«

»

V.A. / Always Memphis Rock & Roll – Vinyl-Review

V.A. - "Always Memphis Rock & Roll" - LP-Review

Eine coole Sache, nämlich eine Zusammenarbeit hat sich da zwischen dem deutschen Label Head Perfume Records (Dresden) und dem in Memphis, Tennessee ansässigen Black & Wyatt Records ergeben. Gefeiert wird die Kollaboration in diesem Herbst/Winter mit der Compilation "Always Memphis Rock’n’Roll", auf der acht Bands immerhin 14 Tracks rauen Rock’n’Rolls und Garage Rock vorstellen. Eher kleinere Bands (zumindest war mir bisher keine geläufig), was aber ja erstmal noch gar nichts über deren Qualität aussagt. Sämtliche Stücke stammen aus dem Zeitraum von 2000 bis 2019, abgesehen von einem Ausreißer, der Nummer "Steady Girl" von den Heathens aus dem Jahr 1956. Dieser hat sich dann aber – ebenfalls auf dieser Platte vertreten – der Italiener Mario Monterosso im Jahr 2019 noch einmal angenommen.

Und um direkt bei diesem Stück zu bleiben, eröffnen die Heathens unseren Ausflug nach Memphis gleich mal mit herrlich rumpelndem Rock’n’Roll. Nein, das waren beileibe keine erfahrenen und abgeklärten Studiomusiker, die man zur Unterstützung für Leute wie Elvis Presley, Carl Perkins oder Jerry Lee Lewis herangezogen hätte, aber der Spaß, den die Band bei der Aufnahme hatte, quillt geradezu aus den Boxen. Herrlich amateurhaft, dafür aber mit doppelt und dreifach soviel Adrenalin ausgestattet. Dagegen kommt die Version von dem bereits erwähnten Mario Monterosso natürlich deutlich (sound-) moderner und ehrlich gesagt auch professioneller rüber.

Mit Jack Oblivian & The Sheiks sind wir dann beim Garage Rock angelangt, der mit immer noch rohem, aber doch schon abgeklärten Sound um die Ecke kommt. Cooler Song, dem Oblivians raue Stimme noch die Kirsche auf die Torte setzt. Auch Tyler Keith setzt bei "Scarlett Fever" auf jede Menge Dreck unter den Fingernägeln, während er sich dabei fast ein bisschen wie der junge, ungezügelte Mick Jagger auf den ersten ca. drei Stones-Alben anhört. Die Turnstyles sowie auch die Opossums setzen den ruppigen, aber auch sehr sympathischen Garage Rock ihrer Vorgänger fort, wobei die Toy Trucks sowie Fingers Like Saturn schon wieder eine Spur subtiler zu Werke gehen. Erstgenannte Band wirkt etwas abgeklärter und kontrollierter, ohne dabei jedoch die Stilmerkmale guten Garage Rocks zu verleugnen. Eine der stärksten Nummern bis hierhin. Bei Fingers Like Saturn ist eine Lady vor dem Mikro aktiv, was nochmal eine gelugene Abwechslung darstellt. Ebenfalls sehr gut.

Es folgt der zweite Auftritt von Jack Oblivian, diesmal mit der Begleitband The Dream Killers und dem Stück "Good Time Bad Girl", inklusive dem Einsatz von Holzbläsern. Da geht ordentlich die Post ab. Tyler Keith setzt in seinem zweiten Song dagegen auf Groove in den Strophen und einen explosiven Refrain. Meine Güte, diese Jungs machen Spaß! Dieser Fakt zieht sich dann auch komplett durch die zweite LP-Seite und sowohl die bereits erwähnten Opossum, Turnstyles und Fingers Like Saturn lassen sich nicht zwei Mal bitten, um ordentlich Feuer unter dem Dach zu entfachen. Die Fingers… unterstreichen dabei eindrucksvoll ihre Sonderstellung auf dieser Compilation und gehen zumindest für den Verfasser dieser Zeilen als Gewinner durchs Ziel. Den Abschluss macht dann Jack Oblivian mit seinem dritten Stück "Loose Diamonds".

Letzten Endes ist "Always Memphis Rock & Roll" eine klasse Platte, prall gefüllt mit – manchmal mehr, manchmal weniger – wildem Garage Rock, der ganz hervorragend in die Beine geht und Lust auf mehr macht. Garage Rock-Fans sollten also unbedingt mal antesten, aber auch alle anderen Freunde der wilden Rock-Musik unbedingt ein Ohr riskieren.


Tracklist "Always Memphis Rock & Roll":

Side 1:

  1. Heathens – Steady Girl (take 1)
  2. Jack Oblivian & The Sheiks – Fast Friends
  3. Tyler Keith – Scarlett Fever
  4. Turnstyles – Cut Your Off
  5. Opossums – The Truth (Live At B-Side)
  6. Toy Trucks – Schoolbus
  7. Fingers Like Saturn – Heaven

Side 2:

  1. Mario Monterosso – Steady Girl
  2. Jack Oblivian & The Dream Killers – Good Time Bad Girl
  3. Tyler Keith – Born Again Virgin
  4. Opossums – Reaching Out
  5. Turnstyles – Vivian
  6. Fingers Like Saturn – Candy’s Dead
  7. Jack Oblivian & The Dream Killers – Loose Diamonds

Gesamtspielzeit: 21:33 (Side 1), 21:37 (Side 2), Erscheinungsjahr: 2021 (1956 – 2019)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. René Seim / DJ Cramér

    Hallo Markus,
    wunderbares Review! Vielen Dank!
    DJ Cramér / Head Perfume Records

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>