Spielzeit: 52:35 Medium: CD Label: Fuego, 2010 Stil: Acoustic Music Review vom 09.12.2010 Joachim 'Joe' Brookes

Nach der ersten Ausgabe der Vineyard Sessions geht es in die zweite Runde. Ein Jahr nach der überaus erfolgreichen Acoustic Blues-Platte haben Richie Arndt und Timo Gross einen anderen führenden Gitarristen in die Südpfalz eingeladen. Dieses Mal komplettiert Alex Conti das fingergewandet Trio.

Bevor es in medias res geht, möchte ich anlässlich des neuen Rundlings und der genialen Zusammenarbeit bei Rorymania einen Wunsch äußern, der fast schon zwingend erscheint: Es wird hoffentlich eine dritte Auflage der 'Weinberg-Sitzungen' geben und dann ist Henrik Freischlader mit dabei.

Für elf der zwölf Songs wurde die Feder von den drei Protagonisten geschwungen. Nur bei "Western Plain" ist die Tinte schon lange eingetrocknet. Der Track wurde von Leadbetter ins Leben gerufen und auch mit diesem Song schließt sich ein kleiner Kreis, denn den hatte auch
Rory Gallagher im Programm. Der Song trägt bei ihm den Titel "Out On The Western Plain". Der Dreier haucht dem Track frischen Wind ein.

In den Händen des Trios ist die Fremdkomposition mit Arndts Lead Vocals ein herrliches Festival mit luftiger Atmosphäre und klasse Slide-Einlagen. Wenn der Hörer bis zu diesem Track gekommen ist, hat er schon viele Leckerbissen hinter sich und festgestellt, dass sich die Herren nicht stringent an Vorgaben des 12-Takters gehalten haben. So begegnet man auch Songs, die im Country angesiedelt sind und ein Stück wie Contis "Ted Nugent And The Gunners Blues" mit langem und virtuosen Solo atmet ungemein klare Luft.

Eines der vielen Highlights ist "Ceo Blues". Diese Nummer ist fast ausschließlich eine Solofahrt auf den Saiten der Akustischen, wobei die anderen beiden Protagonisten das Geschehen mit toller Rhythmik umrahmen. Dabei werden kurze Phasen im tonalen Einklang geboten. Toll!

Dass fast unbearbeitete Rohdiamanten den Weg auf die Platte gefunden haben, belegt bereits der erste Track. Da ging bei den ersten Tönen nach dem Vorzählen wohl etwas schief und dann geht es beim zweiten Anlauf gleich weiter. Viele Overdubs findet man hier auf keinen Fall. Es groovt klasse und wer hungrig nach Soli ist, wird diese CD nicht außer Reichweite legen. Kaum zu glauben, aber wahr: Das Trio braucht Vergleiche mit Crosby, Stills & Nash nicht zu scheuen. Gesanglich passen die Stimmen einfach perfekt und auf "Vineyard Sessions Vol. II" muss es nicht unbedingt der Blues sein mit dem man für Aufsehen sorgt.

Die Fortsetzung der 'Sessions' in Gross' Bad Bergzaberner Studio hat sich voll und ganz gelohnt. Mit einem weiteren Album war ja nicht unbedingt zu rechnen, aber was die drei Musiker hier vorlegen, ist eine höchst interessante Weiterführung des Spirits der ersten Platte. Das Niveau ist abermals ganz oben anzusiedeln und der Silberling ist insgesamt anders als der Erstling.

Diese hervorragende Platte muss auch keinen internationalen Vergleiche aus dem Weg gehen. Was das Trio auf die Beine stellt hat Qualität und man saugt die Tracks förmlich in sich auf. Solche Kompositionen werden einem nicht oft geboten und eine großartige Abstimmung zwischen den drei Protagonisten war wohl nicht nötig. Ein blindes Verständnis ist überall spürbar. Diese Scheibe legt man immer wieder gerne in den Player. Ganz besondere ist, dass Arndt, Gross und Conti mit dem 'Weinberg' auch noch gemeinsam auf Tour durch Deutschland unterwegs sind.

"The Vineyard Sessions Vol. II" ist eine zupackende Platte mit wunderschöner akustischer Musik, die seinesgleichen sucht. Die entspannte Atmosphäre ist durchgehend spürbar. Dieses Album, das im Digipak daher kommt ist eine echte Bereicherung der Szene und man darf gespannt sein, ob es eine Fortsetzung der überaus gelungenen Musik geben wird.

Line-up:
Richie Arndt (acoustic guitar, vocals)
Timo Gross (acoustic guitar, vocals)
Alex Conti (acoustic guitar, vocals)