Klaus Kreuzeder (*04.04.1950 - †03.11.2014)
Mensch, Kerle! Das Leben bläst den Blues immer zu den falschen Zeiten, vorzugsweise auf einem Saxofon. Erst vor wenigen Tagen dachte ich noch, anlässlich eines (angenehmen) Reviews, an den unverwechselbaren Klang seines Sopransaxofons. Wohl auch, weil ich ihn kurz davor (zum x-ten Mal) im Münsteraner 'Tatort' "Dreimal Schwarzer Kater", an der Seite des pianoklimpernden Jan Josef Liefers, in einer Nebenrolle seine 'Kanne' blasen sah... und vor allem wegen des brandneuen BR-Portraits "Aus Leidenschaft am Leben", das Ende Juli erstmals ausgestrahlt wurde.
So mancher dürfte heute morgen anlässlich der Meldungen vor seinen Monitoren oder hinter seiner Tageszeitung erstarrt sein: Klaus Kreuzeder verstarb am gestrigen Montag im Alter von nur 64 Jahren friedlich in seiner Münchner Wohnung.
Deutschland hat nicht allzu viele Saxofonisten von Weltrang hervorgebracht - Klaus Kreuzeder war fraglos einer von ihnen. Er spielte sich Anfang der Siebziger mit der fränkischen Kultformation Aera nicht nur in die Herzen aller progressiven deutschen Jazz Rock-Fans, sondern erreichte mit Klassealben wie "Aera humanum est", "Hand und Fuß" oder "Türkis" ein internationales Publikum. Al Jarreau, Stevie Wonder, Sting, der erst vor wenigen Tagen ebenfalls verstorbene Jack Bruce oder Gianna Nannini wollten genau SEINEN Saxofonton... und sonst keinen! National sorgte er mit seinen Arbeiten für und mit Konstantin Wecker, Eberhard Schoener und Udo Lindenberg ("Rock gegen rechte Gewalt", 2002) ebenso für Furore wie bei zahllosen anderen Projekten. Zuletzt tourte er mit seinem Soloprogramm "Best Of", das auch als Doppel-CD (2010) veröffentlicht wurde und sein letztes Album markierte.
Am nachdrücklichsten trat Kreuzeder wohl mit einer preisgekrönten TV-Doku des bayrischen Rundfunks, "Was ich nie vergessen werde" (2007), in Erscheinung. Hier untermalte er mit seinem Saxofon die Erinnerungen des Holocaust-Überlebenden Otto Schwerdt, an grausiger Stelle - im ehemaligen KZ Flossenbürg. Ein unter die Haut gehendes filmisches Meisterwerk....
Für seine musikalischen Leistungen wie seine Verdienste in der Behindertenarbeit wurde Klaus Kreuzeder mit zahllosen Ehrungen überhäuft - zuletzt mit dem Kulturpreis 2010 der Bayerischen Landesstiftung, vor großer Öffentlichkeit im Kuppelsaal der Bayerischen Staatskanzlei verliehen.
Im Alter von zwei Jahren erkrankte Klaus Kreuzeder an Polio (Kinderlähmung) und saß seitdem im Rollstuhl. Das Saxofonspiel war quasi eine Therapie gegen die chronische Atemschwäche des jungen Klaus. Mit zunehmendem Alter litt er trotzdem, in Folge eines Post-Polio-Syndroms, zunehmend an extremer Kurzatmigkeit. Nach seinem letzten Auftritt als Musiker, am 11. Oktober 2011 im Brüsseler Bozar Centre for fine Arts, musste sich Kreuzeder endgültig von der Bühne verabschieden.
Doch niemals hätte der Kämpfer in ihm aufgegeben. Er veröffentlichte stattdessen seine Biografie "Glück gehabt" und blieb der karitativen Arbeit eng verbunden, sah sich nun als Motivator für andere, weniger vom Glück gesegnete Menschen. Zuletzt arbeitete Klaus Kreuzeder an einem neuen Buch und einer DVD, "Klaus Kreuzeder - aus dem Leben des Münchner Saxophonisten" betitelt. Beides sollte im kommenden Jahr publiziert werden.
Klaus Kreuzeder war mit sich im Reinen. »Ich hatte noch nie das Gefühl, vom Schicksal benachteiligt zu sein«, sagte er noch im vergangenen Jahr.
Danke für Deine Musik, Klaus - Du fehlst bereits jetzt... unendlich!
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