Astrum Et Abyssum / Nebel in mir
Nebel in mir Spielzeit: 50:01
Medium: CD
Label: STF-Records, 2013
Stil: Hardrock, Metal

Review vom 09.07.2013


Sabine Feickert
Astrum Et Abyssum – der Himmel und die Hölle.
»Die Schatten ziehen wie die Geier übers Land, sie wollen kreisen, doch das Böse ist verbannt....ob vom hohen Leben, genug hast du gegeben, die Würfel nehmen ihren Lauf, zu spät hast du's geglaubt«
Wie schrieb mein sehr geschätzter Kollege Markus über das Vorgängeralbum Ritual? »Apropos Texte: Die sind schon relativ speziell und ich habe den Verdacht, dass sich die Geister hierzu scheiden werden.«
Ich äußere mal den Verdacht, dass diese diplomatische Aussage auch für "Nebel in mir" stehenbleiben kann und will das auch gar nicht weiter und direkter ausführen... anhand der eingestreuten Textzitate möge sich hier jeder Leser einen eigenen Eindruck verschaffen und dann entscheiden, ob ihm das zusagt oder auch nicht.
Andere Aussagen aus seinem Review müssen neu bewertet werden. Die Anzahl der Bandmitglieder beispielsweise – das Septett hat sich auf ein Quintett verringert, die Didgeridoos sind völlig weggefallen, die Keyboards wurden reduziert, dafür sind jetzt Schlagzeug und Percussion gleichzeitig vertreten. Auf der Strecke (oder im Nebel stecken-) geblieben ist der Ethno-Anteil, der bei "Ritual" wohl noch stilprägend war. Vereinzelte Anklänge finden sich noch, beispielsweise im Opener "Opfermoor", in dem ein fast schon schamanistisch anmutendes Singsang-Intro den eigentlichen Song einleitet:
»1001 Nacht, dich zu fühlen, mein Herz erwacht«, orientalisch angehaucht geht es weiter und »das Feuer wird heißer, die ganze Flut entfacht, die Atem sie singen, ein neues Lied erwacht«.
Insgesamt wird hier aber kräftig geradeaus gerockt, mit so mancher kräftigen Dosis Bombast und Pathos. Nicht gekleckert sondern geklotzt wird damit beispielsweise bei "Falscher Stolz", der mordsmäßig nach vorne treibt und durch die auf der Stelle stampfenden Refrains »Wut Stolz Neid Hass«, die aus den tiefsten Abgründen der Hölle hervorzuschießen scheinen, strukturiert wird. Gitarrensoli und Beates Gesang liefern sich in dieser Nummer wahre Duelle.
Besinnlichkeit kehrt danach ein bei "Sieben Leben", hier bewahrheitet sich mal wieder die alte Weisheit, dass die härtesten Rocker die größten Schnulzen schreiben. Noch ein bisschen softer und der Einzug in die Schlagerparade wäre durchaus im Bereich des Denkbaren:
»Sieben Leben, alles schon gelebt,
die Hoffnung, sie stirbt zuletzt
es gibt immer einen Weg, sieben Leben alles schon geliebt
die Hoffnung, sie stirbt zuletzt, es gibt immer einen Weg.«
Fast schon vorhersehbar, ruft so viel Himmel und Hölle und geballte Lebensweisheit natürlich auch "Maria" auf den Plan:
»Das Volk geht auf die Straße, die Wut im Bauch ist groß,
der Mob gerät in Rage, er prügelt einfach los.
Maria voller Gnaden, sie rufen dich ganz laut«

Der Ruf nach der heiligen Jungfrau wird im auf- und abschwellenden, leicht brüchigen Stakkato, eingebet(t)et in einen Bombastrockrahmen, laut – ob allerdings heute noch die heilige Jungfrau die richtige Ansprechpartnerin für wütendes Volk ist, lassen wir mal dahingestellt.
Lassen wir das Review mit der nachdenklichen Ballade "Weil sie anders sind als wir" ausklingen und jeden Leser selbst entscheiden, wohin ihn die sich öffnende Tür führt: in den nächsten Plattenladen (wahlweise Onlineshop), zum Konzertsaal oder doch eher ganz woanders hin.
»...die Antwort muss 'ne andre sein, die Antwort lautet immer wieder Nein,
weil sie anders sind, anders sind als wir,
ergeben sich tausend Fragen und es öffnet sich die Tür...«
Line-up:
Beate Scherer (Gesang)
Gunther Schroth (Gitarren)
Jürgen Stephan (Schlagzeug)
Markus Cappel (Percussion)
Hajo Kornalewski (Bass)

Gast:
Steve Wöhrer (Keyboards)
Tracklist
01:Opfermoor
02:1001 Nacht
03:Schlangenbrut
04:Ruf der Erde
05:Falscher Stolz
06:Sieben Leben
07:Schrei nach dir
08:Maria
09:Weil sie anders sind
10:Nebel in mir
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