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XNA / When We Changed You
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Unverhofft kommt in diesem Fall nicht sehr oft. Projekte von und mit Billy Sherwood waren bislang (bei mir) selten ein Garant für ungetrübtes Vergnügen. Deshalb schrillen bei dieser Namensnennung zumeist sämtliche Alarmglocken. Umso größer ist die freudige Überraschung, wenn mal Entwarnung vermeldet werden kann!
Die Keimzelle des neuen Progressive-Projektes XNA bestand wohl in der Genesis-Tributeband Gabble Ratchet, bei der Sänger David Hussey und Yoso-Drummer Scott Connor ihre progressiven Meriten sammelten. Praktischerweise bildete sich Hussey zudem in der Yes-Coverband Closer To The Edge weiter, was sich hörbar auf seine kompositorischen Fähigkeiten ausgewirkt hat. Sein Co-Autor bei allen Stücken, der studierte Pianist Adam Malin, ließ glücklicherweise den Sherwood Billy nicht an die schwarz-weißen Tasten und so konnte der genau das nicht tun, was er nicht allzu gut kann - nämlich Singen und Tastendrücken. Was möglicherweise einer der Gründe dafür ist, weswegen das hier zu besprechende XNA-Debüt "When We Changed You" sich als ein derartiger Knaller entpuppt. Als ein weiterer stellt sich der vierte Großartige im Bunde, der hörbar von
Steve Howe geprägte Gitarrist Danny Bryle, heraus. So beschränkt sich Sherwoods Input bei XNA weitgehend auf die Bassparts und Produktion, was er beides mit Bravour meistert! Live wird er allerdings durch den ebenfalls vom Yes-Virus befallenen Jeff Bird (YesStory, Roundabout) ersetzt. Dem Hörer bietet "When We Changed You" eine gute Stunde lang hochdramatische, teilweise sogar das Theatralische touchierende Unterhaltung, bei der die Konzentration auf die weitläufigen, breitfächrig gestalteten Explikationen richtig Spaß macht. Das liegt in erster Linie daran, dass sich XNA eben nicht als der befürchtete Hybrid aus den beiden Prog-Legenden entpuppt, sondern die Kompositionen von Hussey/Malin verdammt eigenständig klingen. Obwohl fast alle maßgeblich beteiligten Musiker aus dem sonnigen Kalifornien stammen, klingen vielfach britische Folkelemente an, die teilweise an mittelalterliche Spielmannsweisen ("Banner Of The Whyte Boar") erinnern. Die Songs haben allesamt rockigen Biss und Sherwood hat seinen Drang zum 'Süßholzraspeln' (ausnahmsweise) mal gut im Griff!
Die starke Musik transportiert ebensolche Geschichten, die belletristischen Charakter aufweisen. Wenn der "Fliegende Holländer" völlig neu interpretiert wird, sorgen die häufigen Wechsel zwischen operettenhaftem 3/4- und druckvoll-treibendem 4/4-Takt für eine unglaubliche Spannung. Dramaturgisch wird in der Aufbereitung eines historischen, handschriftlich überlieferten Stundengebetes von Richard, dem III., "Banner Of The Whyte Boar", ebenfalls das 'ganz große Besteck' aufgefahren! Das erinnert streckenweise sogar gewaltig an die besten Tull-Alben der Siebziger, "Songs From The Wood" und "Heavy Horses". Überirdisch gut!!
Auch der dritte (Ultra-) Longtrack, "At Childhood's End", sollte sich einen Platz im 'Progressive-Olymp' sichern können. Die Story, basierend auf dem Roman "Die letzte Generation" von Arthur C. Clarke, konnte bereits Pink Floyd (auf "Obscured By Clouds") und Marillion (beim Klassiker "Misplaced Childhood") zu analog betitelten Stücken inspirieren. Beide reichen kaum an dieses orchestrale Opus von XNA heran. Das Stück bildet im Übrigen, mit tollen Chören und Keyboard-Fanfaren, das Korrelat zur Ouvertüre "At Childhood's Beginning". Der gute musikalische Eindruck wird durch die optische Gestaltung des Digipaks noch übertroffen! Dieser ist mit seinem liebevoll illustrierten, eingehefteten 24-seitigen Booklet einem Büchlein nachempfunden und ein echter Eyecatcher.
Nicht im Traum hätte ich im Vorfeld daran gedacht, dass das von Sherwood betreute XNA-Projekt derart überzeugend ausfallen könnte. Eine richtig dicke Kaufempfehlung kann (und muss) zwangsläufig für "When We Changed You" ausgesprochen werden!!
Line-up:
David Hussey (vocals, add. keys, flute, violin, classical guitar) Adam Malin (keyboards) Danny Bryle (guitars) Billy Sherwood (bass, add. guitars) Scott Connor (drums) Tonilyn Hornung (voice - #5)
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