Es ist schier unglaublich, welch technische Feinheit auf diesem Langeisen präsentiert wird! Die Kalifornier With Passion brennen auf ihrem Debütalbum, das den ultralangen und ultrakryptischen Titel "What We See When We Shut Our Eyes" trägt, ein wahres Feuerwerk ab und legen mal eben die Messlatte für jegliche Gitarristen ein ganzes Stück höher.
Die Arbeit an den sechs Saiten ist wirklich sehr filigran: Wunderbar melodische (häufig zweistimmige) Leads finden sich quasi in jedem einzelnen Song wieder und wechseln sich mit verdammt fetten, akzentuierten Riffs ab. Auch charakterisieren viele Instrumentalpassagen die Songs und geben den beiden Ausnahmegitarristen Jeffrey Morgan und John Abernathy somit genügend Spielraum, um sich und ihr Können gebührend in Szene zu setzen. Darüber hinaus sind teilweise auch ruhige, akustische Passagen zu hören, die das Klangspektrum angenehm erweitern.
Ein weiterer Eckpfeiler im Sound von With Passion ist Schlagwerker Greg Donnelly. Er versteht es, sein Drumkit anständig zu verprügeln und geht dabei sehr präzise zu Werke. Oftmals sind es seine maschinengewehrartigen Salven, die mich neben den Gitarren besonders beeindrucken (z.B. "Tales Of Sirens", "R.J. MacReady" oder der Titelsong). Dieser Mann ist definitiv ein Meister seines Faches, und es macht Freude, ihm beim Spielen zuzuhören.
Der Gesang von Fidel Campos dagegen ist gar nicht mein Fall und passt auch nicht so recht ins Soundgewand der Band. Diese Hardcore-Vocals gehen mir schon nach dem dritten Song gehörig auf die Nerven, so dass es trotz der musikalischen Klasse doch schwer ist, sich das Album am Stück anzuhören. Dieses gefühllose Brüllen nimmt leider viel von der Atmosphäre, die durch die Gitarrenarbeit entsteht.
Im Großen und Ganzen sind alle zehn Songs sehr melodisch gehalten, wofür natürlich die verspielten Lead-Gitarren-Läufe verantwortlich sind. Das häufige Highspeed-Geschredder mag zwar dem einen oder anderen auf Dauer auf die Nerven gehen, mir aber sagt das Album (in musikalischer Hinsicht) sehr zu. Auch die Produktion tönt druckvoll, aber sehr transparent aus den Boxen und präsentiert With Passions 'Gitarrengewichse' in einem anständigen Rahmen. Als Produzent konnte man im Übrigen Erik Rutan verpflichten, der wahrlich kein unbeschriebenes Blatt ist, arbeitete er doch bereits mit Bands wie Morbid Angel oder Hate Eternal zusammen.
Highlights des Albums:
Der Opener "Pale Horse's Ride", der mit verspielten, melodiösen Lead-Gitarren, aggressiven Death-Metal-Riffs, ruhigen Akustikgitarren und abwechslungsreichen Rhythmusvariationen aufwartet. With Passion zeigen gleich im ersten Stück ganz eindeutig, was sie auf dem Kasten haben!
Das siebenminütige Titelstück muss hier auch Erwähnung finden, beginnt es doch mit anspruchsvollen Rhythmen, weist absolut geile Breaks auf und glänzt darüber hinaus abermals mit atemberaubenden Leads. Geil ist auch die ruhige, getragene Instrumentalpassage in der Mitte des Stückes (cleane Gitarrenklänge), die für noch mehr Abwechslung sorgt. Das Stück findet nach weiteren Bolz-Parts ein ruhiges Ende.
Weitere Anspieltipps: "Tales Of Sirens", "R.J. MacReady" oder der Rausschmeißer "A Road For The Worthy".
Insgesamt ist With Passion hier ein sehr gutes Debütalbum gelungen, welches ganz besonders durch seine unglaubliche Verspieltheit und den technischen Anspruch begeistert. Es mangelt darüber hinaus nicht an Aggression, aber dennoch sind auch viele ruhige, getragene Momente vorhanden. Einziger Schwachpunkt von "What We See When We Shut Our Eyes" ist meiner Meinung nach der wirklich schlechte Gesang... Fans von At The Gates oder Necrophagist kann ich die Scheibe wärmstens ans Herz legen.
Line-up:
Greg Donelly (drums)
Jeffrey Morgan (guitar)
Fidel Campos (vocals)
Michael Nordeen (bass)
John Abernathy (guitar)
Tracklist |
01:Pale Horse's Ride (4:39)
02:Through The Smoke Lies A Path (6:45)
03:What We See When We Shut Our Eyes (7:06)
04:Triumph Over Tragedy (0:53)
05:Tales Of Sirens (6:31)
06:Encryption (3:52)
07:R.J. MacReady (5:18)
08:Forgotten Amongst Screams (4:52)
09:Vengeance In Departure (6:09)
10:A Road For The Worthy (6:31)
|
|
Externe Links:
|