neuen musikalischen Ideen zu den Proben.
RockTimes: Apropos Songwriting. Die Musik von Wishbone Ash ist doch sehr vielseitig und differenziert. Wie entsteht so ein typischer Ash-Song, wie z.B. ein Meisterwerk wie "Phoenix"? Wie muss ich mir den Ablauf beim Komponieren vorstellen?
Andy: Tja, dieser Song war sehr wohl das Ergebnis eines Proben-Jams. Veredelt wurde er, nachdem wir ihn Abend für Abend auf der Bühne spielten.
Erst kürzlich haben wir ihn aufleben lassen und er hat sich auch weiter verändert.
RockTimes: In der jüngeren Vergangenheit kamen auch etliche CDs mit alten Studio-Tracks auf den Markt. Arbeitet Ihr jetzt systematisch die alten Archive auf und was können wir in dieser Richtung noch erwarten?
Andy: Wir haben eine feste Gruppe von Fans, Sammlern und Tape Heads, die uns überall hin folgen und gleichzeitig kommt vieles von dem, was wir machen, auf irgendjemands Festplatte. Genau genommen sind wir keine Jam-Band, unsere Setlist wechselt häufig und einige Leute protokollieren, wie sich die Band entwickelt. In Kürze werden wir das dritte Album aus einer CD-Serie, die "Tracks" heißt, veröffentlichen. Es wird eine 3-fach-CD sein; mit Live-Material, elektrisch Verstärktem und Akustischem aus den letzten paar Jahren mit einem breiten Spektrum von Songs. Die Leute haben Spaß daran und sind offen dafür, dieses Material zu kaufen.
RockTimes: Seit 2001 steht für mich in jedem Jahr ein Wishbone Ash-Konzert auf dem Terminplan. Ich habe Euch also mit Mark Birch, Ben Granfelt und 'Muddy' gesehen und eigentlich nie einen Qualitätsverlust feststellen können. Woher nimmst Du immer die Gitarristen, mit denen Du so perfekt harmonierst?
Andy: Darüber bin ich mir bewusst und wenn mir ein bestimmter Musiker-Typ mit musikalischer Tiefe und Integrität über den Weg läuft, mache ich mir eine Notiz. Außerdem bin ich, meiner bescheidenen Meinung nach, ein guter Bandleader geworden, ich bin bestrebt, den Standard der Band auf einem hohen Level zu halten.
RockTimes: Auffällig ist auch die Tatsache, dass die zweite Gitarre in der letzten Zeit fest in finnischer Hand ist. Habt Ihr dort besonders viele Fans, oder ist alles nur reiner Zufall?
Andy: Unser neuer Gitarrist, Muddy Manninen, spielte früher zusammen mit unserem vorherigen Gitarristen Ben Granfelt in einer Twin-Guitar Band mit dem Namen Gringos Locos. Es war ein normaler Übergang. Hinzu kommt, dass es einige sehr gute Musiker in Finnland zu geben scheint. Das muss von diesen langen, dunklen Abenden kommen.
RockTimes: Ist das jetzige Band Line-up die Idealbesetzung für die nächsten Jahre? Auf der Bühne wirkt Ihr perfekt aufeinander eingespielt.
Andy: Wir hoffen es, aber wir sind keine Wahrsager. Momentan scheint es ja gut zu laufen und dafür bin ich dankbar.
RockTimes: Egal, ob Ihr ein neues Album am Start habt oder nicht, die Konzerte sind immer sehr gut besucht. Macht Dich das eigentlich stolz, so eine Musik zu spielen, die auch nach über dreißig Jahren immer noch so gefragt ist?
Andy: Es macht mich schon sehr stolz, dass unsere Konzerte immer gut besucht sind. Da werde ich schon etwas verlegen dabei. Es bedeutet, dass wir irgendwas richtig machen, denke ich.
RockTimes: Es geht sogar so weit, dass ich immer wieder die Frage höre, warum Ihr nur einmal im Jahr in Deutschland tourt. Viele Fans würden Euch auch gern mehrmals hier begrüßen. Wäre das, abgesehen von der Terminplanung, sinnvoll, oder hältst Du das für übertrieben?
Andy: Einige Leute aus dem Business sagten mir, dass sogar eine Tour pro Jahr zu viel ist und dass wir nur alle zwei Jahre touren sollten. Bei einer Tour im Januar fühle ich mich ok, obwohl - in Deutschland spielen wir auch einige Konzerte im Sommer.
RockTimes: Gibt es eigentlich Unterschiede im Verhalten der deutschen Fans im Vergleich mit den anderen, oder werdet Ihr überall gleich euphorisch empfangen und gefeiert?
Andy: Vielleicht sind die amerikanischen Fans etwas lauter, aber generell sprechen wir heutzutage alle die Sprache der Musik und es gibt in den unterschiedlichen Ländern nur sehr geringe Unterschiede zwischen den Zuschauern.
RockTimes: Für mich als Wishbone Ash-Fan der ersten Stunde ist auch die jeweilige Setlist Eurer Konzerte sehr interessant, da immer wieder recht selten gespielte Songs eingestreut werden. Entscheidet Ihr über die Songauswahl ganz spontan von Gig zu Gig, oder steht der Plan immer felsenfest?
Andy: Wir müssen sicher gehen, dass die Songs geprobt wurden, weil ich keine laufende Inventarliste der von uns geschriebenen Songs im Kopf habe. Aber wir achten schon darauf, was sich die Fans an Lieblingssongs, die längere Zeit nicht gespielt wurden, wünschen. Z.B. sind "Sorrel" und "Valedication" zwei aktuelle Bespiele für Songs aus der Vergangenheit.
RockTimes: Wenn man Euch auf der Bühne beobachtet, dann hat man den Eindruck, Wishbone Ash strotzen nur so vor Energie und Spielfreude. Geht der Zahn der Zeit wirklich so spurlos an Euch vorüber, oder fordert der jahrelange Tourstress auch ab und zu mal seinen Tribut?
Andy: Touren ist Stress, aber wir können ziemlich gut mit dem Stress umgehen. Es ist wichtig, auf der Bühne unter Spannung zu stehen. Dafür bezahlen die Konzertbesucher Geld. Sie wollen keine Band, die ihr Repertoire einfach runterspielt. Wir mögen es, unseren Auftritten etwas Einmaliges zu geben. Es ist Show-Time, wenn wir da oben stehen - Dinge können geschehen/die Fetzen können und sollten fliegen! Was den Zahn der Zeit angeh; die Zeit steht still, wenn du da oben auf der Bühne stehst.
RockTimes: Was machen eigentlich die übrigen Gründungsmitglieder von Wishbone Ash? Hast Du noch Kontakt zu ihnen? Musikalisch hört man ja so gut wie nichts mehr von Martin, Ted und Steve.
Andy: Kürzlich war Ted Turner im UK für einige Songs mit auf der Bühne. Das hat Spaß gemacht. Obgleich ich nicht glaube, dass er heutzutage ein Vollzeit-Musiker ist. Was Martin und Steve angeht, hatte ich während der 90er-Jahre Kontakt, aber jetzt scheint Wishbone Ash einfach zu beschäftigt zu sein. Außerdem leben wir in unterschiedlichen Ländern.
RockTimes: Wie geht's in Zukunft weiter mit Euch? Ist ein neues Studio-Album geplant oder vielleicht schon in Arbeit?
Andy: Ja. Tatsächlich haben wir ein neues Album in Arbeit und wir hoffen, es wird im Oktober veröffentlicht.
RockTimes: Auch ein neuer Live-Mitschnitt würde Wishbone Ash sehr gut zu Gesicht stehen, immerhin ist "Almighty Blues" auch schon wieder drei Jahre alt!:-) Wie wäre es mit einem Live-Album voller absoluter Raritäten?
Andy: Vorhin habe ich ja schon die Live-CD erwähnt, aber wir haben in der Hamburger Fabrik auch eine DVD aufgenommen. Auf jeden Fall wird parallel dazu auch eine Audio-CD veröffentlicht.
RockTimes: Andy, die gesamte RockTimes-Redaktion wünscht Euch weiterhin viel Erfolg für die Zukunft, und ich ganz persönlich hoffe, dass ich noch über viele Wishbone Ash-Konzerte in Deutschland berichten kann. Vielen Dank, dass Du Dir für uns Zeit genommen hast!
Andy: Ihr seid sehr nett. Es ist immer eine Freude, in Deutschland zu touren und ich habe das Gefühl, dass die deutschen Fans sowohl in guten wie in schlechten Zeiten immer zu Wishbone Ash gestanden haben. Dafür bin ich sehr dankbar. Schöne Grüße an Euch alle.
Wir danken William von 'Glass Onyon', der uns das Gespräch mit Andy Powell ermöglicht hat.
RockTimes welcomes our foreign guests
RockTimes: Right now you are on the "Clan Destiny"-tour. Nevertheless there aren't many new songs from that album to listen to. Does that suffice to promote the record optimally?
Andy: I think we've played all but two songs from the CD in recent months. Perhaps you were just not at a show where we covered most of them.
RockTimes: After "Bona Fide" went into the direction of "Argus " and "There's The Rub", where would you musically rank "Clan Destiny"?
Andy: Well, it's all a matter of personal opinion. I believe clan destiny is perhaps a little more towards the new england album possibly. Although a song like 'The Raven ' has those mystical elements of the Argus album in it.
RockTimes: During the past years Wishbone Ash has been on tour nearly non-stop. Where do you take time off for writing new songs and your studio-work?
Andy: I like to write songs sitting in the sun somewhere, usually at home in the summer on the front porch. Just me and an acoustic guitar and a notebook. Although it's still fun to jam with the band at rehearsals and come up with new musical ideas.
RockTimes: By the way: songwriting. The music of Wishbone Ash is very eclectic and differentiated. How arise such typical Ash-songs like on the masterpiece "Phoenix "? How do I have to imagine the course of composing?
Andy: Well, that song was very much the result of a rehearsal jam that just got refined as we went along playing it on stage night after night. Most recently we've revived it and it's been mutating and changing even further.
RockTimes: Recently a number of CDs with old studio-tracks were released. Do you work up the old archive and what else can we expect out of that direction?
Andy: Well, we have a very dedicated group of fans and collectors and 'tape heads' who follow us around and at the same time quite a lot of what we do makes it on to someone's hard drive. We are not exactly a jam band but our set lists change frequently and people like a record of how the band developes. we will soon release number 3 in a CD series called 'tracks'. It's a 3 CD set of live material, electric and acoustic from the last few years with a large range of material featured on it. People find it fun and enlightening to access this live material.
RockTimes: Every year since 2001 there is at least one WA-concert in my schedule. So I saw you with Mark Birch, Ben Granfelt and Muddy and I never could detect a deterioration of quality. Where do you recruit the guitarists that harmonise so perfectly with you?
Andy: I just keep myself aware and if a certain type of musician with depth and integrity crosses my radar, then I make a note of that person. I have also become (in my humble opinion) a good band leader and I strive to keep the standard high in this band.
RockTimes: Striking is the fact that of late the second guitar is in Finnish hands. Do you have many fans there or is it by accident?
Andy: Well our new guitar player, Muddy Manninen had played in the past with our previous guitar player, Ben Granfelt in a twin guitar band called Gringos Locos. that was a quite natural transition. Co-incidentally, there do seem to be some very good musicians in Finland. it must be a result of those long dark winter evenings.
RockTimes: Is the current line-up the perfect one for the future? On stage it seems you play together perfecty.
Andy: We hope so but we are not fortune tellers. Right now it seems to be working very well and for that I am grateful.
RockTimes: It doesn't matter whether you've released a new album or not, the concerts are always very good attended. Are you proud of playing music that even after 30 years is in great demand?
Andy: I'm very proud of the fact that our concerts are always well- attended. I also feel very humble and priveleged about that. It means we must be doing something right, I guess.
RockTimes: There's one questation I evrey often hear: Why do you tour Germany only once a year? Many fans would welcome you more often here. Would that be, except looking at your schedule, reasonable or is it exaggerated?
Andy: Some people on the business side say to me that even one tour a year is too much and that we should think about making it one tour every two years. One tour in january each year feels right to me though - plus, we also play some summer concerts in Germany too.
RockTimes: Are there differences in behaviour of German fans compared to others or are you everywhere welcomed and acclaimed in the same way?
Andy: Perhaps american fans can be a little noisier but generally we all speak the language of music and these days there's very little difference between the style of the audiences in different countries.
RockTimes: Always very interesting for me as a Wishbone Ash fan is your setlist of your concerts because you often intersperse seldom played songs. Do you decide on your songs spontaneously from gig to gig or is the setlist always fixed?
Andy: Well we have to make sure those songs are rehearsed since I don't have a running inventory of all the songs we've ever written in my head. But we do pay attention to what fans request of us in the way of wanting to hear favourite songs that have not been played for a long time. 'Sorrel' and 'Valediction' would be two recent examples of songs like that from the past.
RockTimes: Watching you on stage one gets the impression Wishbone Ash bristles with energy and a lot of spirit. Do you feel the ravages of time or does the tour stress sometimes take its toll?
Andy: Touring is stressful but we are all pretty good at managing this stress. It's important to really be energised on stage. That's what the audience is paying money for . They don't want to see a band just 'going through the motions'. We like to have a sense of occasion about our performances. It's show time when we get up there - things can happen / sparks can and should fly! As for the ravages of time ; time stands still when you are up there on stage.
RockTimes: What do the other founding members of WA do? Are you in contact with them? Concerning music one doesn't hear much from Martin, Ted and Steve.
Andy: Recently Ted Turner joined us on stage in the u.k. for a couple of songs. That was fun. Though I don't believe he is full time playing music these days. As for Martin and Steve I had contact during the 90's but of late Wishbone Ash seems to have been just too busy. We all live in different countries in fact.
RockTimes: What are your plans for the future? Is a new album planned or already in progress?
Andy: Yes, actually, we do have a new album in progress and we are hoping to have it ready for release around october.
RockTimes: A new Wishbone Ash live-album would be very good. After all "Almighty Blues" is already three years old!:-) How would it be with a live album full of rarities?
Andy: Well, the aforementioned tracks III CD should fit the bill but we also recently recorded a live DVD at Hamburg's Fabrik so there will no doubt be a CD of the audio tracks to go along with that release.
RockTimes: Andy, the total RockTimes editiorial staff wishes you much success for the future and personally I hope to review many more Wishbone Ash concerts in Germany. Thank you for taking your time!
Andy: You are very kind. It's always a pleasure to tour germany and I feel the german fans have kept loyal to Wishbone Ash through the good times and bad times and for that I am truly grateful. Best wishes to you all.
Thanks to William from 'Glass Onyon' for arranging this interview.
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