Mitte Mai diesen Jahres fiel mir
A Bit Of Devil von dem Münsterraner Quartett
Zodiac in die Hände, um es auf Herz und Nieren zu überprüfen. Meine anschließende Rezension bezüglich der Tonkonserve fiel äußerst positiv aus und mein Abschlusssatz, zugleich mein persönlicher Wusch
»Ich möchte die Band schnellstmöglich 'Live on Stage' in Berlin erleben.«, erfüllte sich am vergangenen Donnerstag. Es bedurfte nur wenig an Überredungskünsten, um meinen Berliner Kollegen
Holger zu überzeugen, seine professionelle Kamera startklar zu machen.
Im 'White Trash Fast Food' angekommen, trauten wir unseren Augen nicht. Wir sind ja beide begeisterte Konzertgänger und haben weit im dreistelligen Bereich Gigs jeglicher Rockstilarten besucht, und dabei, ob große Hallen oder kleine Clubs, zahlreiche Veranstaltungsorte kennengelernt, aber so was haben wir noch nicht erlebt. Man muss sich vorstellen, man geht in ein riesiges, verwinkeltes und mehrstöckiges Chinarestaurant, um einer Erfolg versprechenden Band die Ehre zu erweisen. Beim Suchen des Backstage-Bereiches werden wir in die Irre geführt, denn es gibt gar keinen. Und während wir an zahlreichen Speisetischen mit schmatzenden Gästen vorbeispazieren, entdecken wir die Bühne. Bühne? Meine Güte, hier soll es eine Band so richtig krachen lassen? Ungläubig bestaunen wir
Janosch Rathmer & Co. beim Aufstellen ihres Equipments. Als sie es tatsächlich geschafft haben, alles aufzubauen, sich selbst auf die Bühne zu quetschen und in knapp drei Minuten einen Soundcheck hinzubrettern, erklingt nach einem Intro auch schon der erste Song "Diamond Shoes". Ich kann nur sagen: Respekt meine Herren! Aus dem Stand von null auf hundert bläst uns eine geballte Ladung Rockpower um die Ohren. Während Leadgitarrist und Sänger
Nick van Delft etwas böse blickend wie ein Fels in der Brandung steht, dabei zahlreiche Solo-Attacken in die Fangemeinde feuert, erntet seine 'bessere Hälfte' und Ibanez-Spezi
Stefan Gall von mir extrem hohe Mitleidsgefühle. So, als ob man einen bis in die Haarwurzeln angespannten Puma in einem Käfig zwängt, bewegt sich
Stefan auf dem für ihn knapp zugestandenen Bewegungsquadratmeter. Ich kann förmlich seine Gier nach 'Freiheit' spüren, er weiß gar nicht so recht, wohin mit seiner grenzenlosen Energie.
Hinten rechts hat sich
Janosch Rathmer an seinem 'Kraftwerk' platziert, schiebt die Gitarristen im Verbund mit dem Bassisten
Robert Claro unermüdlich nach vorn, und diese lassen sich nicht zweimal bitten, legen nicht nur brillant los, sondern halten ihre anhaltenden Rock-Stürme bis zum Ende des Gigs auf Orkanstärke. Apropos
Robert Claro, der ist neu zur Band gestoßen und ersetzt seinen Vorgänger
Robert Kahr zu meiner vollsten Zufriedenheit, denn die Lücke des guten
Kahr gleichwertig zu füllen ist nicht so leicht, wie so mancher Musikfreund glauben mag.
Bei "Blue Jean Blues" (
ZZ Top) beweist die Band, dass sie auch in der Lage ist, ihr vorangegangenes Tempo so zu drosseln, um einen Blues der Extraklasse zu servieren. Doch spätestens mit "A Bit Of Devil" wird wieder gerockt, was das Zeug hält und mit ihrem Finalteil "Coming Home" gibt es genau den Teil auf die Lauscher, den ich schon bei meiner CD-Kritik als Hörprobe empfohlen hatte. Der Sound ist den Umständen entsprechend gut. Die kleine Bühne lässt leider keinen Platz für gewagte Bühnenpräsenz beziehungsweise Showeinlagen. Und wenn es überhaupt etwas zu bemängeln gibt, sind es zwei Sachen: Zum Einem die für uns viel zu knappe Spielzeit von ca. einer Stunde und zum Zweiten, dass die 3,5 Millionen-Metropole wieder mal einer starken Newcomer-Band den Rücken zeigt. Die Band hat, so wie bei ihrem vorherigen Konzert in der Sputnikhalle von Münster ein 'ausverkauft' verdient und die sparsame Spielzeit ist wohl auf den Umstand zurückzuführen, dass anschließend noch zwei Bands spielen sollen. Sei es wie es sei, anschließend werden unsere erworbenen Vinyls signiert, Erinnerungsfotos geknipst und noch etwas gefachsimpelt. Dabei versprachen wir der Band, sie am 15. Januar des kommenden Jahres wieder zu besuchen, wenn sie dann im Berliner Magnet-Club ihre Visitenkarte abgibt.