Die Ruhrpott-Rocker von
The Almost Three machten Station im blues, Rhede. Das Trio um den Frontmann
Martin Ettrich bot einen wahren Schmelztiegel aus Blues, Rock und deren Mischung Blues Rock. Was die Rhythmusabteilung anging, enterte die Combo die Bühne nicht in der
Big Muff-Besetzung. Die dicken Saiten zupfte der
Birth Control-Bassist
Hannes Vesper und am sparsam ausgelegten Schlagzeug saß
Simon Camatta (unter anderem
Knu!,
Camatta Monk,
The Dorf,
The Yellow Snow Crystals,
Shorter!). Die beiden Musiker setzten auf ihren Instrumenten Ausrufezeichen, die sich nicht nur in der gefühlvollen Begleitung von
Martin Ettrichs Gitarren-Ausflügen ausdrückten.
Das Spektrum der Musik reichte von Mühlheim an der Ruhr bis zur Bocholter Aa, einem Fluss, der von Borken über Rhede nach Bocholt fließt. Im Gepäck hatte
The Almost Three das Debütalbum "What?" und natürlich "Big Muff". Beide Platten waren die Grundlage der Setlist, die durch einige bemerkenswerte Fremdkompositionen erweitert wurde.
Das gut gelaunte Trio begann das Konzert mit einem ausgedehnten Instrumental-Intro garniert durch einen mächtigen Groove und dann gab es gleich infizierende Kostproben von Songs aus dem Album "Big Muff". Schon im Aufgalopp aktivierte
Martin Ettrich seine Talk Box. Welch ein Sound! Wenn man live dabei ist, werden die Eindrücke noch intensiver.
Auch der fulminante Riff-Rocker "I Did It" wurde mit dem Klang der Talk Box verfeinert und der Frontmann haute ein kraftvolles Solo raus. Knackiger Blues Rock traf auf einen herrlichen Melodiebogen. Der
The Almost Three-Fluss wurde auch von Nebenarmen wie Rock'n'Roll oder Funk versorgt. Hoch im Tempo angesetzt war "Hit Me", diese unwiderstehliche Fusion aus frech-aufmüpfigem Rock'n'Roll und einem Schuss Blues. Erinnerungen an den quirligen Pub Rock waren erlaubt.
Der Bassist slappte auf den Saiten, der Gitarrist aktivierte das Wah Wah-Pedal, der Schlagzeuger rockte mit seinen Drumsticks über Felle und Becken ... die Frage "Is It Funk?" wurde in einer exquisit-hyperaktiven Version beantwortet. Hammer! Die Fußwippe der Zuschauer hatte viel zu tun.
Nach einem Song-Tripel aus "Big Muff" schwenkte man auf den "What?"-Ableger ein und "Happy" wurde im Vergleich zur Platten-Version (mit akustischer Gitarre) in einer E-Gitarren-Power-Balladen-Ausgabe serviert. Klasse! "Horse Race" kam mit einem heftigen Druck aus den Lautsprechern und vor der Pause war das Trio dann auf Cover-Wassern unterwegs und verwandelte den Club in ein Wellenbad. Kaum zu glauben, aber was der Dreier aus "I Want You (She's So Heavy)" machte, war tonnenschwere Kost, die sich genüsslich in der Magengrube breit machte.
Das auch von
Jeff Beck bekannte "Brush With The Blues" war eine wunderschön entspannte Reise durch die balladeske Welt des Blues. Die Schwingungen der Dynamik nahmen alle Zuschauer mit in die Pause.
Im zweiten Durchgang war zu Beginn Psychedelic angesagt ... "Heavy Funk" war das, wofür der Songtitel steht. Die Stimmen von
Martin Ettrich sowie
Hannes Vesper harmonierten im gemeinsamen Gesang perfekt und nach dem ruhig gehaltenen "I'm A Fool" und einem rockig zirkulierenden "Time Is Worth" war das Publikum dann doch ziemlich überrascht, was sich hinter "Red House" von
Jimi Hendrix verbarg. Der Bandleader griff zur Ukulele und mit dem Einsatz dieses Instruments sorgte die Kapelle für einen hervorragenden Perspektivwechsel auf diesen Klassiker der Rock-Musik. Einfach toll, wenn man eine oft gehörte Nummer so interpretiert.
Bei "Goin' Down" von
Don Nix tauchte man bis runter aufs Flussbett und bot eine heftig-knackige Version. Toll! Mit Schlagzeugsolo und Drumstick-Effekten auf der Snare sowie Bass-Alleingang standen dann
Simon Camatta und
Hannes Vesper im Zentrum des Interesses. Eingebettet waren ihre Aktionen in
Billy Cobhams "Stratus". Dieser Trip dauerte so um die zehn Minuten und bei der "Whipping Post"-Zugabe ging zum letzten Mal die Post ab. Dabei legte
The Almost Three die Schulter eher an die des Künstlers
Frank Zappa als an die der
Allman Brothers Band.
Der Gig des Trios im blues, Rhede war geprägt von tollen Eigenkompositionen mit vielschichtigen Einflüssen und hinlangenden Interpretationen von Coversongs. Danke für beste Unterhaltung in einer Mischung aus Blues, Rock und Blues Rock.