Nicht neu, aber oho - mit ihrem dritten Studioalbum "Massive Addictive" gehen die Schweden von
Amaranthe ihren Weg beharrlich weiter. Nein, sie können ihr starkes Debüt von 2011 und den ebenso hochklassigen Nachfolger
The Nexus (2013) nicht überbieten. Auch 'fehlt' es an Überraschungen und Aha-Effekten. Fraglich ist freilich, ob man die braucht. Denn
Amaranthe klingen so was von nach
Amaranthe! Und allein, dass man das über den Sechserpack sagen kann, zeigt, dass die Gruppe in ihrer noch kurzen Karriere schon mächtig Eindruck geschunden hat. Ja, davon wollte und will und kriegt nun mehr. Wirklich 'neu' ist aber nur Schreihals
Henrik Englund Wilhelmsson, der den bisherigen Screamer
Andy ersetzt. 'Screamer', jawohl, so muss man das nennen. Denn typisch
Amaranthe ist, dass die Mikrofonaufgaben verteilt sind auf Sängerin und Frontfrau
Elize Ryd,
Jake E für den klaren und eben nun jenen
Henrik, der die bösen Gesangsparts zuliefert - nicht unähnlich
Marco Hietala bei
Nightwish.
Die Kombination aus den Dreien funktioniert bestens. Über den bombastischen Powergrooves der Rhythmussektion, den Double Bass-Salven und düster wie präzise grölenden Stakkato-Riffs kombinieren sich die Stimmen ausdrucksstarke Vokalkombinationen zusammen. Die Nummer-eins-Stimme Elizes bekommt vornehmlich in sehr hohen Tonlagen zu tun, mit großartig gemeisterten Melodiespitzen in ekstatische Sphären. Bei "Dynamite" und "Unreal" startet sie von null auf hundert - ziemlich beeindruckend. Jake E markiert des Öfteren den Einstieg, beispielsweise bei "Trinity", "Over And Done" und "Skyline", um für Elize eine gute Bühne vorzubereiten. Gelungen sind aber auch parallele Gesangsparts der beiden wie im Chorus des Titeltracks "Massive Addictive". Je mehr Gesangsstimmen, desto mehr Wucht - und in der Kombination der beiden ist es eine äußerst edle Form von Wucht. Shouter Henrik übernimmt mit seinen wutzigen Vocals oftmals die Rolle eines böse klingenden 'Kommentators' und Echogebers. Bei "Danger Zone" und "An Ordinary Abnormality" darf er aber auch den Anfang machen, akustisch so richtig schön 'unnett' mit der Tür ins Haus fallen und den Songs einen bösen Anstrich geben.
Und so bietet "Massive Addictive" eine knappe dreiviertel Stunde lang allerbeste Unterhaltung mit viel, viel Energie und dieser kurzweiligen, typisch 'perfekt' produzierten Amaranthe-Melange, garniert mit passgenauen Heavy Metal-Soli. Fans von Nightwish, Krypteria, Lacuna Coil, Evanescence oder Disturbed sollten sich das mal anhören. Und das Zitat aus dem Review zum Vorgängeralbum stimmt zwar immer noch ...
»Die Band bleibt mit ihrem modern-melodisch-bösem Metalmix eine Bereicherung der Metalszene und macht mächtig Laune. Ein Freibrief für die Zukunft ist das freilich nicht - beim nächsten Mal muss vielleicht doch mal die ein oder andere Überraschung her.«
... aber, was soll ich sagen: Es gibt eine Fristverlängerung! Die neue Scheibe überrascht eben nicht - und wer will, darf enttäuscht sein. Amaranthe sind aber so eigenständig, dass ich diesen Nachschub gern so nehme, wie er ist und weiterempfehle. Der Stoff ist eben zu gut, um ihn nicht zu mögen. Aber beim nächsten Mal ... na ja, ihr wisst schon.