Zum Zeitpunkt der Gründung von Yello konnte man nicht wissen, dass es im Stromdschungel mittlerweile einen Anbieter mit dem Namen geben wird. Boris Blank und Dieter Meier sind Yello. Carlos Perón war zu Beginn des Projekts 1979 ebenfalls dabei. Er verließ die Gruppe 1983. Das Duo hatte auf seinen Alben immer viele namhafte Musiker an Bord und Yello steht mit beiden Beinen fest in der Kunst, weil es nicht möglich ist, diese Formation ohne ihre sehr gelungenen Videos zu beleuchten.
Die Rückschau gibt es in zwei Ausführungen. Einerseits als "Yello By Yello - The Singles Collection 1980 - 2010" inklusive DVD und in der großformatigen Ausführung "Yello By Yello - The Anthology". Gegenüber der schmaleren Version wird auf zwei CDs aus den zahlreichen Album-Veröffentlichungen zitiert. Oben drauf gibt es einige neue Nummern zu hören. 1980 startete Yello mit "Solid Air" und "The Eye" aus 2003 ist ebenfalls vertreten.
Gleich zu Beginn von "The Anthology Vol. 1" stehen drei brandneue Tracks. "Dialectical Kid" ist geprägt von Meiers Stimme und den weiblichen Gegenstücken. "Liquid Lies [2010]" hat einen höllisch infizierenden Groove und die wie ein Vibrafon anmutenden Klänge sind zum Niederknien. "Tears Run Dry [Feat. Malia]" ist eine tolle Jazz-Lounge-Nummer mit Kontrabass und einem Drummer, der mit den Jazzbesen über die Felle streicht. Im Hintergrund sinniert eine einsame Trompete, die auch für das Solo zuständig ist. Malia verfügt über eine klasse Stimme mit viel Soul. Brillant ... demnächst bitte mehr davon!
Wer Lust auf weitere coole Songs mit Jazz-Flair hat, wird unter anderem mit "Time Freeze" ebenfalls bestens bedient. Yello hatte und hat es ja mit einer Stil-Vielfalt. "Capri Calling" glänzt mit einer akustischen Latin-Gitarre und "Otto Di Catania" durch seine Klarinette. In "Rubberbandman" singt man wie Louis Armstrong und überhaupt ist Meiers tiefe Stimme, die er öfters auch im Sprechgesang zum Einsatz bringt, ein unverkennbares Markenzeichen von Yello. Vielleicht hat man sich im Laufe der Karriere deswegen so oft weibliche Stimmen als Gegenstück ausgesucht. Neben den bereits erwähnten neuen Songs enthält die Box Stücke mit Heidi Happy als Sängerin. So gibt es einerseits das entspannte "Stay" und schließlich wurde mit ihr einer der großen Yello-Hits "Vicious Games" exklusiv neu aufgenommen.
Auf drei Stücken ist die Sängerin Jade Davies mit von der Partie. Die Kompositionen stammen alle aus dem "The Eye"-Album und definieren ganz unterschiedliche Musik-Stile. "Distant Solution" hat viel Karibik-Feeling und "Junior B" ist relaxt-balladeske Unterhaltung. Auch Jade Davies hat eine tolle Stimme, die in der weiteren Ballade "Time Place" auch ihre leicht raue Seite zeigt. Super Songs, die hier geboten werden.
Ohne den bereits genannten Damen zu nahe treten zu wollen, aber für "The Rhythm Divine" hat Yello eine ganz besondere Sängerin im Studio gehabt: Shirley Bassey. Im umfangreichen und informativen Booklet wird das mit einem doppelseitigen Bild gewürdigt.
Einen Fehler hat es in den zweiundsechzig Songs der drei Silberlinge dann doch. Der Wunsch "Lost Again" auf der dritten Audio-CD zu hören, wird leider nicht erfüllt. Zwar ist der Song in der Tracklist zu "The Singles Collection" aufgeführt, aber an der Stelle wird das Verlangen nach "Desire" ein weiteres Mal befriedigt.
Hier noch einige Künstler, die auf den Alben mitgewirkt haben: An der Gitarre waren unter anderem Chico Habals oder Marco Colombo aktiv. Rolf Aschwanden spielte Akkordeon, Leos Gerteis Klarinette und Beat Ash trommelte. Außerdem waren Till Brönner (Waldhorn, Trompete) sowie Dorothee Oberlinger (Querflöte) mit im Studio.
Im Umsetzen ihrer Musik in visuelle Ereignisse war Yello von Beginn an meisterlich. Die Videos sind toll gestaltete Genüsse und auf der DVD ist "Lost Again" nicht verloren gegangen. Die Clips werden wie bei einer Perlenkette aneinander gereiht. Zu Beginn wird der Titel und das Erscheinungsjahr eingeblendet und dann ab dafür.
Auf der DVD besitzen die bewegten Bilder eine chronologische Abfolge. Kein Video ist wie das andere und eine konkrete Handschrift ist da auch nicht festzustellen. Vielleicht sind es die immens wirkenden Farbspielereien, die sich wie ein roter Faden durch die DVD ziehen. Viele ganz starke Momente haben die Videos, die im Zeitraffer der Geschichte einen zeitlosen Eindruck hinterlassen. Yello-Videos lassen sich nicht nur auf den weiteren Hit "The Race" reduzieren. Der Titel war Erkennungsmelodie der Musiksendung "Formel Eins".
Kein Video, in dem Meier sowie Blank nicht vertreten sind. Selbst in der bewusst minimalistisch gehaltenen Monotonie von "Do It" haben die beiden Protagonisten ihren Platz, obwohl das Stück nicht gerade durch Textfülle glänzt. "To The Sea" ist packendes Theater. Durch die Veränderung der beiden Hauptachsen scheinen gewohnte Bewegungsabläufe außer Kontrolle zu geraten. Wasserspringer zum Beispiel machen ihre Salti und Schrauben in der Horizontalen. Irre! Surreal! Aber wunderschön.
"Yello By Yello - The Anthology" lag uns in der großen Ausgabe vor und insgesamt ist die Box mit ihren drei CDs sowie einer DVD sehr gelungen. Es gibt neue Songs, alte, die aktualisiert wurden und die Videos verdeutlichen nochmals, welches Kunstverständnis Yello hat. Das dicke Booklet strotzt nur so vor Informationen und ist ordentlich bebildert.
Tracklist |
CD 1: The Anthology Vol. 1:
01:Dialectical Kid (3:04)
02:Liquid Lies [2010] (3:38)
03:Tears Run Dry [Feat. Malia] (3:39)
04:Out Of Dawn (3:11)
05:Distant Solution [Feat. Jade Davies] (3:51)
06:Soul On Ice (3:10)
07:Stay [Feat. Heidi Happy] (3:02)
08:Junior B. [Feat. Jade Davies] (3:57)
09:S.A.X. (3:08)
10:Tangier Blue (2:40)
11:Fat Cry (4:08)
12:Time Palace [Feat. Jade Davies] (3:41)
13:Oh Yeah [2009] (2:25)
14:Star Breath (4:54)
15:Tiger Dust [The Virtual Concert] (3:00)
16:Get On (3:24)
17:Kiss In Blue (3:34)
18:Move Dance Be Born (5:59)
19:Poom Shanka (3:26)
20:Planet Dada [Flamboyant]
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CD 2: The Anthology Vol. 2:
01:Solar Driftwood (1:51)
02:Time Freeze (3:52)
03:Moon On Ice [Feat. Billy MacKenzie] (4:15)
04:The Evening's Young (3:10)
05:Angel No [Feat. Rush Winters] (3:06)
06:Base Of Alec (2:56)
07:Capri Calling [Feat. Billy MacKenzie] (3:02)
08:Sometimes [Dr Hirsch] (3:34)
09:Otto Di Catania (3:23)
10:Ciel Ouvert (5:22)
11:Swing (3:28)
12:You Gotta Say Yes To Another Excess (2:09)
13:La Habanera (3:39)
14:Koladi-Ola (2:57)
15:Daily Disco (4:05)
16:Crash Dance (2:10)
17:Si Señor The Hairy Grill (4:51)
18:Nomer Hossa (5:14)
19:Downtown Samba (2:37)
20:I.T. Splash (2:37)
21:Night Flanger (4:53)
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CD 3: The Singles Collection 1980 - 2010:
01:Vicious Games [Feat. Heidi Happy] (3:09)
02:Tremendous Pain (3:32)
03:The Race (3:15)
04:To The Sea [Feat. Stina Nordenstam] (3:52)
05:Planet Dada (3:06)
06:Oh Yeah (3:05)
07:The Expert (2:54)
08:Bimbo (3:36)
09:Bostich [Reflected] (2:31)
10:How How (2:39)
11:She's Got A Gun [Live At The Palladium NY 1985] (4:01)
12:Part One (3:38)
13:Drive/Driven (4:18)
14:Rubberbandman (3:35)
15:Goldrush (4:20)
16:Lost Again (4:19)
17:Who's Gone (3:20)
18:Squeeze Please (3:14)
19:Of Course I'm Lying (3:50)
20:Desire (3:40)
21:The Rhythm Devine [Feat. Shirley Bassey] (4:20)
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DVD: The Videos:
01:The Evening's Young
02:Pinball Cha Cha
03:I Love You
04:Lost Again
05:Bostich
06:Vicious Games
07:Desire
08:Goldrush
09:Oh Yeah
10:Call It Love
11:The Rhythm Devine
12:The Race
13:Tied Up
14:Who's Gone
15:Jungle Bill
16:Do It
17:To The Sea
18:On Track
19:Planet Dada
20:The Expert
21:Tiger Dust
22:Tangier Blue
23:Bostich [Reflected]
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