Witchcraft / The Alchemist
The Alchemist Spielzeit: 43:18
Medium: CD
Label: Rise Above Records, 2007
Stil: Classic Rock

Review vom 03.10.2007


Markus Kerren
Örebrö, Schweden, im Jahr 2003. Vier Musiker finden sich zusammen und gründen eine Band mit dem mysteriösen Namen Witchcraft.
Zeitsprung - wir befinden uns im Spätsommer 2007, Witchcraft sind auf ausgedehnter USA-Tour und das bereits dritte Album, "The Alchemist", steht kurz vor der Veröffentlichung. Alleine diese wenigen Informationen lassen erkennen, dass die vier Schweden bereits vieles richtig gemacht haben.
Und das mit einem Retro-Sound, wie er kaum authentischer nach den Siebzigern klingen könnte. "The Alchemist" sammelt vom ersten Akkord an Sympathie-Punkte durch äußerst homogene Klanglandschaften, 'Down to earth'-Kompositionen und technisches Können, was insgesamt ein sehr überzeugendes Bild entstehen lässt, das sehr leichtfüßig aus den Boxen spaziert kommt.
Gerade mal sieben Songs hat das Quartett für ihr drittes Album am Start, die zugegebenermaßen dafür aber längere Laufzeiten haben. "Walk Between The Lines" besticht durch ein treibendes Rock-Riff, effektive Drum-Rolls und eine super Solo-Gitarre. Ein abwechslungsreiches Arrangement, gekonntes Interplay von akustischer und elektrischer Gitarre, sowie der warme Sound tun ihr übriges. Beim Gesang ist ein starker Akzent festzustellen, aber wen stört das schon, wenn man begriffen hat, dass Rock'n'Roll ein internationales Lebensgefühl ist, das sich an solchen Kleinigkeiten wie Sprachen nicht weiter stört.
Bei "If Crimson Was Your Colour" verfährt man nach demselben Muster, wobei hier noch ein inspiriertes Keyboard zusätzliche Farbtupfer setzt. Geschwindigkeitsmäßig wird sogar noch einer draufgelegt. Das einzige Mosaikstückchen, das mir als etwas schwächer auffällt, ist der Gesang, der einfach nicht kraftvoll genug ist. Wobei mir hier die Neil Young-Freunde wahrscheinlich heftigst widersprechen werden. Was ich auch akzeptiere, denn die Geschmäcker sind schließlich verschieden.
Beim dritten Track "Leva" ist dann aber der Gesang die größte Überraschung, denn die Lyrics werden auf (vermutlich) schwedisch vorgetragen. Bei Song Nummer vier, namentlich "Hey Doctor", ist erstmal Schluss mit lustig und wir werden mitten ins Jahr 1972, bzw. das Black Sabbath-Album "Volume 4" katapultiert. Tiefe Gitarrenriffs reflektieren das Feeling des Sabbath-Tracks "Wheels Of Confusion" und überzeugen trotz der nahen Verwandschaft zu den Herren um Tony Iommi. Außer dass der Gesang mit Ozzy zu seiner vielleicht besten Zeit wieder nicht ganz mithalten kann. "Samatarian Burdon" führt den Reigen mit weiteren Sound-Anlehnungen an die vier Engländer fort, behält aber auch wieder seine eigene Note.
Mein Favorit auf diesem Album nennt sich "Remembered" und startet mit einem superklasse Gitarrenlick, bevor die Iommi-mäßige Rhythmus-Gitarre wieder durchkommt. Und irgendwie schließt sich auch hier wieder der Kreis zu dem bereits erwähnten Neil Young, denn auch an den Kanadier erinnert der Track im Verlaufe seiner guten fünf Minuten Spielzeit.
Das Herzstück des Albums stellt sicherlich der knapp viertelstündige und in drei Parts aufgeteilte Titeltrack dar. Nach rockigem Anfangsriff bestimmt der Gesang, begleitet von akustischer Gitarre, das Geschehen, bevor eine atmosphärische Flöte hinzukommt. Ein wunderbar organischer Sound breitet sich aus, bevor eine fette Rhythmus-Gitarre die Dynamik deutlich erhöht und fast so schnell wieder verschwindet, wie sie aufgetaucht ist. Der Ritt geht weiter und Witchcraft führen uns durch musikalische Traumlandschaften, neu entkorkte Riffs und Hommagen an Neil Young, bis nach über elf Minuten alles vorbei zu sein scheint.
Scheint - denn nach zwei Minuten Leerlauf bekommen wir noch ein paar Soundeffekte und ein bisschen Gitarre geboten, bis der Titeltrack nach 14:36 Minuten endgültig ein Ende findet.
"The Alchemist" ist ein geiles Rockalbum, dass ohne technische Spielereien, dafür aber mit einem sehr warmen, organischen Sound gesegnet ist und jede Menge Spaß macht. Bleibt zu hoffen, dass uns Witchcraft bald auch mal live von ihren Qualitäten überzeugen wollen.
Line-up:
Magnus Pelander (vocals, electric guitar)
John Hoyles (electric and acoustic guitar)
Ola Henriksson (bass)
Fredrik Jansson (drums and percussion)
Tracklist
01:Walk Between The Lines
02:If Crimson Was Your Colour
03:Leva
04:Hey Doctor
05:Samaritan Burdon
06:Remembered
07:The Alchemist (Parts I, II and III)
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