Jubal Lee Young / Jubal Lee Young
Jubal Lee Young Spielzeit: 45:04
Medium: CD
Label: Reconstruction Records, 2007
Stil: Americana


Review vom 30.08.2008


Markus Kerren
Lasst uns doch noch mal zurückgehen. Zurück zum Anfang und der Mitte der siebziger Jahre, zurück zu den damaligen Country-Outlaws, zu denen neben Ausnahmekönnern wie Townes Van Zandt, Guy Clark, Steve Earle, John Hiatt oder Larry Jon Wilson auch ein gewisser Steve Young gehörte. Irgendwie hingen die alle auf einem Haufen rum, machten gemeinsam oder auch jeder für sich qualitativ hochwertige Musik, die jedoch zu ehrlich und aufmüpfig für die breite Country-Masse war und somit popularitätsmäßig (unverdienterweise) eher ein Schattendasein fristete.
Jubal Lee ist der Sprössling (und einzige Sohn) von Steve Young und Terrye Newkirk, der praktisch seit seiner Geburt von Musik umgeben und mit den oben genannten Ikonen aufgewachsen ist. Und dabei hat er, wenn man sich sein zweites, unbetiteltes Album so zu Gemüte führt, ganz genau aufgepasst und auch richtig gut zugehört. Denn was er mit den hier vorliegenden zwölf Tracks abzieht, kann man eigentlich nur als absolut fantastisch bezeichnen.
Der in Nashville aufgewachsene Jubal Lee hat ein geniales Händchen für's Songwriting, mit seiner Band ganz hervorragende Musiker gefunden und dazu eine Stimme, die von Rockigem bis Folkigem, bis hin zu den ganz gefühlvollen Sachen alles bestens beherrscht. Man spürt beim Anhören der Scheibe unweigerlich, dass Young echt ist, dass er geradezu Musik machen und Songs schreiben muss, um nicht wahnsinnig zu werden. Dementsprechend intensiv (aber nie aggressiv) geht es dann auch zu.
Neben ganz eigenen Glanzstücken wie zum Beispiel "She Don't Like Clowns", "Things You Only Wonder When It's Raining" oder "Greedy Old Men With Fountain Pens" scheut er aber auch nicht davor zurück, musikalisch ein paar fette Grüße an seine persönlichen Helden zu verschicken. So sind sowohl "Greed Is The Creed" und "The Window Song" sehr stark von Bob Dylan zu Zeiten dessen Alben "Highway 61 Revisited" und "Blonde On Blonde" geprägt. Steve Earles Track "Ben McCollough" erscheint vor dem geistigen Auge, während man dem Gänsehaut erzeugenden "As I Lay Dying" lauscht und bei "Peanut Butter & Daisy Cutters" gibt es, zumindest von der Gesangsrhythmik, gar eine Referenz an Tom Waits, circa zu "Bone Machine"-Zeiten (1992).
Aber stören tut das keinesfalls, da es Young versteht, seine Lieblinge nicht zu kopieren, sondern einfach deren Eigenheiten aufzugreifen und mit einem eigenen (starken) Song dann zu verbinden. Eine Coverversion gibt es auch noch zu genießen: Der "Deep South Blues" von seiner Mutter Terrye Newkirk aus dem Jahr 1974 passt zum restlichen Material wie die sprichwörtliche Faust auf's Auge.
Das Augenmerk ist jeweils einzig und allein auf den Song gerichtet, musikalische Alleingänge gibt es nicht zu vermelden und dennoch ist es fast schon abenteuerlich, was man hier, nachdem sich die erste Begeisterung für die Tracks an sich etwas gelegt hat, im instrumentalen Bereich noch für feine Entdeckungen machen kann. Neben den Standard-Instrumenten Gitarre, Bass und Schlagzeug steigern die Mundharmonika, die Mandoline, Fiddle und Pedal Steel den Silberling zunächst eher unscheinbar, dann aber mit erheblichem Aha-Effekt versehen, zu einem wahren Hammer-Album.
"Jubal Lee Young" wächst mit jedem Mal anhören und ist ein Fest für alle, die Verwöhnten unter uns eingeschlossen, die auf spitzenmäßiges Songwriting und eine expliziete Umsetzung dessen steht. Der heute in Muskogee, Oklahoma lebende Amerikaner hat offensichtlich das Zeug, ein ganz Großer zu werden. Von dem her gibt es auch gar keine Ausreden, diesem Newcomer nicht dicke
9 von 10 RockTimes-Uhren um die Handgelenke zu binden. Bitte mehr davon!
Line-up:
Jubal Lee Young (vocals, acoustic guitar, harmonica)
Thomm Jutz (acoustic & electric guitar, keyboards, bass - #3, mandotar, string arrangements)
Dave Roe (upright & electric bass)
Pat McInerney (drums & percussion)
Fats Kaplin (mandolin, fiddle, pedal steel)
Peter Cronin (background vocals - #3)
Brent Moyer (trumpet - #6)
Tracklist
01:I Don't Know What I Want
02:Greed Is The Creed
03:She Don't Like Clowns
04:Things You Only Wonder When It's Raining
05:More Than Anything
06:Deep South Blues
07:Greedy Old Men With Fountain Pens
08:As I Lay Dying
09:Peanut Butter & Daisy Cutters
10:Just Passing Through Your World
11:Streets Of Caen
12:The Window Song
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