Nachdem sich 1997 einige Bandmitglieder von Liquid Visions zusammengeschlossen haben, um gemeinsam »auf improvisierende Weise kosmische Trips in Musik umzusetzen«, blickt man folgerichtig nun auf 10 Jahre gemeinsames Schaffen zurück. Dave Schmidt, der Space-Basser, den man unter seinem Künstlernamen Sula Bassana kennt und der mittlerweile mit sulatron-records sein eigenes Label betreibt, hat zu diesem Anlass einen Querschnitt der vergangenen Dekade aufgelegt, der aus »bislang Unveröffentlichtem, oder sehr schwer zu Beschaffendem« besteht.
Im informativen Booklet ist die Herkunft aller Stücke gelistet und wir erfahren, dass "Internale Grande" am 22. Juli 2006 während des Burg Herzberg-Festivals und "Grateful Life" sowie "Rockhead To Eden" beim Deadhead-Meeting 2006 in Plauen aufgenommen wurden. Auch die beiden Deadheads und Organisatoren Beate und Gerd sind im Booklet erwähnt, die ich von hier aus ganz herzlich grüßen möchte (Ich muss mal wieder auf ein Meeting kommen ...). Zone Six spielten zwei Shows in Plauen und es ist geplant, eine CD-R davon herauszubringen.
Los geht es aber mit zwei 1997er-Aufnahmen aus dem Liquid Visions-Proberaum. Wie bei "Come Inside" (Psychedelic-Festival, Landau, 17.01.1998), steht Jodi Barry am Mikrofon und sorgt für die 'weibliche Komponente', die sich für diese Band in 'enormer' Melodiösität auswirkt. "Beautiful" lebt trotz aller spacigen Zutaten, die die Instrumente liefern, von einer lasziven Grundstimmung, die begeistert. Bei "Come Inside" muss ich öfters an Grace Slick denken, denn irgendwie hat auch Jodi 'diesen Ausdruck' in der Stimme. Aber es muss klar sein, dass Bass und Gitarre hier anders auftreten als die Pendants von Jefferson Airplane. Kompliment an dieser Stelle auch an Mastering-Genie Eroc, der die Aufnahmen aufbereitet hat. Die Qualität der Aufnahmequellen war »unterschiedlich und teilweise historisch«, aber davon ist im Prinzip nichts zu merken. Zumindest nichts, was den Genuss stören könnte.
"Knuf On Tog", nun ohne Vocals und im Januar 1999 in Ansbach aufgenommen, spact so richtig ab. Martin lässt den Synthesizer ordentlich warm laufen und sorgt für die 'Cosmic Sounds'. Die Nummer schraubt, wummert und wabert sich hypnotisch aus den Membranen. Auch in "Hiddenworld" gibt es reichlich kosmische Sounds, nun neben Martin auch von Rusty, aus dessen Studio in Gotthun (2003) diese Aufnahme stammt. Wie eine Dampfwalze rollt der Track psychedelisch nach vorn. Verfremdete Stimmen und abgedrehte Gitarrenparts sorgen für reichlich stimmige Momente. Fast stoisch brabbelt der Bass durch den Keller dieses starken Songs.
Nun zu den beiden Plauen-Tracks: Hammer, wie sich die Gitarre per Wah Wah durch "Grateful Live" rockt. Vor meinem geistigen Auge sehe ich den Keller des Malzhauses und die tanzende Schar der in Tie'n'Dye-Shirts Gekleideten. Heavier, aber auch mit starker, abgefahrener Gitarre und Bass: "Rockhead To Eden". Gastmusiker Ben Båsegard von der norwegischen Truppe Coydog steuert, wie in der Vorgängernummer auch, einige Lap Steel-Sequenzen bei, die dem Zone Six-Arrangement eine neue Note geben.
Mein lieber Herr Gesangsverein! Beim letzten Track kommt starker Tobak auf den Hörer zu. "Infernale Grande" heißt das auf dem Herzberg aufgenommene Stück und macht seinem Namen alle Ehre. Auch für mich bestehen diese fünfzehn Minuten erst mal aus 'Suchen' und 'Sortieren'. Ich finde schließlich in Gitarre und Bass ein zartes, rotes Fädchen, an dem ich mich festhalte und durch die Minuten schwebe. Grinsend stelle ich mir ein paar Redaktionskollegen vor, die sich "Infernale Grande" anhören.
Cowboy Daniel etwa: Soviel Kaktus-Schnaps gibt es gar nicht, dass er das ohne vom Pferd zu fallen durchsteht.
Die Blues Rock-Fraktion: Die Menge Pils, um sich da reinzufinden, hat kein Rockschuppen vorrätig.
Norbert, Meister der feinen Töne: Wird Probleme haben, seinem Bierdealer die Notwendigkeit eines extra Fasses Huppendorfer zu erklären.
Die Prog-Rocker: Auch das gleichzeitige Rückwärtspielen aller King Crimson-Scheiben ist harmlos dagegen.
Die Metaller: Eure Eltern und Großeltern werden beginnen, die schwertkämpfenden Poser zu lieben.
Spaß beiseite, ab Minute zwölf in etwa, dürfte die Gitarre auch den Kollegen gefallen, denn sie schrubbt und windet sich erkennbar und rockig durch den Raum. Im Booklet ist folgendes dazu geschrieben:
»After a thunderstorm we set up on a wet stage and played a wild and crazy concert. "Infernale Grande" was our last track and for sure one of our heaviest ever.«
Fans von Zone Six sollten sich "10 Years Of Aural Psychedelic Journeys" besorgen, bietet dieses Album doch, wie bereits erwähnt, einen Querschnitt mit rarem Material aus der zehnjährigen Bandgeschichte.
Line-up:
Dave Schmidt (bass)
Jodi Barry (vocals # -1, 2, 3)
Hans-Peter Ringholz (guitar (# -1, 2, 3, 4)
Rusty (keyboards # -1, 2, cosmic sounds & voice # -5)
Claus Bühler (drums # -1, 2, 3, 5)
Kay Meißner (drums # -4)
Martin Schorn (cosmic sounds # -4, 5, 6, 7, 8)
Julius K (guitar # -5, 6, 7, 8)
Ben Båsegard (lap steel guitar # -6, 7)
Walt Jahn (drums # -6, 7, 8)
Michaela Traxler (voice # -8)
Tracklist |
01:Something's Missing (10:30)
02:Beautiful (12:33)
03:Come Inside (11:21)
04:Knuf On Tog (10:19)
05:Hiddenworld (6:19)
06:Grateful Life (8:22)
07:Rockhead To Eden (4:40)
08:Infernale Grande (15:23)
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