Herzlich willkommen im riesigen musikalischen Universum der Chicagoer Band Zip Tang.
Die vier Herren entzünden mit ihrem Debüt ein wahres Feuerwerk in extrem schillernden Farben und nehmen kein Blatt vor den Mund.
Mit muskelbepackten Gitarren-Sounds, songdienlich eingesetzten Keyboards, einer deftigen Rhythmus-Abteilung und einem intergalaktischen Saxofon, lassen uns Marcus Padgett, Perry Merritt, Rick Wolfe und Fred Faller an ihrer unglaublich unterhaltsamen Reise in die Fremde teilhaben.
In die Fremde? Ja, natürlich! Dennoch werden wir in keiner Weise erdrückt von vollkommen neuen Illusionen. Zip Tang sind echte Könner, weil sie es mit "Luminiferous Ether" schaffen, uns punktuell Haltegriffe in ihrer Musik anzubieten.
Raffiniert lässt uns das Quartett stetig die Möglichkeit, in ihren acht selbst entwickelten Kunstwerken Bekanntes zu entdecken. Das fängt an bei Zappa-Mäßigem an und offenbart Erinnerungen an King Crimson oder Pink Floyd.
Die letzten achtzehn Minuten sind hingegen eineindeutig zuzuordnen: "Tarkus" von Emerson, Lake & Palmer. In der Zip Tang-Lesung ist klasse, dass sie die Keyboard-Passagen durch mächtig viel und saugutes Saxofon ersetzen. So ist der Track kein überflüssiges Füllmaterial, um die Spielzeit in die Höhe zu schrauben, sondern macht in ihrer Galaxie Sinn.
Wohl dem, der sich wagt, einen derartigen Klassiker anzugreifen und dann auch noch zu einem Genuss für die Lauscher werden zu lassen.
Ok, wer mit dem Saxofon so seine Probleme hat, für den ist der lichterzeugende Ether eh nichts wie Schall und Rauch. Die Seifenblase der Fahrt im Raumschiff ist zerplatzt.
Ist man allerdings ein Freund des Holzblasinstruments, wird Zip Tang nie langweilig.
Dann bitte einsteigen, Anschnallen ist zu empfehlen und los geht es mit "Tower Of Tuna", einem Track der mächtig rockt. Eine flirrende Gitarre, stellenweise Wah Wah-betrieben, setzt sich in den Lauschern fest und dann gibt es den ersten bedingungslosen Saxofon-Einsatz. Kurz geht es zurück zum Thema. Dann wird kurz gebreakt und Perry Merritt, der auch gesanglich sehr gut gefällt, entlässt fette Riffs aus seiner Gitarre.
Die Intensität des Wah Wah-Pedals wird in "Missed The Beginning" gesteigert und es gibt auch funkige Sounds aus der 6-Saitigen. Dem Mittelteil verleihen Zip Tang Flügel: Sich überlagernde Instrumente wetteifern um die Vorherrschaft. Alles löst sich mit einem Überraschungseffekt auf, denn bis zum Ende hin wird der Song zum Reggae.
Die ersten beiden Nummern haben Wirkung beim Hörer hinterlassen.
Ganz anders geht es zunächst in "Nothing Here" ab. Eine verträumte akustische Gitarre erklingt über einem herrlichen Keyboard-Teppich bis die Becken ein anderes Tempo vorgeben. Setzen die anderen Instrumente ein, wird es jazzig. Marcus Padgett wechselt zum Sopransaxofon und Fred Fallers Percussion verleiht dem Song einen besonderen Drive. Der vertrackte Rhythmus sorgt für Spannung, bis sich dann endlich Merritt mit seinem Gitarrensolo, ebenfalls mit jazzigen Farbtupfern versehen, einmischt.
Bis jetzt ist das eine sehr interessante Reise, an der wir teilnehmen.
Ah, jetzt wird es, mit gewaltig tiefem Bass, so richtig schön spacig. Bei den angegebenen 10 Minuten Spielzeit darf sich die Gitarre ausgiebig entladen und ausnahmsweise auch die Keyboards. Die Vocals übernehmen hier Perry Merritt sowie Rick Wolfe und die sind gut, nicht mehr und nicht weniger. Der Padgett kann das aber besser.
Verdammt, Zip Tang haben den Hörer verwöhnt, weil sie innerhalb der Songs stets mit etwas Unerwartetem um die Ecke kamen.
"Like We Did Before" ist wunderschön verträumt und schwebt, ohne spektakulären Dinge, auf einem imaginären Luftpolster dahin.
Ui! Bei der Lektion, als es um den Jazz im Rock ging, haben die Herren aber ganz konzentriert zugehört, denn diese Mixtur beherrschen sie aus dem Effeff. Dann hat das Quartett auch noch die Stirn so "Pink Panther"-ähnliches Versatzstück, natürlich vom Saxofon dominiert, abzuliefern. Überhaupt ist das instrumentale "Beta" ein Hinhörer! Ansonsten gibt es abermals klasse Gitarreneskapaden.
Als Crew auf dem Raumschiff haben Zip Tang die Zügel fest im Griff und bieten tolle Unterhaltung.
"With A Twist", das kürzeste Stück der CD, ist vehement groovend. Chicago verbinde ich natürlich mit dem Blues und auch in diesem Genre haben die Herren etwas zu bieten.
Dann schließt sich der Kreis der Rezension, denn "Tarkus" hatten wir schon und 8 von 10 RockTimes-Uhren werden nach dem Verlassen des Zip Tang-Shuttles vergeben.
Line-up:
Marcus Padgett (saxophone, keyboards, vocals - #1, 2, 3, 5, 7, 8)
Perry Merritt (guitars, vocals - #4/part 1, 9)
Rick Wolfe (bass, vocals - #4/part 2)
Fred Faller (drums, percussion)
Tracklist |
01:Tower Of Tuna (5:39)
02:Missed The Beginning (5:15)
03:Nothing Here (6:10)
04:Doctor Plush (10:00)
05:Like We Did Before (5:02)
06:Beta (5:47)
07:Searching For Treasure (4:24)
08:With A Twist (3:46)
09:Tarkus (18:10)
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