2 a.m. / Songs For Newborns To Be
Songs For Newborns To Be Spielzeit: 41:52
Medium: CD
Label: Isaac Gravity Records, 2014
Stil: Psychedelic Rock

Review vom 07.07.2014


Boris Theobald
Was brauchen Neugeborene zum Sein, zur Existenz, zum Leben und überhaupt? Na klar: neun Songs von 2 a.m.. Laut Promoter nehmen die uns mit auf 'an emotional journey between Alternative-Rock and Shoegaze, Psychadelia and Dream-Pop'. Will heißen: 'Bitte in keine Schublade stecken', das, was die beiden Andreas da fabriziert haben. "Songs For Newborns To Be" ist das Debütalbum der beiden Italiener Andrea Marcellini und Andrea Maraschi. Ihr 'Neugeborenes' ist schon so eine Art 'Weltraumbaby'. Der Opener "I Cannot Cry" beginnt gleich mit einer spacigen Drone-Atmosphäre. Breit verzerrte Gitarren ergänzen denn den Klangkosmos. Der einsetzende Gesang - erst mal eher weinerlich - macht aus dem hart verstrahlten All-Etwas einen Rocksong. Und dann pult sich doch tatsächlich eine richtig starke Melodie aus der kühlen Schwärze heraus und macht "I Cannot Cry" zu einem richtig schönen, melancholischen Pop Rock-Song.
Die psychedelische Schlagseite und die Anmutung des Gesangs lassen die Italiener ganz schön britisch klingen - ein bisschen abgehoben und surreal wie Radiohead, aber auch bodenständig und geradeaus Pop-rockend wie beispielsweise Keane. Atmosphärische Neo Progger im Stile von Midas Fall, Satellite oder RPWL sind auch am Start. "Naked" ist eine weitere, wunderschöne Nummer, die sich in diese Richtung bewegt: gedankenversunken im Dreivierteltakt, aber laut und intensiv, betörend-verstörend, eindringlich und mit einer schlicht-schönen Melodie versehen, die sich dem Gefühlszentrum des Hörers ... sagen wir: butterweich aufdrängt. Das geht. Gegensätze sind hier Programm. Die rauen, spacigen Hintergrundschwingungen, die verzerrten Interferenzen begleiten uns bei allen Songs - egal, wie lyrisch und daunenkissenweich die Melodien auch sein mögen. Es passt.
"Karmapidity" fährt dann vielleicht etwas zu sehr auf dem Klagelied-Gleis, kriegt aber nach drei Minuten gut die Kurve, wenn am atmosphärischen Energierädchen gedreht wird. Ein bisschen mehr Geduld erfordert der Achteinhalbminüter "The Magic Can't Work". Hier geht es gut vier Minuten lang gemächlich zu, bevor sich die aufgestaute Energie Bahn bricht. Die entlädt sich dann, von dichten und eindringlichen, raumgreifend nachhallenden E-Gitarren umfasst, in klagendem, wortlosen Gesang. 2 a.m. verlieren dabei aber nie den Faden, driften nie in die endlosen Weiten des Weltraums ab. Es groovt und es rockt. Gut so; es hätte ja auch die Gefahr bestanden, zu leiern und schwimmen. Und dann ist da ohnehin auch noch ...
... die etwas 'andere' Seite der Band. Bei ein paar Songs geht es deutlich rustikaler zur Sache: sehr straight, roh rockend, laut, dringend und dreckig, mit ziemlich unfiltriert expressivem Gesang - immer mit vielen Effekten versehen. Mit "Clash" geht man womöglich einen Schritt zu weit. Das klingt doch arg gehämmert, nach wild-punkigem Alarm. Klasse ist dagegen "I Wanna Make Noise (In Your Life)" (manche Dinge heißen eben so, wie sie klingen). Das ist auch so eine In-your-face-Nummer - Hard Rock mit hypnotischer Hintergrundstrahlung in aller gegebener Kürze von weniger als drei Minuten. Und der Song hat eine super Melodie! Schon beim zweiten Chorus brummt man mit. Das wäre dann auch der rockige Anspieltipp. Dann bitte noch "I Cannot Cry" aus der sanft-intensiven Ecke und "The Untold Words" als geschicktes Zwischending. Die drei anhören - und wissen, was 2 a.m. sind.
Line-up:
Andrea Maraschi (vocals, rhythm guitar, programming)
Andrea Marcellini (lead guitar, bass, backing vocals)

With:
Michele Belagamba (drums, programming)
Tracklist
01:I Cannot Cry (5:14)
02:PG (3:25)
03:Clash (2:53)
04:Naked (4:29)
05:Karmadipity (5:17)
06:The Untold Words (4:36)
07:I Wanna Make Noise (In Your Life) [2:45]
08:The Magic Can't Work (8:35)
09:A Song For Newborns To Be (4:36)
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