Socken und Strapse
Enthüllungen unterm Weihnachtsbaum
Alle Jahre wieder...
Heilig Abend und was dazu gehört
oder auch nicht




Zwischenruf vom 24.12.2006


Ulli Heiser
Alle Jahre wieder stellt sich auch in Rocker- und Rollerhaushalten die Frage, was den Lieben auf den Gabentisch gelegt wird und - viel wichtiger - was man selbst geschenkt bekommt. Musik natürlich, das ist klar. Klar ist auch, dass der Rocker anderes Ohrenfutter als der Countryman oder die Metallady bekommt.
Geschenktipps gab es hier in RockTimes ja zuhauf und wir sind sicher, dass die ein oder andere Rezension in Form von Polycarbonat oder gar Vinyl unterm Weihnachtsbaum liegt. Das heißt, sofern man zu der Gruppe derjenigen gehört, die Weihnachten, bzw. Geschenke und freie Tage unter religiösem Aspekt sehen. Die andere Gruppe, die mit Religion nichts am Hut hat, macht das Trara ja nicht mit, oder?
Von wegen, auch die Atheisten freuen sich natürlich über den Extraurlaub und über das gierige Aufreißen der Päckchen. Liegt es vielleicht daran, dass der urspüngliche Sinn des Festes kaum noch bekannt ist? Dass man Weihnachten so zum Schenken und lieb sein nutzt, wie den Karneval zum Fröhlichsein?
Gibt es vielleicht noch eine dritte Gruppe? Menschen, die zwar zu den beiden oben erwähnten Spezies gehören, ansonsten aber den Kommerz nicht mitmachen? Bestimmt, aber diese Spielverderber lasse ich mal außen vor. Wir Rock'n'Roller warten aufgeregt bis das Glöckcken bimmelt, welches uns den Weg in das geschmückte Zimmer weist.
Vertreter der ersten Gruppe monieren zwar (zu Recht) den aus dem Ruder gelaufenen Weihnachtsbeschenkungswahnsinn, freuen sich aber doch, wenn dieses Mal etwas anderes, als das alljährliche Sockenpaar dem bunten Papier entnommen wird. Die zweite Gruppe belächelt zwar (im günstigsten Fall) das Fest der Geburt des berühmten Kindes, ist auf der anderen Seite aber trotzdem froh, wenn es nicht wieder die obligatorische Krawatte ist.
Apropos Krawatte und Socken...
Was trägt eigentlich der Rocker in seinen Stiefeln, der Countryman in den Cowboyboots? Beim Hippie ist es klar: Im Sommer nichts und im Winter selbstgestrickte Wollteile. Aber was für Strümpfe zieren Proggers und Artrockers Waden? Komplizierte Muster in ungewöhnlichen Farben? Und die Metallady - halterlose Strümpfe um Schenkel und Fesseln mit eingewebten Metalfäden oder gar Strapse mit kleinen Totenkopfbommeln am Strapsgürtel? Und was ist mit den Bluesern? Schenkt man denen gleich Socken mit Löchern, damit sie so richtig den Blues bekommen?
»I have a hole in my shoe and my socks are tatty and holey too
Oh Lord send money and I'll buy me some new.«
Oft nicht minder ungewaschen wie die Füße, ist der Hals: Westernliebhaber schnüren sich die Luft mit Boloties ab, während Herr und Frau Headbanger eher auf schwere Ketten stehen.
Krawatten - pechschwarz müssen die aber sein - zieren bleiche Gothic-Hälse während der intellektuelle Liedermacherhörer zu Cordhose und Sakko auch gerne mal 'ne Fliege trägt.
Wie man sieht, können die Klassiker der Geschenke durchaus auch erfreuen, sofern sie mit Bedacht gekauft werden.
Kommt es ganz schlimm, kann man viele der ungewollten Verlegenheitsgeschenke nach den Tagen ja wieder zu barer Münze machen und sich was Vernünftiges kaufen. Keinen Ausweg gibt es aber, wenn im trauten Kreis der Lieben die alljährlichen Weihnachtplatten aus dem Fach mit den Sammeltassen geholt werden. Jedenfalls keinen Ausweg, ohne potentielle Erbschaften oder auch nur den Familienfrieden zu gefährden.
"Süßer die Glocken nie klingen" mag sich da wie Hohn anhören, wenn einem doch eigentlich eher die Eier abfallen, ob dieser Domkosakenspatzenvolksmusikanten-CD mit den grinsenden Rentiergesichtern auf dem Cover. Oder etwa nicht?
Egal, da muss man jetzt durch und irgendwie freue ich mich doch auf das Glöckchen, welches jetzt hoffentlich bald bimmelt. Socken und Krawatten werd ich eher nicht bekommen, bisschen Weihnachtsmusik darf auch sein, wenn es schon keinen Schnee gibt und schließlich sind da ja noch die leckeren Gerüche, die aus der Küche in meine Nase ziehen.
Alle Jahre wieder. Gott sei Dank und hoffentlich noch lange....
In diesem Sinne: Frohe Weihnacht
oder
Happy Drinkmas And A Heavy New Year