Die Hälfte des Quartetts Alix ist Alice Tambourine Lover ( ATL). Genauer sind es Alice Albertazzi und Gianfranco Romanelli, die sich für eine andere Art der Musik zusammengetan haben. Das Duo spielt psychedelischen Blues und kann mit neun Eigenkompositionen durchaus punkten. Die Stimme von Alice Albertazzi ist gewöhnungsbedürftig und pendet, wie Ulli in seiner Rezension von Good 1 schreibt, immer noch zwischen Kate Bush und Lene Lovich. Allerdings hat Albertazzis Gesang ein höheres Niveau als das von zum Beispiel Kate Bush. Zusammen mit ihrem musikalischen Partner Gianfranco Romanelli spielt sie auch Gitarre und beide sorgen nicht nur durch unüberhörbare Verzerrungen im Sound für eine deutliche Psychedelic in den Nummern. Natürlich darf das Bottleneck auch hier nicht fehlen.
"Crash" ist der einzige Track, der aus dem Alix-Köcher stammt. Aus der hart rockenden Band-Vorlage ist nun eine Version geworden, die das Grundgerüst des Original-Tracks zum Vorschein bringt. ATL wirft das Augenmerk verstärkt auf ein langsames bis mittleres Tempo in den Kompositionen. So werden die Gitarren-Klänge noch intensiver. In Kombination mit dem Wah Wah-Pedal steigt das Duo ganz tief in den Keller der Psychedelic. Diese Soundmalereien gehen beim Hörer schon mit Begeisterung einher und das Tamburin steht nicht einfach nur so im Bandnamen. Auch wenn eher im Hintergrund, ist es ausschließlicher Rhythmusgeber, sieht man vom geschmeidig klingenden Bass ab.
Man traut es den Sechssaitern kaum zu, aber sie liefern auch wunderschöne Melodien und das phasenweise durchschimmernde Fingerpicking bleibt nicht ohne Wirkung. "Hungry Thieves" ist ein fein dahin gleitender Track, der einen guten Groove hat und über herrliche Basslinien verfügt. Außerdem kommt auch noch das Bottleneck zum Einsatz. Highlight!
Dennoch darf sich der Hörer nicht täuschen lassen ... man muss ein Fan der verzerrten Gitarre sein, um von ganzem Herzen ein Alice Tambourine Lover-Liebhaber zu sein oder zu werden. Nichtsdestotrotz sind die Songs von den musikalischen Arrangements her ausgereift. Die beiden Gitarren, eine fast durchgehend als akustische Version eingesetzt, machen schon Laune, zumal ATL in gewisser Weise auf Abwechslung setzt. Dafür muss sich der Hörer allerdings ganz schön in die einzelnen Tracks reinknien. Von alleine kommt bei dieser außergewöhnlich extrovertierten Musik nichts.
Mit den Nummern lädt uns das Duo zu einer Art Zeitreise in die Siebzigerjahre ein. Melancholie versprühend, ist das Album eher etwas für den Herbst oder Winter. "Naked Songs" ist ein typisches Beispiel für die allgemein bekannten Markenzeichen, mit denen der Blues in Verbindung gebracht wird.
Wer die Musik von Mark Lanegan & Isobel Campbell mag, kann sich durchaus auch mit Alice Tambourine Lover anfreunden. Erstaunlich ist schon, dass sich der 12-Takter von ATL so gar nicht mit der von den Gruppe Alix vergleichen lässt. Durch diese Abgrenzung wird das Duo interessant. Alice Albertazzi und Gianfranco Romanelli machen etwas ganz anderes. Man darf gespannt sein, ob "Naked Songs" (der Album-Titel passt sehr gut) einen Nachfolger bekommt und wie das Duo dann ihren guten Retro-Blues weiterentwickelt.
Alice Tambourine Lover bewegt sich auf einem musikalischen Baumwollfeld, das noch nicht abgeerntet klingt. Die beiden Künstler zeigen, welches Potential, abseits ihrer Stamm-Band in ihnen steckt. An und für sich ist die gesamte Platte hypnotisch. Es kann nur abermals betont werden, dass man sich der Musik aufgeschlossen gegenüber zeigen muss. Die Feinheiten liegen hier im Detail und die bekommt man bekanntlich nicht sofort frei Haus geliefert. "Naked Songs" ist ungewöhnlicher Blues, abseits der ausgetretenen Pfade. Ein Antesten ist empfohlen.
Line-up:
Alice Albertazzi (vocals, guitar, tambourine)
Gianfranco Romanelli (Dobro, resonator guitar, bass)
Tracklist |
01:Angels Gone (4:46)
02:Candy Cars (4:15)
03:Naked Lady (3:44)
04:Track Of You (4:15)
05:Shall I Walk Around (3:32)
06:Let Desires Come (5:04)
07:Hungry Thieves (4:46)
08:Crash (2:58)
09:Pills Of Fire (3:45)
(music and words by Alice Gianfranco Albertazzi and Gianfranco Romanelli,
#8 by Alice Gianfranco Albertazzi, Gianfranco Romanelli, Guiseppe de Palma, Andrea Insulla)
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Externe Links:
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