Zeus scheinen eine ganze Menge mit meinen alten Helden von The Band gemeinsam zu haben. Nicht nur sind sie ebenfalls (in Toronto ansässige) Kanadier, sondern auch sie agierten sowohl im Studio wie auf Tour zunächst als Begleitband für einen bekannteren Frontmann ( Jason Collett), bevor sie sich selbstständig machten. Eine weitere Parallele ist schließlich, dass auch Zeus zwischen den Songs ganz munter die Instrumente tauschen, da jeder Musiker offensichtlich mehrfach begabt ist und die Nordamerikaner sich auch keinesfalls einschränken wollten. Anders ist allerdings, dass hier drei gleichberechtigte Songwriter am Start sind, die sich diese Aufgabe brüderlich geteilt haben.
Also dann, los geht's: Den Anfang macht Mike O'Brien mit "How Does It Feel?", das (im positiven Sinn) wunderbar poppig kommt und ziemlich stark nach den Beatles in ihrer Spätphase ("Abbey Road" und "Let It Be") klingt. Sehr melodisch ist der Gesang und die Musik trägt auch unterschwellig etwas leicht Psychedelisches in sich, wobei wir wieder bei dem Querverweis zu den späten Sechzigern sind. Fast übergangslos schließt sich "Fever Of The Time" an, ein Baby von Carlin Nicholson. Man sieht sich sprichwörtlich in verrückt bunten Klamotten die Carnaby Street runterschlendern, begleitet von dem Zeus'schen Soundtrack.
Das ist vielleicht nicht sonderlich originell, aber die Tracks machen richtig Spaß, liegen nicht schwer im Magen und verfügen über jede Menge tolle Melodien, die nicht lange brauchen, bis sie sich im Ohr festsetzen. Die Musik ist handgemacht und die Truppe braucht nicht mehr als Gitarren, den Bass, Schlagzeug und ein paar Tasten, um das Bild abzurunden. Etwas anders dann "The Renegade", bei dem es sich in den Strophen um einen eher langsameren Groover handelt, der im Refrain dann nur unwesentlich, dafür aber effektiv anzieht. Relativ simpel auch das Gitarrensolo, da werden gerade so viele Töne gespielt, wie eben erforderlich sind.
Deutlliche Beatles-Referenzen dann auch wieder bei "River By The Garden", ohne dabei abkupfernd zu wirken. Die Arrangements werden dabei so geschickt gesetzt, dass von Langeweile keine Spur sein kann. Dass die Pilzköpfe aus Liverpool heutzutage so geklungen hätten, wären sie denn zusammengeblieben und alle vier noch am Leben, wage ich zwar zu bezweifeln (da war schließlich fast von Platte zu Platte eine Weiterentwicklung festzustellen), aber Zeus fahren schon ganz bewusst diesen Sound, transportiert ins Jahr 2010 bzw. 2011. "You Gotta Teller" ist ein flotter Stampfer, der noch einmal zur Abwechslung beitragende, neue Nuancen einbringt.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch den dritten Kreativposten im Verbund, nämlich Neil Quin. Der hat mit "Heavy On Me" seinen wahrscheinlich stärksten Auftritt auf "Say Us". Im Hintergrund hämmern zunächst Moll-Töne des Pianos auf uns nieder, die dann aber von einer 'geschrubbten' Gitarre und Quins Gesang abgelöst werden. Der einzige Track auf dieser Scheibe, der etwas unterschwellig Bedrohliches ausstrahlt. Fast nervös, wie in einem Albtraum wird der Text vorgetragen und auch die engelsgleichen Piano-Töne im Refrain können die Stimmung nicht wirklich aufhellen. Trotzdem eine starke Nummer, die einen Gegenpol zu setzen weiß.
Eine musikalische Verwandtschaft zu The Band besteht also nicht. Aber ich kann euch eigentlich trotzdem nur empfehlen, "Say Us" mal anzuchecken. Zeus bieten auf diesen zwölf Tracks locker-leichten Pop/Rock, den man eigentlich zu jeder Gelegenheit laufen lassen kann und der, ich wiederhole mich, einfach nur Spaß macht. Und wenn ich von locker-leicht spreche, dann meine ich damit nicht, dass wir es hier mit Plastik-Wegwerfware zu tun haben, sondern einfach nur mit Material, dass für gute Laune sorgt, ohne auf eine gewisse Tiefe zu verzichten. Der gute Gesang, das Songwriting, die starken Arrangements und die Einspielung an sich sprechen eine deutliche Sprache. Sehr schönes Album!
Line-up:
Neil Quin (acoustic & electric guitars, background vocals, lead vocals - #3,5,9,11)
Carlin Nicholson (bass, drums, background vocals, lead vocals - #2,7,8,12)
Mike O'Brien (bass, piano, electric guitars, background vocals, lead vocals - #1,4,6,10)
Rob Drake (drums, harmony vocals)
Tracklist |
01:How Does It Feel?
02:Fever Of The Time
03:Kindergarten
04:The Renegade
05:Greater Times On The Wayside
06:River By The Garden
07:You Gotta Teller
08:I Know
09:Marching Through Your Head
10:The Sound Of You
11:Heavy On Me
12:At The Risk Of Repeating
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