Edo Zanki / Hautnah
Hautnah Spielzeit: 52:38
Medium: CD
Label: Brother Records/Edel, 2013
Stil: Pop

Review vom 14.08.2013


Wolfgang Giese
Einige Zeit ist es schon wieder her, dass eine Liveplatte des Musikers erschien. Vor zwei Jahren gab es wieder ein Studioalbum, "Zu viele Engel". Dieses habe ich mir vor der Betrachtung der neuen Platte noch einmal vergleichend zu Gemüte geführt. Vorab, es gefällt mir gut… und das neue Album etwas weniger. Warum? Dazu später.
Im Rahmen einer Tournee war Edo Zanki mit einer kleinen Formation unterwegs. Die Tour trug den Namen 'Hautnah', genau wie die neue CD. Gespielt wurden eigene Songs wie auch solche anderer Künstler. Dabei oft im kleinen, intimen Kreis, mit Einsatz akustischer Instrumente und Gestaltung - einige der Songs in neuen, fragileren und sensibleren Versionen. Angeregt von der Intensität und Nähe dieser Abende soll die Idee geboren worden sein, diese Atmosphäre auch auf eine CD zu bannen. Aber nicht ein Livemitschnitt sollte es werden, sondern im Rahmen eines neuen Studioalbums der Geist der Tour hierfür eingefangen werden. So sagt Zanki selbst dazu: »Nicht höher, nicht schneller, nicht weiter - sondern tiefer, langsamer und näher! Musikalisches Slow Food.«
Auf der aktuellen Platte finden sich zwei alte Titel, "Delphine reiten" und "Mann in den besten Jahren" von 1994 bzw. 1995. Ein guter Anlass, einen Vergleich durchzuführen. Das groovig-schleppende "Delphine reiten", dieser umweltkritische Song, ist in der Neufassung atmosphärisch erweitert worden, beinhaltet leicht orientalisch anmutende Klänge und wird durch den Einsatz der Violine aus meiner Sicht sehr aufgewertet - eins zu null für die neue Version. Der "Mann in den besten Jahren" ist einer der 'Rocker' in Zankis Repertoire und zählt in seiner Umsetzung nicht zu meinen Lieblingssongs des Künstlers. So wirkt er in der 95er-Version auf mich ein wenig hektisch vorgetragen. In die Neufassung hat sich nun ein starker Groove eingeschlichen, eine gewisse Lässigkeit im Vortrag ist unüberhörbar, Bläserarrangements runden passend ab, eine gelungene Interpretation, bis auf eine Ausnahme. Den Backgroundgesang halte ich für sehr 'aufdringlich' und recht grob gehalten. Allenfalls könnte ich das als augenzwinkernde Betrachtung eines harten Mannes interpretieren, den sonst so eleganten Stil des Titels unterbricht das jedenfalls. Im Übrigen klingt dieser Song sehr stark nach den Rolling Stones.
Etwas anderes - vielleicht habe ich ja auch etwas falsch verstanden: Wenn ich lese, dass anlässlich der Tournee die Songs offensichtlich in einer Art 'Unplugged-Atmosphäre' geboten wurden und dieses nun im Studio nachempfunden werden sollte, dann passt diese Intention für mich so gar nicht. Denn letztlich herrschen hier, wie auch bei allen anderen Platten, elektrische Interpretationen aller Songs vor - nun, einige etwas ruhiger gehaltene Songs mögen wohl in diese Richtung gehen. "Bye Bye" zum Beispiel oder allenfalls der Bonustrack "Weit übers Meer" noch, doch hätte ich wesentlich interessanter gefunden, die ausgewählten Songs in wirklich rein akustischer Atmosphäre präsentiert geboten bekommen zu haben.
Über die Mischung deutsch- und englischsprachiger Songs mag man streiten, das war halt die Absicht, geht auch in Ordnung so. Doch kann Zanki seinen eigenen Stil besser in Deutsch ausdrücken, es kommt einfach überzeugender und schlüssiger rüber! So gefallen mir die Originale der Fremdkompositionen ausnahmslos besser und in den Neuinterpretationen sehe ich für mich keinen Zugewinn - ich denke, in Livekonzerten hat das besser gepasst. Leider haben aufgrund der Idee zu dieser Platte nur zwei neue Songs Eingang gefunden, es handelt sich hierbei um die Titel sechs und zehn.
Zwar ist es im Ergebnis wieder ein gutes Album geworden, mit überwiegend gutem, für den Künstler typischen Groove, doch neben bereits erwähnten Einschränkungen fällt mir noch auf, dass es Veränderungen im Gesang gegeben hat, die bereits auch schon beim vorherigen Album ansatzweise auftraten. Der Vortrag erscheint mir einerseits weniger leidenschaftlich, andererseits aber auch gelassener und ruhiger. Im Übrigen fehlt mir bei dieser Platte die Geschlossenheit des Vorgängeralbums. So bin ich gespannt darauf, wie es musikalisch weitergehen wird.
Line-up:
Edo Zanki (vocals)
Mario Garruccio (Schlagzeug und Percussion)
Willy Wagner (Bässe)
Joerg Dudys (Gitarren)
Maze Leber (keyboards)
Sevan Gökoglu (keyboards)
Kosho (Gitarre - #11)
Rüdiger Baldauf (Trompete, Bläserarrangements)
Torsten Skringer (Saxofon)
Christian Herzberger (Geige - #2)
Cae Gauntt (backing vocals)
Sandie Wollasch (backing vocals)
Tracklist
01:Wenn wir Glück haben [Begemann] (4:46)
02:Delphine reiten [Zanki-Vogel-Neander-Baldu/Karma] (4:43)
03:First Time I Ever Saw Your Face [McColl] (3:45)
04:In My Secret Life [Cohen/Robinson] (5:11)
05:Mann in den besten Jahren [Zanki-Neander-Baldu/Karma] (4:30)
06:Ways Of The World [Zanki-Dudys-Leber/Zanki/Gauntt] (4:33)
07:Don't Let Me Be Lonely Tonight [Taylor] (5:58)
08:Wenn ich fall' [Leber-Zanki/Zanki] (6:05)
09:Mother And Child Reunion [Simon] (4:24)
10:Bye Bye [Wagner-Zanki/Zanki] (4:47)
11:Weit übers Meer [Maier] (3:28) [Bonustrack]
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