Zero Hour / Dark Deceiver
Dark Deceiver Spielzeit: 44:43
Medium: CD
Label: Sensory/The Laser's Edge, 2008
Stil: Prog Metal


Review vom 20.05.2008


Christoph Segebard
Hochtechnische, teilweise sehr aggressive und verquere Progressive Metal-Bands haben mittlerweile eine kleine Tradition, die auf Bands wie Psychotic Waltz zurückgeht. Heute sind es Bands wie Spiral Architect - oder eben abermals Zero Hour, die schon mit ihrem fünften Album zuschlagen.
Ein kurzer Abriss der Bandgeschichte ist im Review zum Album Specs Of Pictures Burnt Beyond nachzulesen - wir stürzen uns jetzt direkt ins Geschehen. …Und 'hineinstürzen' ist das richtige Wort, denn Zero Hour verlangt wirklich die volle Aufmerksamkeit des Hörers.
Mein lieber Scholli, ist "Dark Deceiver" ein Pfund. Schon beim ersten Titel "Power To Believe" ist klar: Das ist nichts zum Nebenbei-Hören. Vertrackter und verschachtelter geht's kaum, so dass man selten eine Atempause bekommt, und dazu kommt noch der extrem düstere Unterton, den man von Musik und Artwork bekommt. Ein Werk, das also in vielerlei Hinsicht nicht mit sich spaßen lässt.
Glücklicherweise gibt es sie, die eben herbeigesehnten Atempausen, wenn auch nur spärlich. Wie zum Beispiel bei "Inner Spirit", bei dessen ruhigen Parts sich die Protagonisten selbst zu langweilen scheinen. Nein - das Gefrickel liegt ihnen mehr, und freilich stürzen sie sich anschließend sofort wieder in ihre haarsträubenden Eskapaden.
Dabei erfreulich: Sie tun dies zwar mit einem technischen Können, das die Weltklasse schon längst hinter sich gelassen hat, und lassen auch keine (wohlgemerkt sinnvolle) Frickelgelegenheit aus, aber man merkt ihnen an, dass sie nicht die Band sind, die sie sind, weil sie die Besten sein wollen. Gleiches gilt für die Komplexität. Begibt man sich in die Hände von Zero Hour, dann hört man wirklich progressive Musik, denn man hat nie einen Schimmer, wohin die Reise als nächstes geht.
Dazu kommt, dass die sehr dunkle Stimmung Einen richtig mitreißt. Ein Blick auf das Cover im typischen 'gruselig-aber-nachdenklich'-Stil und dazu noch die Musik; schon fühle ich mich in eine düstere Zukunft mit hohen Gebäuden und dunklen, nebligen Straßen versetzt. Auch, wenn das wohl gar nicht zum Thema gehört.
Die Band ist eingespielt - sie musizieren seit ihrem letzten Album in gleicher Besetzung, und das hört man. Die Tipton-Zwillinge Jasun und Troy präsentieren sich in überirdischer Form, und Sänger Chris Salinas ist eine schöne, nicht zu extreme und sehr abwechslungsreiche Mischung aus Geoff Tate und Buddy Lackey.
Progger: Wenn ihr die eingangs genannten Bands mögt - hier zugreifen. Das könnte euer Album des Jahres sein. …Alle Anderen: Achtung; diese Scheibe ist mit Vorsicht zu genießen, denn sie bestraft den Hörer sofort, wenn seine Konzentration nur ein wenig sinkt - dann wirkt diese Art von Musik nämlich ungeheuer stressig und nervig.
Wer sich also mit sowas nicht anfreunden kann, der sollte über "Dark Deceiver" nicht mal nachdenken. …Nein, auch nicht als Mutprobe. Und wer es schafft, sich darauf einzulassen und der tollen Symbiose aus Musik und Atmosphäre erliegt, fragt sich irgendwann: 'Sind das Menschen?'
Line-up:
Jasun Tipton (guitars)
Troy Tipton (bass)
Mike Guy (drums)
Chris Salinas (vocals)
Tracklist
01:Power To Believe
02:Dark Deceiver
03:Inner Spirit
04:Resurrection
05:Tendonitis
06:The Temple Within
07:Lies
08:The Passion Of Words
09:Severed Angel
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