Wein und Musik? Na klar! »Sex & Drugs & Rock & Roll«!
Eines vorweg: Wir möchten natürlich keine Drogen propagieren und legen Wert auf die Tatsache, dass ein guter Wein, verantwortungsvoll genossen, auf keinen Fall zu den Drogen gezählt werden darf. So wenig wie ein Küchen-Damastmesser von Nesmuk eine Mordwaffe sein will.
Eine Weinbesprechung in RockTimes? Na klar! Schließlich ist das Können guter Winzer mindestens gleichzusetzen mit dem guter Musiker. Ein jeder erfreut uns auf seine Art mit seinen Produkten. Daneben gibt es ja diese sporadischen Treffen der RockTimes-Südwestfraktion, die ohne kulinarisches Begleitwerk zu reinen Party-Happenings 'verkommen' würden.
Eine Weinbesprechung auch deshalb, weil sich nun auch das australische Rock-Urgestein in die Reihe derer einreiht, die Liasons mit Önologen eingehen. Spontan wollen wir da mal Kiss, Motörhead, Pink Floyd und natürlich die Götter nennen.
AC/DC und einer der größten australischen Weinerzeuger, Warburn Estate (über 1000 Hektar,) bringen nach und nach die folgenden Sorten unter die Fans:
- Back in Black Shiraz
- Highway To Hell Cabernet Sauvignon
- Thunderstruck Chardonnay
- Hells Bells Sauvignon Blanc
- You Shook Me All Night Long Moscato
Die Krönung und absolutes Objekt der Begierde aller Fans dürfte dabei die Platinum-Edition sein, die fünf von den Musikern signierte Flaschen sowie eine von allen gemeinsam signierte enthält. Diese Ausgabe ist streng auf 2000 Exemplare limitiert und wird in einer handgearbeiteten Holzkassette geliefert. Die Platinum-Ausgabe besteht aus sechs »exclusiven australischen Ultra-Premium-Weinen... edelste Austattung aus französischem Glas und einer Banderole aus Zinn... jede Kassette verfügt über ein nummeriertes Echtheitszertifikat - Shiraz geschaffen mit Leidenschaft und Erfahrung, 2 Jahre gereift in Barriques aus französischer und amerikanischer Eiche, mit dem Potenzial, weitere Jahre in der Flasche zu seiner vollen Reife zu gelangen. Diese Rarität wird ab Ende 2012 - allerdings nur online - verfügbar sein.«
Ein paar Flaschen Back in Black Shiraz und Hells Bells Sauvignon Blanc aus der normalen Edition standen der RockTimes-Gourmetfraktion zum Verkosten zur Verfügung, was Steve und seine Frau Petra, Ilka und Ulli mit großer Freude in den Lebensmittelhandel trieb, denn logischwerweise mussten dazu die passenden Gerichte kredenzt werden. Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, auf die Speisen einzugehen. Aber sie wurden adäquat ausgewählt und glichen einem Streifzug durch Wasser, Feld, Wald und Luft.
Zu den Weinen:
Hells Bells Sauvignon Blanc, 2011, 750 ml 12% Vol., (UVP) ca. 9,99 €/Flasche
"Hells Bells", der Sauvignon Blanc des Jahrgangs 2011, ist in eine schwere Bordeauxflasche gefüllt und mit einem geschmackvollen, silber-schwarzem Etikett, das Brian Johnson und Angus Young 'in Action' abgebildet zeigt, ausgestattet. Sehr erfreulich ist, dass die Flasche mit einem Schraubverschluss versiegelt ist. Das erleichtert nicht nur den Konsum im Rahmen eines AC/DC-Konzertes, sondern schließt 'verkorkste' Weine generell aus. Langsam, seeehr langsam beginnen auch die deutschen Verbraucher, sich endlich diesem internationalen Trend anzuschließen. Der weltweit steigende Weinkonsum verknappt das Angebot 'guter' Korken - Folge war in den letzten Jahren eine extrem zunehmende Anzahl von Korkschmeckern, die ein großes Ärgernis für den Weinfreund sind. Schön, dass uns dieses Problem bei "Hells Bells" nicht begegnen kann!
Ein Blick aufs Etikett verrät, dass der Grundwein in Neuseeland gewachsen ist, im an der Nordostküste der Südinsel gelegenen Weinbaugebiet Marlborough. Dieses ist für überaus charaktervolle Sauvignon Blanc-Weine bekannt, die einen Vergleich mit den französischen 'Originalen' nicht zu scheuen brauchen. Große Erleichterung also, dass "Hells Bells" nicht aus einem der vielen langweiligen australischen Chardonnays erzeugt wurde. Kleiner Witz am Rande: Woran erkennt man einen Weinkenner? Wenn er im Restaurant die Weinfrage mit »ABC« klärt (anything but Chardonnay).
Im Glas ist "Hells Bells" leider sehr viel weniger aufregend, als sein tolles Flaschen-Outfit. Die Farbe ist sehr blass mit grünlichen Reflexen, was auf einen leichten Wein schließen lässt. Die 'Nase' ist zunächst sehr dezent ausgeprägt, öffnet sich aber unter Luftkontakt zunehmend (vielleicht sollte man ausnahmsweise dekantieren?) und gibt dann Noten von Minze und Stachelbeere frei. Die 'grasigen' Anflüge lassen auf nicht vollreifes Lesegut schließen.
Am Gaumen ist "Hells Bells" sehr frisch, wie es für neuseeländische Weine durchaus typisch ist. Die auf dem Rücketikett angepriesenen »Aromen von tropischen Früchten« versucht man allerdings vergeblich zu erahnen. Auch hier macht sich ein eher unreifer Charakter bemerkbar: Frucht ist Fehlanzeige, Säure aber sehr ordentlich, eine nette pfeffrige Note (wie man sie vom Grünen Veltliner kennt) wird durch einen etwas kratzigen Abgang zunichte gemacht. Es fehlt eindeutig an Harmonie!! Gut, 12 Vol.% Alkohol sind für einen harmonischen Weißwein eindeutig zu wenig. Einzig der Riesling kommt hier mit weniger als 12,5 Vol.% aus. "Hells Bells" hätte mit einem Grad mehr Alkohol vermutlich besser dagestanden!
Fazit: Wegen der leichten Frische sicherlich ein guter Zech- oder Sommerwein - aber qualitativ deutlich unter der magischen Fünf-Euro-Marke angesiedelt. "Hells Bells" ist aber gut doppelt so teuer!! Also: Der AC/DC-Fan wird sich über das Sammelobjekt freuen - der Weinliebhaber lässt aber die Flasche besser zu. Ist der Wertsteigerung dieser streng limitierten Edition sicherlich ebenfalls zuträglich!
Back In Black, Barossa Shiraz, 2010, 750 ml, 13% Vol., (UVP) ca. 9,99 €/Flasche
Der "Back In Black" ist wie der "Hells Bells" ausgestattet - nur das Etikett ist in schwarz-rot gehalten und zeigt einen jugendlichen Angus Young offensichtlich bei einem seiner wilden Solo-Ritte. Grundlage ist ein 2010er Shiraz aus dem Barossa Valley, einem der bekanntesten Weinbaugebiete Australiens - im Südwesten nahe der Stadt Adelaide gelegen. Es ist eine recht heiße Region mit einem der südlichen Mittelmeer-Region vergleichbaren Klima. Es wird erstaunlich viel Riesling angebaut, der allerdings - aufgrund der Hitze - in der Regel eher charakterarme Weine hervorbringt, die mit ihren deutschen oder österreichischen Artgenossen wenig gemein haben. Die Paradesorte ist der Shiraz, der hier zumeist sortenrein angebaut wird, während sein französisches Pendant Syrah sehr gerne mächtigen Weinen (vorwiegend an der Rhône) das Rückgrat stärkt, in dem er verschnitten wird. Da im Barossa Valley ein recht einheitliches Klima vorherrscht, machen weniger die Lagen sondern viel eher das Alter der Rebstöcke den qualitativen Unterschied der Weine aus. Methusaleme von mehr als 120 Jahren sind hier keine Seltenheit und die Basis der Kult-Shiraze von Erzeugern wie Penfolds oder Yalumba.
Der Blick aufs Rücketikett weist 13 Vol.% aus - ein Wert, der eher für fruchtbetonte Rotweine aus bspw. der Pfalz oder der mittelfranzösischen Touraine typisch ist. Zunächst einmal ein erfreulicher Umstand, denn mancher australische Shiraz ist ein wahres Alkohol-Monster, das mit teilweise mehr als 15 Vol.% wenig Freude macht. Diese stellen oftmals knüppelharte Vorschlaghammerschläge auf die zarten Geschmacksknospen dar, nach denen man bereits nach dem dritten oder vierten Schluck genug hat und den Gastgeber fragen möchte, ob er nicht ein leckeres Bierchen im Kühlschrank hat.
"Back In Black" steht sortentypisch tiefdunkel im Glas, aber beleibe nicht so 'tintig' schwarz wie viele seiner Artgenossen. Auch die Viskosität ist nicht so ölig wie bei diesen sondern angenehm 'flüssig'. Der Duft sticht angenehm frisch in die Nase - schwarze Früchte und orientalische Gewürze sind wahrnehmbar - auch ein ganz dezenter Hauch von 'Holz', wobei ich nicht glaube, dass der Wein im Barrique lag. Angesichts des für einen australischen Shiraz recht günstigen Preises dürfte hier im Keller eher mit Eichen-Chips gearbeitet worden sein.
Der überaus positive, frische Eindruck bestätigt sich am Gaumen und erinnert eher an einen modernen Languedoc-Syrah, als an eine Alkohol-Bombe aus Gigondas oder Châteauneuf-du-Pape. Die sortentypischen Brombeer- und Pflaumenaromen stehen im Vordergrund - die Säure ist erstaunlich stabil.
Fazit: "Back In Black" ist ein Wein, der durch seine relativ leichte Art dazu animiert, gleich noch eine zweite Flasche aufzumachen. Am schönsten kam er leicht gekühlt bei etwa 15° an, weil dies die fruchtige Frische noch unterstreicht. 'Atze/Detzes' Roter ist ein fröhlicher Geselle, der in seiner burschikosen Art etwas an den jungen Angus Young in seiner samtroten Schuluniform erinnert.
Übrigens: Den 'Live-Proof' hat "Back In Black" ebenfalls bestanden. Einem Nackenkotelett auf toskanische Art konnte er problemlos Paroli bieten.
Die Verkostung hat uns mächtig Spaß bereitet und sollten jetzt Winzer, Brauer, Brenner, Metzger und andere edle Künstler des Viktualien-Bereiches mitlesen: Wir stehen Gewehr bei Fuß, bzw. Gabel bei Glas.
»Have A Drink On Me
Have A Drink On Me
Yeah«
[AC/DC]
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