Eines vorneweg, wer sich an das vierte Album von Layla Zoe, "Sleep Little Girl", heranwagt, der darf im Umgang mit kräftigen, dominanten Frauenstimmen nicht zimperlich sein! Denn das ist das herausragende Merkmal ihrer, bei Freischladers erst vor kurzem gegründeten Cable Car Records-Label erstmalig erschienenen Platte. Wer genau hinhört, wird spätestens bei "Black Oil" mitbekommen, dass der Labelchef höchst persönlich Hand anlegte und sich mit einem spektakulären Gitarrensolo hervorragend in Szene setzt. Doch es sind nicht nur des deutschen Bluesers Klampfen, die auf der Tonkonserve zu hören sind, nein, es sind auch die Bass- und Schlagzeugnoten, die der Wuppertaler auf der Platte eingespielt hat. Noch ein Wort zu "Black Oil": Die Mischung aus Zoes gefühlvollem Textvortrag, der mich hier ein wenig an Sade erinnert, und der ebenso gefühlvollen Gitarrenarbeit Freischladers werden von mir mit Bestnoten versehen. Bei dem Teil bekomme ich glatt einen Blues-Flash, daher empfiehlt sich der Track zu 100% als Anspieltipp!
Anfänglich wirft die rotblonde Lady "I've Been Down" in die Waagschale, startet dabei in Bruchteilen von Sekunden von Null auf Hundert und wird dabei vermutlich den einen oder anderen sentimentalen Musikfreund in die Flucht schlagen, denn sie unterstreicht ziemlich fett, dass sie über eine ausdrucksstarke Stimme verfügt, die mir gerade bei diesem Teil nicht so leicht bekömmlich erscheint. Da ist es gar nicht so verkehrt, mit "Give It To Me" ein Stück nachzuschieben, das sich in etwas ruhigeren Gewässern bewegt. Wobei sie auch hier ihr Zwerchfell nicht schont und sehr voluminös singt. Bei "Pull Yourself Together", einen meiner weiteren Favoriten des Silberlings, meine ich die erst kürzlich vor mir stehende Dana Fuchs zu hören. Beide Damen zählen für mich zur Zeit zu den besten Frauen-Rockröhren der Gegenwart, zumindest von denen, die ich in den letzten Jahren live erleben durfte.
Dass sie mit ihrem ausgeprägten Stimmvolumen sehr flexibel umzugehen weiß, beweist sie mit "I Hope She Loves You Like I Do", einem soften Blues, der es dem Zuhörer geradezu empfiehlt, mit seinem Partner eng umschlungen über's Parkett zu schweben. Das folgende "Hippie Chick" finde ich auch 'chick'. Ein Blues der sofort ins Blut geht, mit tollen, leicht einprägsamen Rhythmen, eine im Hintergrund befindliche Gitarrenarbeit der Extraklasse und Drum-Einlagen, die einem unweigerlich zum Mitwippen animieren. Klasse Song!
Kurz vorm Ende der Platte möchte Layla sicherlich ihrem musikalischen Begleiter als "Rock And Roll Guitar Man" Respekt erweisen. Denn spätestens hier ist Freischlader anhand seiner exzellenten Klampferei endgültig überführt! Hat er sich mit seinem eigenen Stil bzgl. der Gitarrenläufe schon längst in mein Langzeitgedächtnis unlöschbar eingefräst, so bedarf es keiner separaten Fingerabdrücke, um ihn zu entlarven. Zum Schluss gibt's den Titeltrack "Sleep Little Girl" auf die Lauscher, einen leicht bekömmlichen Abgang, der dem Konsumenten den Eindruck vermittelt, mit wie viel Gefühl die Hauptprotagonistin zu singen weiß. Für Sammler ist das Angebot, das mir aber noch nicht vorliegt, ein zum gleichen Zeitpunkt angebotenes limitiertes 180 Gramm-High-Quality-Vinyl zu erwerben sicherlich lukrativ, zumal sich die Tracklist vermutlich und erfahrungsgemäß leicht verändern wird.
Fazit: Auf den Punkt gebracht ist es ein Blues Rock-Album, das, wie ich es oben bereits mehrmals angeführt habe, von den beiden Musikern mit sehr viel Gefühl eingespielt wurde.
Auch Freischladers langjähriger Weggefährte Moritz Fuhrhop, der ihn sowohl bei der 5 Live als auch bei der Henrik Freischlader Band an einer Hammond begleitet, passt sich dem hohen Niveau auf "Let's Get Crazy" an, wobei er für diesen Song sogar noch den Bass eingespielt hat.
Trotz des hohen Bekanntheitsgrades und den unumstrittenen musikalischen Fähigkeiten von Henrik steht ganz klar Layla Zoe im Mittelpunkt des Geschehens und ist das tragende Element von "Sleep Little Girl". Und das ist auch gut so, handelt es sich schließlich um ein unter ihrem Namen veröffentlichtes Tondokument und beweist letztlich die außergewöhnliche Fähigkeit ihr Textgut hervorragend in Szene zu setzen.
Trotzdem, die Tonkonserve kann noch leicht getoppt werden, indem man ein paar Euro investiert, um die Sängerin einmal live zu erleben. So wie im April diesen Jahres, als sie mich beim Berlin-Gastauftritt schwer beeindruckte und mch in den Glauben versetzte, die Reinkarnation von Janis Joplin zu sein!
Line-up:
Layla Zoe (vocals)
Henrik Freischlader (guitar, bass, drums, backing vocals)
Moritz Fuhrhop (organ, bass #4)
Tracklist |
01:I've Been Down (2:31)
02:Give It To Me (4:16)
03:Singing My Blues (3:35)
04:Let's Get Crazy (4:05)
05:Black Oil (9:16)
06:Pull Yourself Together (3:42)
07:I Hope She Loves You Like I Do (3:33)
08:Hippie Chick (6:22)
09:Rock And Roll Guitar Man (6:32)
10:Sleep Little Girl (3:41)
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