Bis vor kurzem war ich der Meinung, dass Mark Evans hautnahe Dirty Deeds-Biografie bezüglich der Historie meiner Lieblingsband AC/DC nicht zu toppen sei.
Doch nun, wie aus heiterem Himmel, schlägt Jesse Finks Buch "Die Brüder Young" wie ein gewaltiger Meteorit in die Biografien-Szenerie bekannter Rockmusiker ein.
Jesse Fink ist mit seiner AC/DC-Biografie förmlich über sich hinaus gewachsen. Er hat nicht nur bis ins kleinste Detail recherchiert, hat nicht nur unzählige Zeitzeugen aufgestöbert, die sonst in keiner vorherigen AC/DC-Nachlese berücksichtigt wurden, sondern hat auch einige von John O'Rourkes Fotos, 1978 leitender Angestellter einer australischen Plattenfirma, veröffentlicht, die es bisher so, zumindest in einem Buch, noch nie zu sehen gab. Unter anderem eins mit den Youngs und O'Rourke selbst - während einer "Powerage"-Session 1978. So erklärt Fink: »Ich hoffe, in diesem Buch eigene Fehler vermieden zu haben. Details zur Familie müssen hier nicht aufgewärmt werden, und auch das Nacherzählen der hinlänglich bekannten Geschichte gehört nicht zu den hier angesprochenen Themen. Ich wollte nicht wie ein Besessener alte Musikmagazine nach Zitaten aus zweiter Hand durchforsten, um die Seiten zu füllen. Es lag nicht in meiner Absicht, alte Infos von Leuten abzufragen, die schon bis zum Erbrechen interviewt worden waren oder die des Redens überdrüssig sind und sich nur unter großem Leidensdruck öffnen. Nichts ist so fade und langweilig«.
An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, das es sich hierbei um keine reine Biografie der wohl bekanntesten australischen Rockband handelt, sondern wirklich eher um eine spezifische Young-Analyse. Äußerst interessant, wie Jesse auch die Easybeats und speziell Bandmitglied Georg Young, älterer Bruder von Malcolm und Angus, einschätzt. Dass Georg für seinen einst produzierten Welthit "Friday On My Mind" von Ted Albert (Albert Music), dank eines unseriösen Vertrages bis heute nie einen Euro seiner ihm zustehenden Tantiemen erhielt. Georg Young hat aus diesen Fehler gelernt und dafür gesorgt, dass AC/DC bis heute ein Vermögen von ca. 225 Mio Dollar anhäufen konnten.
Eine längst fällige, wenn auch sehr verspätete Würdigung, erhält der aus Italien stammende Drummer Tony Currenti, dem auch diese Biografie gewidmet ist. Dank Finks Kontaktaufnahme, erklärt Currenti glaubwürdig, dass er es war, der, bis auf "Baby Please Don't Go", alle weiteren Songs von High Voltage am Schlagzeug einspielte. Für Millionen von AC/DC-Fans sicherlich eine unglaubliche Story, wenn man bedenkt, dass diese Kunst bisher Phil Rudd zugesprochen wurde. Und wer weiß schon, dass Billy Bartlett vom ehemaligen US-Radiosender WPDQ der erste Rundfunkmoderator war, der AC/DC in Florida und den amerikanischen Musikhörern zum ersten Mal vorspielte?
Eine weitere interessante Episode ist die, als sich eines Tages Allan Fryer bei Fink meldet und auf die Frage, was er zur Theorie des australischen Sounds meint, antwortet: »Er kommt von Herzen, aus dem tiefsten Inneren. Man vergisst nicht seine Wurzeln... AC/DC haben nie vergessen, woher sie kamen. Niemals... Die Rhythmussektion, die Rhythmusgitarre - Ehrlichkeit in der reinsten Form. Da wird nicht blöd rumgemacht. Da gibt es kein Make-up. Es ist einfach nur ehrlich... Die Fans wissen, dass es die Wahrheit ist. Es ist gerader Rock'n'Roll...«.
Von solchen kurzen, knappen Geschichten sprudelt Jesse Finks Buch ohne Ende. Ob in knappen Sätzen kleinere Zusammenhänge dokumentiert oder umfangreiche Recherchen in kompletten Absätzen verewigt: Die Brüder Young-Biografie liest sich zu keiner Zeit langweilig! Der Autor hat es verstanden, die 366 Seiten interessant zu gestalten, mit unglaublich vielen unbekannten Details zu bestücken, indem ehemalige Mitarbeiter, Betreuer, Manager, Mitspieler usw. zu Wort kommen, die sonst vermutlich nie die Gelegenheit bekommen hätten, sich zu AC/DC zu äußern.
Sei es, wie es sei: Der Star von "Die Brüder Young" ist nicht AC/DC oder die Youngs selbst - nein, Jesse Fink gehört der Applaus, die Anerkennung für dieses außergewöhnliche Buch! An dieser Stelle kann/muss ich nicht nur eine fette Kaufempfehlung aussprechen, sondern sage zum Schluss: Danke, Mister Fink, für dieses erstklassige literarische Werk!
Kapitel |
Vorwort [Gimme A Bullet]
Einleitung [Rock And Roll Ain't Noise Pullution]
01:The Easybeats [Good Times - 1968]
02:Stevie Wright [Evie - 1974]
03:AC/DC [It's A Long Way To The Top (If You Wanna Rock 'n' Roll)]
04:AC/DC [Jailbreak - 1976]
05:AC/DC [Let There Be Rock - 1977]
06:AC/DC [Riff Raff - 1978]
07:AC/DC [Highway To Hell - 1979]
08:AC/DC [Back In Black - 1980]
09:AC/DC [You Shook Me All Night Long - 1980]
10:AC/DC [Hells Bells - 1980]
11:AC/DC [Thunderstruck - 1990]
Dramatis Personae [Who Made Who]
Danksagungen [For Those About To Rock (We Salute You)]
Bibliografie [Ride On]
Diskografie [High Voltage]
Anhang [What Do You Do For Money Honey]
Index [Up To My Neck In You]
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Externe Links:
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