Irgendwie schon seltsam ... der 'Star' der Veranstaltung ist der einzige, den keiner kennt.
X-Drive ist eine neue Combo, gegründet von einem gewissen
Jeremy Brunner, seines Zeichens Gitarrist. Ihn zog es von Oregon nach Kalifornien, denn Los Angeles ist auch heute noch ein gutes Pflaster, um musikalische Mitstreiter an Land zu ziehen. Jene, die
Butler für sich gewinnen konnte, haben sich allesamt schon ihre Meriten im Rockbusiness verdient. Sänger
Keith St. John war oder ist unter anderem bei
Montrose,
Quiet Riot (kurzzeitig) und
Burning Rain (aktuell) aktiv,
Fred Fischer spielt Schlagzeug bei
Midline, und
James Lomenzo ist ein Bass-Tausendsassa, der Namen wie
Ozzy Osbourne,
Megadeth,
Lynch Mob und
White Lion im Lebenslauf stehen hat.
Und da ist ein starkes Team zusammengekommen. Abgebrüht und routiniert leiht
Keith St. John seine leidenschaftliche, wenn gewollt ein kleines bisschen angeraute Rockstimme zwölf Songs, die ohne weiteres aus der Hochphase des Melodic Rock stammen könnten - 1990 oder ein bisschen davor. Treibende Nummern wie "Love's A Bitch" oder "Rattlesnake Eyes" erinnern an
John Waite,
Night Ranger, frühe
Bon Jovi ("Love's A Bitch") oder auch - hardrockiger - an
Whitesnake ("Rattlesnake Eyes"). Mit "Get Your Rock On", "Steppin' On The Rock" und "Love Breaks The Fool" beliebt man auch, ein ganz leicht (!) gebremstes Tempo zu verwenden. Das wirkt gleich cool und lässig, atmosphärisch. Mit einem großen Schuss
Winger.
Noch ein paar 'Da höre ich doch ...'-Momente: "Just Can't Say" fließt in der Strophe gedankenversunken, aber zielstrebig einem starken, von Breaks durchsetzten, hart rockenden Chorus hin, der einwandfrei von den
Scorpions stammen könnte. Ich kann
Klaus Meine förmlich vor mir sehen, wie er das Teil singt! Hypnotische Nummer, sehr schön.
Ganz andere Baustelle: In Form von "Turn The Noize Down" taucht mittendrin ein rock'n'rolliger, Kuhglocken-beglückter Pose Rocker à la
Poison auf:
»I see you walkin' at me / I see your little smile
Baby you got rhythm / And baby you got style
But you're talking way too loud
Well I know they wanna sell me / Big junk that I don't need
Two for one come on son / Who you trying to bleed
Could you burn your mouth right down«
Mit dem sonnig gemeinten, aber etwas lahmenden "California" hat man sich einen verzichtbaren Song geleistet - diesen Schwachpunkt kompensiert aber "Lay Me Down". Diese Nummer mit seinem urigen Call-and-response-Chorus hat hat einfach Seele und bedient Freunde von Bands wie
Giant. Unterm Strich haben Newcomer
Jeremy Brunner und seine
X-Drive-Truppe mit "Get Your Rock On" nix Neues und nix Spektakuläres auf die Beine gestellt - aber eine mächtig unterhaltsame Platte. Und das ist doch viel wert.