Zone Six/Vespero / The Split Thing
The Split Thing Spielzeit: 48:54
Medium: CD
Label: Transubstans Records, 2012
Stil: Space Rock, Psychedelic

Review vom 15.06.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Musikalisch funktioniert eine deutsch-russische Freundschaft perfekt. Die Space-Rocker von Zone Six und Vespero machen gemeinsame Sache in Sachen Psychedelic. Zone Six um Dave Schmidt aka Sula Bassana, den beiden Bassisten Komet Lulu (Electric Moon) sowie Paul_Pott (Ex-Vibravoid), Drummer Alex (ebenfalls Electric Moon) und 'Synthesizianer' Modulfix kennen unsere RockTimes-Leser ja schon aus einigen Tonträger-Rezensionen.
Vespero ist ein Quartett aus dem Süden Russlands, wurde 2003 gegründet und hat schon eine ganze Phalanx an Platten veröffentlicht, von denen es viele momentan (leider) gar nicht mehr gibt. Den Anfang machten (zunächst als Eigenproduktion) unter anderem "Dust From The Silver Fingers" (2004), "Like The Moon" (2005) oder "Luxemburg 17.00. Live Vol. II" (2006). 2007 erschien "Rito", das Debüt bei Russian Association Of Indepentent Genres. Neben vorliegendem Album "The Split Thing" kam 2012 von Vespero auch noch "Subkraut: U-Boats Willkommen Hier" auf den Markt.
Die beiden auf "The Split Thing" vertretenen Combos verdeutlichen einerseits, wie unterschiedlich die Orbitale des Space Rocks ausfallen und andererseits, welche Parallelen sich bei der Improvisation ergeben. Die Platte gibt es als CD oder LP.
Die drei Tracks von Vespero sind im Vergleich zu dem Zone Six-Buchstaben-Überding "Babapapatantramanta" eher von entspannter Natur, aber nicht weniger spannend als das deutsche Space-Kilo. Der russische Vierer liebt es sphärisch-galaktisch und Arkady Fedotov zaubert (auch) auf der Flöte. Das Quartett versteht es, durch den Schwebezustand der Synthesizer-Sounds hypnotische Trancezustände zu kreieren. So umschlingt einen "Nüllus" zunächst mit seinen fluoreszierenden Tentakeln. Man mag es auch melodisch. Für die letzten beiden Minuten des Tracks wird es heftig und Vespero zeigt uns, was die Band unter Space Rock versteht. Hier wechseln der Synthesizer und die Gitarre ihren Status als Lead-Instrument. Höher, immer höher schraubt sich der Sechssaiter über die unsere Erde umspannende Atmosphäre in den luftleeren Raum, der von Verspero-Klängen koloriert wird. Ivan Fedotov serviert uns vertrackt-treibendes Drumming und dann bringt Arkady seine Querflöte zum Einsatz. Diese Phasen haben einen ganz besonderen Charakter... irgendwie schaut man dabei ein wenig in Richtung Orient. "Clouds" (welch ein passender Songname) wird unter anderem auch von der Flöte eröffnet. Es ist schon bemerkenswert, auf welche Weise Vespero mit Erdungskabel-mäßigem Drumming sowie Bassspiel und gleitenden Synthesizerklängen elektrisierende Spannung erzeugt. Dieses Stück ist ein herrlicher, auch turbulenter Tanz über den Wolken. In den Händen der Combo sind "Lifeless Pillars" keine 'leblosen Säulen'. Eher haucht Vespero einem virtuellen Beton den Odem des Space Rock ein. Diese Nummer verschafft dem Hörer freien Eintritt zum persönlichen Kopfkino. Bemerkenswert ist der virtuose Einsatz der Schlagzeugbecken. So, wie sich diese Band dem Rezensenten in den drei Stücken vorstellt, darf in Zukunft ruhig mehr davon auf dem Schreitisch landen. Es ist sehr interessant, wie Vespero entspannte Psychedelic und Weltraum-Rock vermischen.
Zone Six ist, wie könnte es anders sein, mit einem Longtrack auf "The Split Thing" vertreten. Etwas über vierundzwanzig Minuten jammt Zone Six auf höchstem Niveau. Über den Sinn des Titelnamens "Babapapatantramanta" soll an dieser Stelle nicht philosophiert werden. Eine Reise durchs Universum mit Zone Six erweitert für die Dauer der Spielzeit das Bewusstsein des Hörers. Alleine die Ausgewogenheit zwischen dem Sechssaiter und den Synthesizern ist gigantisch gut. Klar, Zone Six mag es heftig. Immer wieder verblüfft einen die Band mit Klang-Kreationen, die für Überraschungsmomente sorgen. Umwerfend sind nicht nur die unterschiedlich angelegten Bassspielereien von Komet Lulu sowie Paul_Pott. Fuzzig und natürlich... natürlich und fuzzig. Welch ein Luxus! Selbstredend kann ein Zone Six-Raumschiff auch atemberaubend dahingleiten. Es gibt in dieser Nummer Momente der Besinnung, aber im Großen und Ganzen verwöhnt uns die Band mit schwer rockenden Improvisationen, bei denen Schwerelosigkeit ein Fremdwort ist. Bei zirka sechzehn Minuten schleichen sich Klänge ein, die an ein Vibrafon erinnern. Fantastisch! Zeitweise rangeln die E-Gitarre und Synthesizer um den Steuerknüppel des Erdsatelliten und diese Situation kann schon heftig ausfallen und den Boden beben lassen. Zone Six und ihr "Babapapatantramanta" sind ein Musterbeispiel und Aushängeschild für psychedelischen Space Rock. Als Wegweiser zeigen diese Klangkollagen weder nach links, noch rechts oder geradeaus, sondern direkt nach oben.
Die Glückwünsche für "The Split Thing" gehen an beide Bands. Das Spektrum des Genres hat keinen Anfang und kein Ende... es ist grenzenlos. Somit existieren bei Vespero und Zone Six auch keine kulturellen Grenzen. Zwei Gruppen spielen in einer gemeinsamen musikalischen Sprache mit verschiedenen Dialekten.
Line-up: Vespero
Ivan Fedotov (drums, percussion)
Arkady Fedotov (bass, synthesizer, flute, voice)
Alexander Kozovlev (guitars, electronics)
Alexei Klabukov (synthesizer, keyboards, accordion)
Line-up: Zone Six
Komet Lulu (bass)
Paul_Pott (bass)
Sula Bassana (guitar)
Modulfix (synthesizer)
Alex (drums)
Tracklist
Vespero:
01:Nüllus (7:42)
02:Clouds (7:46)
03:Lifeless Pillars (9:15)

Zone Six:
04:Babapapatantramanta (24:12)
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