Zwei ganz große Namen der Country-Szene treffen auf dem Album "Dwight Sings Buck" aufeinander. Lassen wir dem Alter mal den Vorzug: Buck Owens war Ende der Fünfziger und in den Sechzigern einer der absoluten Country-Superstars in den USA und reihte scheinbar mühe- und endlos Hit an Hit. Grundsätzlich wird ja Nashville als die Country-Hochburg schlechthin angesehen. Owens, der in Kalifornien beheimatet war, entwickelte jedoch einen ganz neuen, elektrischen, kantigeren und damals aufmüpfigen Stil, der recht bald als der 'Bakersfield-Sound' in die Geschichte eingehen sollte.
Zeitsprung! Im Jahr 1987 überredete der junge und aufstrebende Dwight Yoakam sein mittlerweile komplett in der Versenkung verschwundenes Idol zu einem Duett und somit zu Owens' Comeback. "Streets Of Baltimore" (im Jahr 1973 auch schon von Gram Parsons veröffentlicht) wurde dann zum Überraschungs-, aber auch letzten Nr. 1 Hit für den Altstar. Über die nächsten zwei Jahrzehnte entwickelte sich eine dicke Männerfreundschaft zwischen den beiden, während Yoakam in dieser Zeit zu dem absoluten Superstar (bis heute ca. 20 Millionen verkaufte Alben) aufstieg, der Buck Owens in den Sechzigern war.
Am 25. März verstarb der Altmeister, was Yoakam zu der Entscheidung veranlasste, seinem Idol und Freund eine letzte und angemessene Ehre zu erweisen. Fünfzehn Owens-Stücke hat sich Yoakam ausgesucht, die er mit schlanker Bandbesetzung auf seinem neuen Album zum Besten gibt. Und um es gleich vorwegzunehmen: Dieser Silberling macht einen Höllenspaß!
Ein Wort noch zu Dwight Yoakam: Im Gegensatz zu bereits erwähntem Gram Parsons, der ca. 20 Jahre davor, da seiner Zeit zu weit voraus, erfolgsmäßig total den Bach runterging, hatte Yoakam mit seinem raueren und rockigeren Stil in den Achtzigern und Neunzigern das Publikum plötzlich auf seiner Seite.
Und so kommen auch die neueingespielten Buck Owens-Klassiker knackig und frisch, zeitweise gar rockig daher. Yoakam hat dieses Jodel-Element in seinen Gesangsstil integriert, an dem sich die Geschmäcker scheiden. Mir macht es nichts aus und davon abgesehen ist er ein starker und überzeugender Sänger. Dass dieses Projekt eine Herzensangelegenheit für ihn war, hört man den 15 Titeln ebenfalls an, da außer der etwas härteren Gangart ziemlich nahe an den Originalversionen geblieben wurde. Meine persönlichen Favoriten sind "Act Naturally", "Close Up The Honky Tonks" und "Together Again", die sicherlich jedermann/frau im Leben hörtechnisch schon mal über den Weg gelaufen sind. Aber auch die meisten anderen Tracks stehen den genannten drei in nicht viel nach. Die Texte sind in seltenen Fällen (z.B. "Excuse Me (I Think I Got A Heartache)") etwas zu triefend und ein bisschen zu sehr auf die Tränendrüse drückend, aber meistens ist auch diesbezüglich alles in Ordnung.
Sehr stark ist auch die Band, wobei ich besonders Eddie Perez (The Mavericks) erwähnen möchte, der praktisch die Rolle von Buck Owens' damaligem 1. Offizier und Telecaster-Zauberer Don Rich übernahm. Außerdem steuert er sehr überzeugende Background bzw. Harmony Vocals bei.
Im Endeffekt 15 alte Songs, hier neu, modern und mit sowohl Respekt, als auch
Leidenschaft eingespielt. "Dwight Sings Buck" ist genau das, was ich unter Country-Musik verstehe. Und nicht all diese Pop-Liedchen (in die sich irgendwann zufällig mal eine Pedal Steel oder ähnliches verläuft), die einem das US-Fernsehen heute als Country verkaufen will. Leider gelingt dieses Unterfangen auch recht gut.
Zum Glück gibt es aber noch Leute wie z.B. Dwight Yoakam, die wissen, wo die Essenz dieser Musik liegt und sich derer Ursprünge bewusst sind. Außerdem Qualität zu schätzen wissen! Ich vergebe zwar keine Bewertung für Coveralben, aber dennoch ist diese Scheibe ein dicker Tipp für jeden, der mit Country etwas anfangen kann und für alle, die sich mit dem 'real deal' bekannt machen wollen. Klasse Geschichte!
Line-up:
Dwight Yoakam (lead vocals, acoustic guitar)
Eddie Perez (electric guitar, electric sitar, harmony vocals)
Josh Grange (pedal steel guitar, piano, organ, Wurlitzer)
Kevin Smith (bass guitar)
Mitch Marine (drums)
Tracklist |
01:My Heart Skips A Beat
02:Foolin' Around
03:I Don't Care (Just As Long As You Love Me)
04:Only You (Can Break My Heart)
05:Act Naturally
06:Down On The Corner Of Love
07:Cryin' Time
08:Above And Beyond
09:Love's Gonna Live Here
10:Close Up The Honky Tonks
11:Under Your Spell Again
12:Your Tender Loving Care
13:Excuse Me (I Think I've Got A Heartache)
14:Think Of Me
15:Together Again
|
|
Externe Links:
|