Nein, die drei flippigen Personen auf dem Coverbild sind nicht Yellow Bird. Mag sein, dass das Senioren-Trio gerne singt und bei dem Hobby kann man bei "Sing", dem ersten Album der Combo mit Berlin als Lebensmittelpunkt gerne einsteigen.
Ja, man hört auch Vogelgezwitscher auf dem Album. "Sing" zitiert die Vergangenheit, zieht diese mit eigenen Fantasien in die Gegenwart und verfügt über ein musikalisches Hinweisschild in Richtung Zukunft.
Yellow Bird hat Eigenständigkeit, kann sich ohne Probleme von den ziemlich alten Song-Vorlagen trennen und liefert als integrative Hilfen gleich drei Eigenkompositionen von Manon Kahle ("Shame And Scorn"/"A Thing") sowie Lucia Cadotsch ("Sing") mit.
Yellow Birds Berlin ist nicht die pulsierende Metropole, die auch nachts nicht zur Ruhe kommt. Viel eher befindet sich die Hütte der Kapelle auf dem Land, dem Country, in dem sich die Kornblumen sanft im Wind wiegen, die Kinder auf der nicht auf den Millimeter geschnittenen Wiese tollen, die Sonne immer scheint und aus dem geöffneten Fenster der Duft von selbstgebackenen Kuchen ins Freie zieht.
Da bekommt man doch Appetit, oder? Da ist einem nach "Sing", einer der originellsten Retrospektiven, die einem bisher in den Player gewandert ist. Insofern passt es schon mit den drei Leuten aus der geriatrischen Abteilung auf dem Coverbild.
Yellow Bird ist klasse. Die Combo hat das Herz auf dem richtige Fleck und auch den Mut, mit etwas Witz oder beschwingt-kecker Leichtigkeit auf die Ernsthaftigkeit überlieferter Lieder zu blicken.
Mit Ausnahme der Eigenkompositionen »basiert das Repertoire auf Songs aus den Appalachen, dem einst nach Nordamerika exportierten Irish Folk und bodenständigem Bluegrass. Mit dieser Musik wuchs Manon Kahle in den Wäldern Vermonts auf.«
Die Arrangements der Lieder aus der Zeitmaschine haben einen individuellen, sehr persönlichen Charakter und alleine schon die Tatsache, dass neben Gitarre, Banjo, Ukulele, Fiddle oder Gitarre Uli Kempendorff Klarinette beziehungsweise Bassklarinette zum Einsatz bringt, ist bemerkenswert. Michael Griener als einen Schlagzeuger zu bezeichnen, kommt dem perkussiven Treiben des Musikers schon nahe, ist aber ziemlich schmalspurig, denn was Michael Griener an Dingen zum Klingen bringt, geht weit über ein Schlagzeug im klassischen Verständnis hinaus.
Yellow Bird ist auch eigenwillig in ihrem musikalischen Verständnis. So werden die Vorlagen zu echtem Eigentum der Band aus Berlin. Die Gewächse der eigenen Ideen-Ernte fügen sich ohne Probleme ins Gesamtkonzept der vorliegenden Platte ein.
Bei dem herrlichen Treiben rund um den Folk- oder Roots-Baum darf es an anderer Stelle auch ein kleiner, fein verpackter Blues-Groove oder etwas mit souligem Gesang sein.
Yellow Bird aus Berlin ist mit ihrem Debüt "Sing" ein vortrefflicher Wurf gelungen. Mit diesem Album sorgt man für Aufmerksamkeit und lässt es im Musik-Wald ordentlich rascheln. Bei dem hohen Niveau der Eigenkompositionen muss man sich keine Gedanken darüber machen, wenn der Nachfolger mehr davon enthält. Chapeau, Yellow Bird!
Line-up:
Manon Kahle (vocals, fiddle, ukulele, banjo)
Lucia Cadotsch (vocals, banjo)
Ronny Graupe (acoustic guitar, electric guitar, bass, banjo, vocals)
Uli Kempendorff (clarinet, bass clarinet, vocals)
Michael Griener (drums, percussion, whistle, vocals)
Tracklist |
01:Shame & Scorn (3:07)
02:I Don't Believe You've Met My Baby (2:01)
03:Freight Train (3:19)
04:Hello Walls (2:30)
05:Yellow Bird (3:28)
06:Oh Lonesome Me (2:06)
07:Walkin' After Midnight (2:22)
08:A Thing (2:13)
09:Hello Stranger (3:18)
10:Lovesick Blues (2:08)
11:Faded Love (2:30)
12:Lazy Bones (3:45)
13:Your Cheatin' Heart (3:02)
14:Bury Me Beneth The Willow (3:12)
15:Sing (3:40)
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