Nach dem abwechslungsreichen Album Paint Your Brain legt der Bielefelder Gitarrist mit einem reinen Soloalbum nach. Nun, die musikalische Gestaltung von Solosachen sehe ich grundsätzlich als nicht gerade einfach an.
Lassen wir einmal die mit einem Synthesizer eingespielten beiseite, gibt es etliche Beispiele dafür, wie auch solo angegangene Alben einen besonderen Reiz ausüben können. Im Einzelnen hierzu möchte ich verschiedene Werke erwähnen. Am wenigsten problematisch scheinen mir Piano-Scheiben zu sein. Als bestes Beispiel mag hier "The Köln Concert" von Keith Jarrett dienen, das sich wahrscheinlich in sehr vielen Haushalten befindet, auch bei solchen Musikfans, die mit Jazz ansonsten nicht viel am Hut haben. Problematischer dürfte es da schon mit dem Saxofon sein. Als sehr gewagte und äußerst interessante Beispiele sehe ich die Veröffentlichungen von David S. Ware. Eberhard Weber hat mit "Pendulum" ebenfalls eine sehr interessante Solo-Platte eingespielt, obwohl hier technisch getrickst wird. Beim Schlagzeug wird man sicher auch wenig Gegenliebe erfahren, doch gibt es mit "I’m Here" von Edward Vesala ein beeindruckendes Perkussionswerk.
Schwenken wir nun endlich zum Thema über und zum Instrument, um das es hier geht – zur Gitarre. Da fallen mir ganz spontan Ralph Towner und Leo Kottke ein, zwei ganz verschiedene Musiker mit verschiedenen Ansätzen. Beiden gleich sind die oft überschwappenden Klangkaskaden, die eine ungeheure Fülle darstellen.
'Mein ruhiger Freund' – ich hoffe, den Titel sinngemäß übersetzt zu haben – ist da eher frei von Klangkaskaden, denn hier sind Ruhe und Beschaulichkeit angesagt, sehr harmonisch, sehr angenehm, sehr einladend zum entspannenden Hören.
Ganz anders als auf der letzten Platte von Jörg Fleer fliegen und fließen die Töne unbeschwert einfach nur dahin, der Moment ist Struktur, gleichzeitig Improvisation. Und da assoziiere ich dann eher in Richtung von Soloscheiben des Kollegen John Abercrombie. "My Goal’s Beyond" von John McLaughlin fällt mir ebenfalls dazu ein, das heißt, die B-Seite jener Platte. Diese Art von Spiritualität durchzieht auch die Stimmung dieser Produktion.
So bleibt es nicht bei alleinigen Solobeiträgen, denn im Playback wird der akustischen Gitarre obendrein noch eine elektrische hinzugefügt. "What About The Lonely Ones?" halte ich sogar für sehr gelungen. Und so gleitet man durch sehr schöne träumerische Musik, die zudem wunderschön daherkommt.
Line-up Jörg Fleer:
Jörg Fleer (guitars)
Tracklist "Mi Amigo Tranquilo":
01:Opening (1:53)
02:Magic Places (1:31)
03:There Is Nothing Left To Do (3:54)
04:What About The Lonely Ones? (3:32)
05:Mi Amigo Tranquilo (1:34)
06:Giant Of The Sea II (3:23)
07:Because Of Your Sad Eyes (2:53)
08:I Can See Your Pain (2:07)
09:Be Kind To Your Neurosis (4:15)
10:Egal, Aber Jetzt II (6:33)
11:As Snow Before A Summer Sun (3:16)
12:To The South (3:07)
13:Sunlight On Water (Para Marta) (4:46)
14:Things I Miss The Most (2:21)
15:La Plaza De La Vila II (4:18)
16:The Unfortunate Gentleman (3:13)
17:Song For The Sun II (4:06)
18:Mi Amigo Tranquilo (Epilogue) (4:24)
Gesamtspielzeit: 60:37, Erscheinungsjahr: 2016
Neueste Kommentare