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Anathema / Fine Days: 1999-2004
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 "Fine Days Box") Über den Werdegang von Anathema hatte ich bereits mehrfach geschrieben und will es hier nicht viel wiederholen. Der Weg vom vom Doom/Death der Anfangstage führt über mehrere Schritte der Veränderung bis zur Stil/Selbstfindung auf derWe're Here Because We're Here Frontmann Vincent Cavanagh blickt nun selbst zurück auf die Geburt der neuen Anathema und das Reifen bis zum Erwachsenwerden mit der "We Are Here Because We Are Here" (ein Prozess, bei dem auch eine Frau eine gewisse Rolle spielte…). Er tat dies anlässlich der Veröffentlichung der 3CD/DVD-Box "Fine Days: 1999-2004", die genau diese Phase abdeckt und zwar in Form von remasterten Neuauflagen dreier CDs in und einer DVD mit Auftritten aus dieser Zeit. Dies wurde möglich durch eine Zusammenarbeit zwischen Music For Nations (dort waren die Scheiben damals erschienen) und Sony. Gleichzeitig erscheinen alle drei Werke als Vinyl mit beiliegender CD, die wie die 3CD/DVD-Box mit ausführlichen Liner-Notes versehen wurden. Der "Fine Days"-Phase ging eine Uneinigkeit über den musikalischen Stil zwischen den Cavanagh-Brüdern und anderen Musikern voran, woraufhin 1998 drei die Band verließen, darunter Gründungsmitglied Darren White. Die Scheibe Alternative 4, die direkt danach erschien, empfand ich der Situation geschuldet als zerrissen und trotz guter Songs fehlte irgendwie (noch) etwas.  Die Wieder-Geburt fand (laut Vincent) erst 1999 nach dem Wechsel von Peaceville zu Music For Nations auf dem Silberling "Judgement" statt. Dieser hat aufgrund dieser Tatsache einen besonderen Stellenwert, einerseits als musikalisches Janus-Gesicht, das zurück auf die 90er und vor auf die Zeit nach 2000 blickt (die Wende in der Bandgeschichte fiel zusammen mit der Jahrtausendwende) beides auf einzigartige Weise in sich vereint. Das Ergebnis ist wunderschön melancholisch, mit metallischen Wurzeln in der Vergangenheit, gleichzeitig sehr atmosphärisch. Niemals zuvor oder danach haben Anathema beides überzeugender verbunden - was sie später auch gar nicht mehr wollten, da sie sich von ihrem alten Stil gelöst haben. Damit haben sie auf der anderen Seite die CD in ihrem langen Veröffentlichungskatalog geschaffen, die mich emotional am meisten anspricht. Egal ob "Forgotten Hopes" (mit der Gänsehaut-Zeile »hey you rotting in your alcoholic shell«), ob das Titellied "Judgement" selbst, das schöne "Parisienne Moonlight", ob…es gibt einfach zu viele Highlights um sie alle aufzuzählen. Keine andere Anathema habe ich so oft gehört und werde dennoch immer wieder erneut von ihrer Stimmung gefangen genommen. Wenn ich bei der berühmten theoretischen Frage mit der einsamen Insel nur eine Scheibe der Briten mitnehmen dürfte, wäre es diese.(Andrea)  Für mich waren Anathema anfangs eine weitere Death/Doom Band aus dem Inselreich. Ihr Düster Metal war zwar gut und auch irgendwie cool, aber so wirklich hat mich ihre Version, des zu der Zeit recht angesagten Musikstils, nicht wirklich gefangen genommen.Durch Andrea bin ich zwar oft in Berührung mit deren Musik gekommen, aber der Song bzw. die Platte, die mich schlicht aus den Socken gehauen hat war "Are You There?" von der "A Natural Disaster". Irgendwie komisch das es gerade diese Scheibe, ja gerade jenes Lied war die mich so nachhaltig für Anathema zu begeistern schaffte - empfand ich die Vorgänger-Scheiben immer wie ein Versuch nach den mächtigen Radiohead klingen zu wollen (eine Tatsache, die sich immer noch spürbar in fast allen Songs niederschlägt, besonders der recht zerbrechliche Gesang klingt oft nach den Radioköpfen). "A Natural Disaster" wird also immer eine besondere Stellung in der Bandgeschichte Anathemas für mich einnehmen. Gerade die Zerbrechlichkeit der Stimme, die filigranen Momente in den Songs, die wenn es passt, förmlich von harschen Passagen hinweggefegt werden, sind zum Musterbeispiel und Trademark der jetzigen Alternative Rocker geworden. Einen wirklichen Hit (gut für mich werden "Are You There?" und "Closer" immer Höhepunkte sein. Gerade "Closer" ist live ein totaler Gänsehaut-Song) möchte ich der Platte nicht wirklich attestieren. Das ganze Stück Musik ist und bleibt magisch.  "A Fine Day To Exit" ist die Scheibe, die dann richtig bei mir einschlug. Obwohl der Vorgänger zu "A Natural Disaster", wurde ich erst später auf diese Scheibe aufmerksam. Hier ist noch mehr der Einfluss Radioheads zu spüren, oder wenn man so will Unausgewogenheit in den Strukturen. Dennoch sind die Lieder an sich zwingend. Die Verzweiflung, aber auch die Hoffnung, die in allen Liedern zum Tragen kommt, schafft zurzeit nur eine Band unter einen Hut zu bringen….und das sind Anathema.Seit diesen beiden Scheiben (auf denen auch wieder Lee Douglas, die später zur einer der Hauptstimmen wurde, hier noch Backing bzw. Guest Vocals) sind Anathema auch eine meiner Lieblingsbands im Alternativ Sektor. Besonders live sind immer noch einige Perlen dieser tollen Releases richtige Überflieger, die man immer und immer wieder hören kann. Klar, später starteten die Jungs und das Mädel mit der riesigen Stimme deutlich mehr durch. Aber ohne diese beiden Scheiben wäre das so nicht möglich gewesen. Ach ja, der Unterschied zu den alten Versionen liegt an der etwas trockeneren Produktion, die etwas voller wärmer und druckvoller aus den Boxen erschallt. Aber keine Angst, auch wenn man die alten Versionen im Schrank stehen hat, die Magie geht nicht verloren…..sie tönt nun etwas kräftiger, auch die 'Chickens' ;-) . Meine Meinung zur DVD: Ein ordentliches Konzert der Engländer. Obwohl mir der Sound nicht sooo zusagt. Gut gefilmt beweisen die Herren und die Dame (die damals noch recht wenig Bühnenpräsenz zeigen durfte), dass ihre Songs live super funktionieren. Aufgewertet wird die DVD noch mit einem tollen Video-Clip zu "Pressure", absolut sehenswert übrigens, und einigen Akustik Aufnahmen, wobei hier das Bild eher auf Bootleg Niveau (sagt man das heute noch so??? Na gut, Smartphone Niveau) ist, der Ton aber ganz annehmbar.
Alles in allem eine tolle Box für Fans, die die Originale nicht besitzen und wissen möchten, wie die Band war, bevor es richtig durch die Decke ging. Also besonders für Neueinsteiger oder Hörer, die mit der Doom/Death Frühphase der Briten nichts anfangen können. (Jens)
Line-up:
Vincent Cavanagh (vocals, guitars) Daniel Cavanagh (guitars, vocals, keyboards) Les Smith (keyboards) Jamie Cavanagh (bass) John Douglas (drums) Lee Douglas (additional vocals)
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