X-Drive / Get Your Rock On
Get Your Rock On Spielzeit: 45:20
Medium: CD
Label: Frontiers Records, 2014
Stil: Rock

Review vom 12.10.2014


Boris Theobald
Irgendwie schon seltsam ... der 'Star' der Veranstaltung ist der einzige, den keiner kennt. X-Drive ist eine neue Combo, gegründet von einem gewissen Jeremy Brunner, seines Zeichens Gitarrist. Ihn zog es von Oregon nach Kalifornien, denn Los Angeles ist auch heute noch ein gutes Pflaster, um musikalische Mitstreiter an Land zu ziehen. Jene, die Butler für sich gewinnen konnte, haben sich allesamt schon ihre Meriten im Rockbusiness verdient. Sänger Keith St. John war oder ist unter anderem bei Montrose, Quiet Riot (kurzzeitig) und Burning Rain (aktuell) aktiv, Fred Fischer spielt Schlagzeug bei Midline, und James Lomenzo ist ein Bass-Tausendsassa, der Namen wie
Ozzy Osbourne, Megadeth, Lynch Mob und White Lion im Lebenslauf stehen hat.
Und da ist ein starkes Team zusammengekommen. Abgebrüht und routiniert leiht Keith St. John seine leidenschaftliche, wenn gewollt ein kleines bisschen angeraute Rockstimme zwölf Songs, die ohne weiteres aus der Hochphase des Melodic Rock stammen könnten - 1990 oder ein bisschen davor. Treibende Nummern wie "Love's A Bitch" oder "Rattlesnake Eyes" erinnern an John Waite, Night Ranger, frühe Bon Jovi ("Love's A Bitch") oder auch - hardrockiger - an Whitesnake ("Rattlesnake Eyes"). Mit "Get Your Rock On", "Steppin' On The Rock" und "Love Breaks The Fool" beliebt man auch, ein ganz leicht (!) gebremstes Tempo zu verwenden. Das wirkt gleich cool und lässig, atmosphärisch. Mit einem großen Schuss Winger.
Noch ein paar 'Da höre ich doch ...'-Momente: "Just Can't Say" fließt in der Strophe gedankenversunken, aber zielstrebig einem starken, von Breaks durchsetzten, hart rockenden Chorus hin, der einwandfrei von den Scorpions stammen könnte. Ich kann Klaus Meine förmlich vor mir sehen, wie er das Teil singt! Hypnotische Nummer, sehr schön.
Ganz andere Baustelle: In Form von "Turn The Noize Down" taucht mittendrin ein rock'n'rolliger, Kuhglocken-beglückter Pose Rocker à la Poison auf:
»I see you walkin' at me / I see your little smile
Baby you got rhythm / And baby you got style
But you're talking way too loud

Well I know they wanna sell me / Big junk that I don't need
Two for one come on son / Who you trying to bleed
Could you burn your mouth right down«
Und was wären X-Drive für (Melodic) Rock-Fachleute, wenn sie nicht auch den ruhigen Momenten frönen würden?! "Baby Bye Bye" ist so eine Ballade, die mit Akustikgitarre beginnt, sich aber fein hochpowert. Keith St. John hat (nicht nur) hier einiges von David Coverdale. "Fly Beyond The Angels" beginnt mit Klavier und hat viel Seele, ist ruhiger angelegt - aber auch hier kommt romantischerweise die verzerrte Lead Gitarre hinzu und es fällt auf, dass die Band auch solche Herz-Nummern kraftvoll, offensiv und laut vorträgt. "Change Of Heart" ist der einzig rein akustisch vorgetragene Song - ebenfalls gar nicht 'soft', sondern mit kraftvollen (Chor-)Vocals.
Mit dem sonnig gemeinten, aber etwas lahmenden "California" hat man sich einen verzichtbaren Song geleistet - diesen Schwachpunkt kompensiert aber "Lay Me Down". Diese Nummer mit seinem urigen Call-and-response-Chorus hat hat einfach Seele und bedient Freunde von Bands wie Giant. Unterm Strich haben Newcomer Jeremy Brunner und seine X-Drive-Truppe mit "Get Your Rock On" nix Neues und nix Spektakuläres auf die Beine gestellt - aber eine mächtig unterhaltsame Platte. Und das ist doch viel wert.
Tracklist
01:Love's A Bitch (3:01)
02:Get Your Rock On (3:19)
03:Steppin On The Rock (3:47)
04:Baby Bye Bye (4:21)
05:California (3:47)
06:Lay Me Down (4:26)
07:Turn The Noize Down (3:22)
08:Fly Beyond The Angels (4:33)
09:Rattlesnake Eyes (2:56)
10:Just Can't Stay (4:24)
11:Change Of Heart (3:46)
12:Love Breaks The Fool (3:36)
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