Als ich neulich mit Hanns Haurein von The Force ein Interview führte und ihn danach fragte, was denn in der Schweizer Szene so abgeht, da sagte er mir, dass inzwischen immer mehr junge Kids bei den Southern Rock-Konzerten auftauchen und richtig abrocken. Und als ich Alex Rudzinski, ehemaliger Moderator von Radio 21/Rockland Radio befragte, da versicherte er mir, dass die Nachfrage und das Interesse am Classic Rock ungebrochen ist.
Als ich diese Woche im Konzert bei Jeff Beck und Buddy Guy war, der eine in diesen Tagen 60, der andere bereits 70 Jahre alt, musste ich feststellen, dass im Publikum auffällig viele junge Leute vertreten waren. Als Central Park aus München nun ausgerechnet das auf CD veröffentlichen, was in den 80er Jahren geschrieben wurde und dies gar nicht altbacken klingt, wurde ich hellhörig und stutzig.
Kann es sein, dass es unheimlich 'in' ist, wenn man in seiner musikalischen Stilbeschreibung den Zusatz 'Prog' bekommt? Ist das ein Hype oder eine Rückbesinnung zur musikalischen Qualität? Kann es sein, dass die Labels unheimlich auf der Reissue-Schiene sind? Wie ist es möglich, dass die CDs und DVDs vom legendären Montreux-Festival so unheimlich gefragt sind, und zwar nicht nur von 'altgedienten Vergötterern' dieser Musicians, die dort aufspielten?
Ich könnte jetzt noch stundenlange Monologe halten, in dem ich Euch mit einer Frage nach der anderen bombardiere. Es kann gut sein, dass einige Sender noch ein wenig Zeit brauchen, denn die Computer sind uns weit voraus programmiert, um uns das 'Sprech-Genöle', ein bisschen Rap und zu allem Übel auch noch den Hip Hop um die Ohren zu schlagen. Und es ist durchaus legitim, dass die Love-Parade in Berlin in eine neue Auflage startet.
Lassen wir also den Leuten ihren Spaß und bei sengender Hitze ihren Trieben freien Lauf, um sich ganz im Sinne der Freiheit zu verausgaben. Aber lasst uns auch gemeinsam feststellen, dass die Zeiten wieder auf Blues und Rock stehen. Alles scheint nunmehr vergänglich und es wird uns unaufhaltsam in die Köpfe kommen, dass die richtige Musik dann vorhanden ist, wenn sie 'handgemacht' und ehrlich ist.
Vintage, der Begriff in der Musik schlechthin und somit mein Lieblingswort. Vergessen wir in der Technik die Begriffe wie 'Modeller' und setzen wieder voll und ganz auf Röhren bis sie glühen und uns der Gitarrensound die nötige Wärme für unser Herz spendiert. Weg mit der Konserve, endlich gilt wieder das Holzschlagzeug und nicht die Drum-Maschine. Wir brauchen endlich wieder keine Pillen (Extasy und wie dieser ganze chemische Schmutz heißt), um uns in musikalische Höhenflüge zu begeben, die es uns ermöglichen, ein, zwei Tage oder mehr unaufhörlich in schöne Klangwelten abzutauchen. Musik ist eine Droge, das wissen wir. Und mögen wir alten Säcke noch so als Nostalgiker verschrien sein und als altbacken gelten: Wir haben Ausdauer und wir werden unaufhörlich dafür sorgen, dass sich die gute Musik durchsetzt und uns die 'schlechte' nicht dazu verleitet, noch mehr Schindluder mit unserer Gesundheit zu treiben.
Wir haben es vorgemacht, in dem viele von uns 'stoned' der Musik lauschten. Wir haben viele von unseren Idolen verloren, weil sie aus einem verhältnismäßig einfachen Gras nicht mehr schlau wurden und nun meinten, sie müssten nachlegen. Lasst uns das eine Warnung sein und ich bin frohen Mutes, wenn ich jetzt merke, wie die ehrliche Musik immer mehr junge Leute in ihren Bann zieht und anscheinend berauscht. Genau so soll das sein.
Wir befinden uns in einer Hightech-Welt und 'Stillstand ist Rückschritt'. Meinetwegen lass dies in der leidlichen und immer verrückteren Berufswelt so gelten. Aber die Musik besinnt sich wieder auf alte Glanzeiten und ihre Stärken. 'We're back to the roots' und erleben hoffentlich erneut richtiges Feeling, 'clean', mit einer Zigarette und einem Glas Bier oder Rotwein, und damit genug des Aufrufes nach Verunglimpfung unseres eigenen Körpers. Es geht auch ohne, keine Frage. 4 x 4 Euro nicht in den Automaten geschmissen und ihr habt eine geile Scheibe in eurem Besitz, und die brennt hoffentlich sehr, sehr lange.
Wenn ich diese ganze Entwicklung der letzten Jahre jetzt genauer unter die Lupe nehme, dann wird mir jetzt, und zwar genau jetzt, in zunehmendem Maße immer klarer:
Rock Will Never Die!!!!!
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 09.08.2006
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