Wie wäre es mit einer deftig-metallischen Portion Grunge? Da kann man schon mal »nein« sagen. Allerdings nicht bei Alice In Chains und schon gar nicht bei ihrem zweiten, wohl meistverkauften Album "Dirt".
Gegründet 1987, zunächst kurzfristig unter dem Namen Alice 'n Chains, hatte man das Line-up der Band relativ schnell beisammen. Nachdem sich Gitarrist Jerry Cantrell und Sänger Layne Staley trafen, kamen der Bassist Mike Starr sowie Schlagzeuger Sean Kinney hinzu. Lokale Gigs waren angesagt und 1989 unterschrieb man einen Plattenvertrag beim Label Columbia Records. Zu Beginn des Jahres 1990 wurde die EP "We Die Young" veröffentlicht. Gleich im Sommer war dann das Debüt "Facelift" auf dem Markt. Es folgten Touren als Support von zum Beispiel Van Halen und 1991 gab es mit "Sap" eine weiter EP.
Alice In Chains hatten ihren Stützpunkt in Seattle und durch den Grunge-Boom, besonders Nirvana zu verdanken, dass das Metal-orientierte Quartett noch mehr Aufmerksamkeit bekam, die sich für das zweite Album "Dirt" damals als hilfreich erwies.
Das Album hat eine ziemlich düstere Atmosphäre, geprägt von Staleys Heroin-Abhängigkeit. Er starb am 05.04.2002. Die von Verzweiflung, Wut und Traurigkeit geprägte Stimme des Sängers sowie das hochklassige Songwriting von Gitarrist Cantrell sind hauptsächlich dafür verantwortlich, dass vorliegendes Album zu einem Meilenstein in der Rockgeschichte wurde. Die abgründigen Tiefen der Gefühle werden perfekt in musikalisch-fesselnde Szenarien umgesetzt.
Ohne auch nur den Funken von Zweifel kann man "Dirt" als eine Achterbahnfahrt ganz dicht an der Grasnarbe bezeichnen. Staley ist der Inbegriff eines von vielschichtigen Emotionen geleiteten Sängers. Mit ihrer unglaublichen Härte verfügen die Songs über eine magische Anziehungskraft und Cantrell spielt auf einer großen Klaviatur der gitarristischen Möglichkeiten. Explosionsartige Ausbrüche und Killer-Soli sind ebenfalls sein Markenzeichen.
Bei aller Depression, von der sich Cantrell durch Staleys Gemütslage quasi hat anstecken lassen, gibt es durchaus zumindest eine Ausnahme von Regel. "Down In The Hole" wird von einer verträumt gespielten akustischen Gitarre eingeleitet und auch im weiteren Verlauf kann eher von Sanftmut die Rede sein. Im Gegenzug dazu hat "Sickman" mit seinen Stakkato-Riffs als auch etwas ruhigeren Intermezzi schon psycho-dramatische Ausstrahlung. Das von Jerry Cantrell geschriebene Dynamik-Stück "Rooster" ist ein großformatiger Tribut an seinen Vater, der am Vietnam-Krieg teilnahm.
Auch wenn die Kompositionen alle über eine mehr oder weniger heftige Härte verfügen, ist kein Song wie der andere. In der Tracklist des Albums nicht offiziell aufgeführt ist der sehr kurze (0:43 min) Song "Iron Gland", bei dem Tom Araya von Slayer als Gastsänger fungiert. Der Quickie ist eine Persiflage auf "Iron Man" von Black Sabbath.
Das Wortspiel im Titel "Would?" löst sich auf, wenn man es schreiben würde, wie es gesprochen wird. Gemeint ist Andrew Wood, seines Zeichens Sänger von Mother Love Bone. Er verstarb am 19.03.1990.
Der Bassist Mike Starr hatte die Band nach den Aufnahmen verlassen und wurde durch Mike Inez ( Ozzy Osburne) ersetzt. 1994 kam der "Dirt"-Nachfolger "Jar Of Flies" auf den Markt. Auf dem Tonträger befinden sich viele akustische Nummern und die Scheibe erreichte ebenfalls hohe Chart-Platzierungen. Nach dem vierten Album mit dem Titel "Alice In Chains" folgte so etwas wie eine lange Zeit der Stille für die Band. Alice In Chains hatten sich nie offiziell getrennt und Gitarrist Jerry Cantrell blieb unter eigenem Namen aktiv. 2005 gab es anlässlich eines Benefiz-Konzertes zugunsten der Tsunami-Opfer (Weihnachten 2004) wieder ein Lebenszeichen von der Band. Cantrell, Kinney sowie Inez holten sich für den Auftritt den Sänger Parick Lachman ( Damageplan ) und die Gruppe war auf vielen anderen Festivals im Line-up. Im Herbst 2009 fand die neue Platte "Black Gives Way To Blue" viel positive Beachtung. Neuer Sänger war William DuVall von der Combo Comes With A Fall. Ein weiterer Tiefpunkt in der Band-Geschichte war der 08.03.2011. An diesem Tag wurde Mike Starr tot aufgefunden.
"Dirt" steht in einer Reihe mit Pearl Jams Ten, Nirvanas "Nevermind" und Soundgardens "Badmotorfinger".
Line-up:
Layne Staley (vocals, guitar)
Jerry Cantrell (vocals, guitar)
Mike Starr (bass)
Sean Kinney (drums)
Tracklist |
01:Them Bones [Cantrell] (2:30)
02:Dam That River [Cantrell] (3:09)
03:Rain When I Die [Cantrell/Staley/Starr/Kinney] (6:02)
04:Sickman [Cantrell/Staley] (5:29)
05:Rooster [Cantrell] (6:15)
06:Junkhead [Cantrell/Staley] (5:09)
07:Dirt [Cantrell/Staley] (5:17)
08:God Smack [Cantrell/Staley] (3:51)
09:Iron Gland [Cantrell] (0:43)
10:Hate To Feel [Staley] (5:16)
11:Angry Chair [Staley] (4:48)
12:Down In A Hole [Cantrell] (5:38)
13:Would? [Cantrell] (3:28)
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