Warum gerade in diesen Monaten verstärkt Bücher mit autobiografischen Erinnerungen aus der Jugendzeit des Rocks erscheinen, erschließt sich nicht unbedingt, Zufall ist es sicher nicht. Vielleicht hängt es mit Woodstock zusammen, für das 2009 mal wieder ein 'Jahr' war. Oder die Autoren, die damals grad selbst ihre pubertären Erfahrungen machten, sind mittlerweile soweit, dass sie sich zurücklehnen und wehmütig an 'damals' denken können. Hoffentlich mit entsprechend finanziellem Polster ausgestattet und nicht von Hartz IV aufgerieben.
Ulli Engelbrecht ist so einer, Jahrgang 1957, aufgewachsen im Ruhrpott, mit bürgerlich-katholischer Erziehung, dem Vorteil einer »exponierten Position« als Messdiener und dem Geschenk einer Gitarre samt Unterricht. Er wurde zunächst auf Lagerfeuersongs wie "Hohe Tannen" geprägt (eine häufige Parallelentwicklung, die einen hier nicht namentlich vorzustellenden ROCKTIMES-Redakteur vor geraumer Zeit ebenfalls wieder eingeholt hat) und entdeckte bei deren Abspielen einen »komischen Glanz in den Augen der Mädchen«. Der sollte ihm später auch noch öfters auffallen, wenn er den richtigen Song zur richtigen Zeit am richtigen Ort auflegte.
Engelbrecht lebt heute in Castrop-Rauxel als »multifunktionaler Redakteur und Musiker und Autor und ist mit Beate verheiratet«. Als Co-Autor zeichnet er auch für die Bände "Licht aus - Spot an …" und "Skandal im Sperrbezirk …" mitverantwortlich. Sein Geklimpere auf der Konzertgitarre ist übrigens gar nicht so übel, wie auf der MySpace-Seite mitzuhören ist.
32 Geschichten aus den 70er und 80er Jahren, die sich alle um Musik drehen. Ob alle selbst erlebt, sei dahingestellt. Aber authentisch sind sie, klaro, das lief damals ja mehr oder weniger überall so ab. Selbst irgendwie auf dem letzten Kuhdorf. Und sowieso in den Kellern der Städte. Die erste Rockmucke im Fernsehen mit dem Beat-Club, dem Musikladen und dann, natürlich, den Rockpalast-Nächten. Die ersten Livegigs im Möbelladen, in den Clubs und in den großen Konzerthallen. Von den Lords über die Scherben zu Can und Franz K., zu den Punks, der NDW, zu Tina Turner, den Tubes und Nina Hagen. Später dann die Reunions mit mehr oder weniger halbtoten Rumpfbands, aber auch noch fitten Altrockern. Die eigene Entwicklung, raus aufs Land in die WG, zurück in die Stadt in trauter Zweisamkeit, Underground-Mucke-Machen und Erfahrungen als Szene-Redakteur. Und stets mit dem entsprechenden Soundtrack.
Nicht immer unbedingt knackig geschrieben, aber anregend, um in der eigenen Erinnerung zu kramen. Das macht doch jeder gern, vor allem, wenn er selbst in dieser Zeit mit den richtigen Songs aufgewachsen ist. Unterhaltsam allemal, locker zu lesen und gut für so manchen 'Aha'-Effekt.
Externe Links:
|