Mark Evans / Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Medium: Buch
Autor: Mark Evans
Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
Verlag: Hannibal
ISBN: 978-3-85445-373-8
Veröffentlichung: März 2012
Seiten: 368

Review vom 15.04.2012


Mike Kempf
Würde man den AC/DC-Fan nach dem Line-up der wohl erfolgreichsten und bekanntesten australischen Elitetruppe der Rockgeschichte fragen, kämen mit großer Wahrscheinlichkeit die Youngs, Brian Johnson, Phil Rudd oder Cliff Williams als erstes für Antworten in Frage.
Dass Bon Scott, in den Anfängen von AC/DC, neben Angus Young einer der extravaganten Frontmänner war und bis zu seinem Ableben (†19.02.1980) maßgeblichen Anteil am erfolgreichen Durchstart der glorreichen Truppe vom fünften Kontinent hatte, dürfte zumindest dem AC/DC-Freund hinlänglich bekannt sein. Doch wer kann sich noch an Mark Evans, der, um es genau zu nehmen Mark Whitmore Evans heißt, erinnern?
Mit Sicherheit diejenigen, die den Werdegang der Kapelle von Anfang an verfolgten. Stand er immerhin von 1975 bis 1977 links außen neben Drummer Rudd (aus der Sicht Rudds) als Bassist auf der Bühne und wirkte bei den High Voltage-, "Dirty Deeds Done Dirt Cheap"- und "Let There Be Rock"-Alben als Tieftonspezi mit. Allein dadurch hat er sich bei mir ein Denkmal verdient, haben doch alle drei Alben, auch durch ihn, ein großartiges Stück Rockgeschichte geschrieben. Wer weiß wie seine Karriere verlaufen wäre, wenn er sich 1977 nicht mit Angus zerstritten hätte? Dabei ging es um einen Beatles-Gig von 1964, dem Angus als Neunjähriger beigewohnt haben will, für den er damals für die Eintrittskarte angeblich 5,50 Dollar bezahlte, und die weiteren Meinungsverschiedenheiten darüber letztendlich seinen Abgang beschleunigte. Soweit zur Vorgeschichte.
Als ich von dem Buch zum ersten Male hörte, dachte ich: Schon wieder eine 'Bio' von meinen Helden? Eigentlich wird man durch High Voltage Rock'n'Roll und Maximum Rock'n'Roll mit allen wichtigen Infos über die Band versorgt und es bleibt kaum eine Frage offen. Doch bei der mir vorliegenden Biografie handelt es sich um die Geschichte von Mark Evans, dessen Erzählungen zwar zu 80% von 'seiner wilden Zeit mit AC/DC' handelt, aber eben aus SEINER Sichtweise! Deshalb ist das Buch äußerst interessant und avanciert zu einem echten Lese-Tipp!
Mark Whitmore Evans, geboren am 2. März 1956 in Melbourne, Australien, war der jüngste unter den vier Geschwistern, die in South Yara (Melbourne) aufwuchsen. Er war von 1975 bis 1977 Mitglied der Hard- und Bluesrock-Band AC/DC. Sein weiterer Werdegang spiegelt sich in Bands wie Contraband, Cheetah, Heaven und aktuell Tice & Evans wider. Insgesamt ist er auf mehr als fünfzig Alben zu hören, z. B. nahm er in den neunzigern ein Album mit The Zoo auf, der Band von
Fleetwood Mac-Schlagzeuger Mick Fleetwood.
"Dirty Deeds Done Dirt Cheap" ist der Titel des legendären AC/DC-Albums, mit dem die australische Band 1979 in den USA bis auf Platz drei der Album-Charts stürmte. Es wurde bis heute sechs Mal mit Platin ausgezeichnet und verkaufte sich allein in den USA über sechs Millionen Mal. Damit ist es nach "Back In Black" und "Highway To Hell" das erfolgreichste AC/DC-Album, und vielleicht genau der Grund, den Mark veranlasste, seine Biografie "Dirty Deeds" zu taufen.
1975 bis 1977 war auch die Zeit, als ich AC/DC für mich entdeckte und bis heute ist sie für mich die beste Rockband aller Zeiten. Warum das so ist, spiegelt sich in diesem Buch wider, bei dessen Geschichte ich einige emotionale Momente bei mir entdeckte, die ich zwar nicht so hautnah wie Mark erlebte, aber als Fan durchaus die ungeheure Wucht der Band, die unglaubliche Explosivität ihrer Shows, mitbekam, die für damalige Verhältnisse revolutionär waren. Kein Wunder, dass sie damals jede Band, die sich ihnen in den Weg stellte, gnadenlos von der Bühne fegte. Egal welche Combo in dieser Rockepoche groß rauskommen wollte, ob Kiss, Queen oder T. Rex, um nur einige Beispiele zu nennen, deren Shows waren gegen die von AC/DC reine Partymucke für Kindergeburtstage. Und genau mit dieser Einstellung, dem Bewusstsein fast jede Band in die Flucht zu schlagen, enorm viel Arbeitseinsatz und einem unbändigen Selbstvertrauen bastelte die Truppe an ihrem Erfolg. Dabei, so Mark, galten die Youngs als absolute Perfektionisten und sorgten als Gründungsmitglieder fast für einen diktatorischen Führungsstil.
Mark Evans war in dieser Zeit der Bassist von AC/DC. In seiner Biografie schildert er, wie er in Australien aufwuchs und eine tolle Beziehung zu seinem Vater hatte, der Ende März 1968 verstarb. Welche Musik ihn und seine Freunde als Jugendliche beeinflusste, darunter auch AC/DC. Kurz nach seinem 19. Geburtstag stieg er als Bassist bei AC/DC ein und erlebte fortan zwei seiner intensivsten Jahre seiner musikalischen Karriere.
Der Autor versorgt den Leser mit sehr interessanten Infos. Denn wer weiß schon, wie der erste Roadie der Band hieß? Antwort: Ralph. Dass er seinen ersten Bass, einen schlechten Fender-Nachbau, im Pfandhaus von South Yara für 22 US-Dollar erwarb? Er Silvester 1969 zum ersten Mal Bon Scott begegnete? Er sein damaliges Gehalt, das er zunächst als Verwaltungsbeamter verdiente, durch sein erstklassiges Poolbillard-Spiel in diversen Clubs oftmals verdoppeln konnte? Dass anfänglich jedem Bandmitglied von AC/DC vertraglich 60 Dollar wöchentlich zustanden? Oder, dass das ehemalige Tourfahrzeug der Band, der blaue Greyhound-Bus, erst kürzlich bei Ebay angeboten wurde?
Mark Evans schildert auf unterhaltsame Weise und mit vielen Fakten und Anekdoten die Ereignisse dieser bewegten Anfangszeit, als AC/DC zunächst kleinere Clubs, später große Konzertsäle in Australien zum Kochen brachten, um schließlich die ganze Welt zu erobern. Dass er sich in dieser Zeit zum wahren Whiskyexperten entwickelte, er nur wenig Spaß mit den Youngs hatte und wie gefährlich die Dreharbeiten zum Videoclip von "Jailbreak" im Steinbruch von Sunshine, einem Vorort von Melbourne, waren. Außerdem erzählt er sehr ausführlich die Produktion des Videoclips von "It's A Long Way To The Top", so, als ob man selbst dabei gewesen wäre.
Es gibt natürlich weitere Geschichten, die Evans sehr authentisch vermittelt, die allesamt, eben aus der Sicht des Ex-Bassisten, das Besondere an seiner Biografie sind und vieles selbst den eingefleischten AC/DC-Fans noch gar nicht bekannt war. Doch es handelt sich bei seinen Erzählungen nicht nur um AC/DC, sondern auch einiges nach seinem Ausscheiden aus der Band. Beispielsweise, dass er im Juni 2007 eine sehr schmerzhafte Nachricht erhielt, die ich hier aber nicht verraten möchte, weil ich das Gefühl habe, dass das Erzählen des traurigen Ereignisses nur ihm zusteht.
Mark Evans ist es gelungen, mit reichlich glaubwürdigen Emotionen, mit viel Witz, aber wenn nötig, auch mit viel Ernsthaftigkeit zu erzählen. Richtig spannend wird es, wenn man beim Lesen von Kapitel zu Kapitel merkt, dass sein Abschied von AC/DC nahen sollte! Das ging auch mir unter die Haut. Nicht nur deshalb ist diese Lektüre für alle Musikfreunde absolut empfehlenswert und eigentlich auch ein MUSS!
Kapitel
Prolog:Paris, April 1977
01:Das Prahran Hilton
02:Poolbillard und Hausverbot
03:Countdown lässt es krachen
04:Der Sandmann
05:Unerwartet Teen-Stars
06:Auf nach England
07:London
08:Geister, Dope und Müllmänner
09:Eine Riesendosis Rock'n'Roll
10:Unverhoffter Schlussakkord
11:Keine tätowierten Rosen!
12:Ein langer, langer Weg
Danksagung
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