Zeitloop / Stone Age
Stone Age Spielzeit: 50:39
Medium: CD
Label: Tribal Stomp, 2006
Stil: Neo Psychedelic

Review vom 18.10.2006


Ulli Heiser
"Zeitloop" - da war doch was?
Richtig, vor kurzem besprach und lobte ich einen Sampler, der sich der Romanfigur Perry Rhodan widmet: 45 Years Perry Rhodan / Operation Stardust. Und auf dieser Scheibe ist auch Zeitloop mit dem Track "Stonehenge" vertreten, welcher vorliegendes Album eröffnet.
Gegründet wurde Zeitloop 1998 von Nikolaus Maaß und Christo Jota, um »mögliche musikalische Übereinstimmungen auszuloten« (Waschzettel).
Psychedelische Space-Jams vom Feinsten sind das Ergebnis. Mal mit einem Hauch Electronica, mal wird aus dem Hauch ein Sturm. Instrumentalmusik, die einmal entspannend wirkt, im nächsten Moment aber den Körper zappeln lässt. Die Beiden holten Basser Joe Weninghoff ins Line-up und obwohl das Album 'Steinzeit' heißt, führt es mittenmang in die Zukunft.
Abspacen kann und sollte man und im Prinzip könnte ich jetzt den Waschzettel abschreiben, da man es treffender als dort kaum beschreiben kann. Was einem sofort zu "Marrakesch" einfällt, steht bereits im Promotext: »Marrakesch.mit seiner eingängigen Gitarre-Melodie könnte von den 'Psychedelic'-Shadows stammen.«
In der Tat, "Apatche" und "Riders In The Sky" kommen einem in den Sinn. Allerdings stil- und equipmentmäßig ins Jahr 2006 transferiert. Tolle Nummer!
Nach durchzechter Nacht müde, aber trotzdem noch irgendwie auf der Suche nach dem letzten Kick - diese Stimmung vermittelt mir "Eve Act". Ganz anders dagegen "Sunrise". Dieser Track ist beim Jammen im Studio entstanden und gleich der groovige Beginn begeistert. Dann setzt Christos Gitarre ein und führt uns auf eine andere, eine sphärische Ebene. Herrlich brabbelt der Bass und die Elektronik steuert Geräusche bei. Aber immer sorgen Joes dicke Saiten und Nikolaus' Schlagwerkzeuge für Bodenhaftung. Nikolaus kommt aus dem Jazz, ist außerdem u.a. Musiklehrer und jammte bereits mit Udo Lindenberg und Inga Rumpf.
"Osmosis" jazzt sich erstmal in die Gehörgänge und mutiert nach gut zwei Minuten zum elektronischen Jam. Zu "Lava" schreibt der Waschzettel Folgendes: »...wohl das experimentellste und abgefahrenste Stück auf dem Album.« Ja Leute, treffender kann man es nicht sagen. Geräusche erst mal satt, es mischt sich eine Art Santana-Percussion hinzu, die Gitarre freaky und per Elektronik fast endlos den Ton haltend (oder ist es doch der Synthesizer?). "Lava" heißt die Nummer und ja, einem nicht endenden Lavastrom gleich 'ergießt' sich der Track aus den Lautsprechern. Der Percussion-Rhythmus wechselt, die Gitarre 'läuft' auf den Takten der Rhythmus-Maschine und 'ersäuft' schließlich im Lavastrom.
Eine imaginäre Wüste entsteht vor dem geistigen Auge, sobald die ersten Töne von "Kaktus" erklingen. Keine staubige und sandige Landschaft, wie sie uns musikalisch aus der Country-, Roots- oder Americana-Ecke geläufig ist, sondern eine Wüste auf einem fernen Planeten. Eine Wüste, die so endlos und leer ist, dass dort nichts lebt. Nicht mal das dürrste Grün oder das anspruchloseste Getier. Nur der eine Kaktus und gerade sein Anblick macht uns die Leere der Wüste bewußt. Mehr, als wenn auch er fehlen würde.
Ferner Planet? Zukunft? Oder passt der Albumtitel "Stone Age" plötzlich doch? Auch die Steinzeit wäre wohl für jeden von uns 'so weit weg', denn alles was wir kennen gibt bzw. gab es dort ja noch nicht. Oder gab es alles doch schon mal?
Ich schmunzle gerade über meine Ergüsse, denn es liest sich, als beschriebe ich einen Film und keine CD. Wie so oft bei Musik dieses Genres ist es tatsächlich so, dass man beim Hören derartiger Klangstrukturen unweigerlich einen Film abspult. Mehr kann instrumentale, experimentelle, psychedelische Musik nicht erreichen (wollen), als den Hörer mit auf eine Reise zu nehmen. Eine Reise, deren Weg und Ziel der Hörer selbst bestimmt.
Die 'Filmmusik' liefern Musiker wie die von Zeitloop und das machen sie perfekt.
Erschienen ist die von Cargo Records vertriebene dritte Zeitloop-Scheibe auf Tom Redeckers (Electric Family) Label Tribal Stomp.
Line-up:
Christo Jota (guitar, loops, synthesizer)
Joe Weninghoff (bass)
Nikolaus Maaß (drums & percussion)
Tracklist
01:Stonehenge (4:26)
02:Eve Act (6:52)
03:Marrakesch (4:26)
04:Sunrise (10:02)
05:Osmosis (6:45)
06:Lava (7:31)
07:Kaktus (10:15)
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