Und zum Dritten. Nach dem Interview und dem Konzertbericht nun das Review der neuen Bernard Allison-CD "Energized-Live In Europe", die es laut Aussage 'from the man himself' bereits auf der laufenden Februar 06-Tour zu kaufen gibt.
Nach "No Mercy" (1994) und "Kentucky Fried Blues" (2003), einem Konzert von den 'W.C Handy Awards' 1999, Allisons nächste Live-Offenbarung.
Er hat auf seine unzähligen Fans gehört, denn sie 'bettelten' förmlich um eine Live-CD. Und jetzt haben wir den Salat.
In den vergangenen Jahren waren BA-Konzerte herausragende Live-Ereignisse. Jedes Mal, wenn seine treue Anhängerschaft zum Konzert reist, wissen sie, was sie an einem Konzertabend geboten bekommen. Eine erstklassige Show und eine exquisite musikalische Kollektion an neuen und alten Songs und die verständliche Huldigung an seinen Vater Luther Allison.
So und nicht anders ist es auch bei "Energized". Oder doch anders? Ja, denn BA dürfte sich nach seiner letzten Studio-CD "Higher Power" und dem vorliegenden, aktuellen Release endgültig 'freigeschwommen' haben. Das, was ich bei den letzten Konzerten miterleben durfte, wurde endlich berechtigterweise auf Silberlingen festgehalten und kann nun von jedem genossen werden, der nicht die Möglichkeit hat, Bernard Allison und Band live zu erleben.
Nichts, aber auch gar nichts ist zu spüren von einer 24-stündigen Reise um dieses Konzert im Göttinger 'Musa' aufzuzeichnen. Das Album vermittelt einem das Gefühl, die Band hätte noch endlos weiter spielen können.
Die Truppe ist über die Jahre eingespielt, was ich an dieser Stelle nicht als abgedroschene Floskel verstanden haben will. Eher in der Weise, dass man sich auf einander verlassen kann. Kompakt, die Luft im 'Musa' muss elektrisiert gewesen sein. Das Dach, 'rock the house', wurde eine Etage höher gelegt.
Eröffnet wird die CD aber nicht von Bernard Allison und Band, sondern von Wolfgang Prey, laut der von Allisons schriftlich niedergelegten Danksagung im Booklet, Fan Nummer 1, mit einer emotionsgeladenen Ansage.
Und dann geht es mit "Another Ride To The City" direkt in die Vollen. Funky Allison Gitarre, die Rhythmussection groovt, was das Zeug hält und Mike Vlahakis spielt ein erstes Solo.
"It's A Man Down There", pumpende Jassen Wilber Basslinien, Andrew Thomas spielt ein flockiges Schlagzeug. Nicht sehr beeindruckend, was er da vor sich hat, eher Drums der Kategorie 'Minimalismus'. Was er aber damit anstellt, ist schon Klasse. Weniger ist oft mehr. Allisons Wah Wah kommt zum ersten Mal zum Einsatz. Und dann spielt Andrew Thomas im Mittelteil ein derart groovendes Schlagzeug, die Band wird um einige Dezibel leiser. Dieser Part, der auf "Higher Power" fehlt, hat es in sich.
Wie Bernard Allison schon im Interview deutlich gemacht hat, wird es immer Songs seines Vaters auf Konzerten geben. Das ist auch gut so. Mit "Bad Love", "Into My Life" und "Too Many Women" würdigt er ihn.
Jassen Wilber am Bass hat dann in "Too Many Women" seinen Solopart und zeigt, was man so alles mit einem Tieftöner veranstalten kann.
Die Ballade "The Way Love Was Meant To Be" bildet den Abschluss der ersten CD. Bernard Allison und Band versteht es auch hier zu überzeugen. Auch "A Change Must Come" verdeutlicht, dass sie Experten der leisen, romantischen Töne sind.
Im zweiten Teil steht zunächst die Slidegitarre im Vordergrund des Geschehens. Auf dem Konzert waren "The Walk", "Step Down" und "Talking Guitar" immer eine Einheit, werden hier aber als drei separate Songs gelistet. Warum dem so ist, überlasse ich anderen. Auf jeden Fall Slidegitarre bis zum Abwinken. In diesem Teil gibt es dann auch den Spaziergang durch's Publikum.
Ein mit Breaks gespicktes "Too Cool" leitet über zum letzten Instrumental, "Wah Wah Action". Im Gegensatz zum Konzert fehlt hier das "Voodoo Chile" Intro. Der Song ist unter dem Motto 'schnell, schneller, Bernard Allison' zu sehen. Ihr werdet es ja selber hören, entweder auf einem Konzert oder auf dieser CD.
Eine kleine Kritik sei zum Ende meiner Rezension erlaubt. Den Boogie nach Canned Heat-Art hätte ich mir schon auf dem Album gewünscht, aber alles kann man ja nicht haben und bekommt mit "Energized-Live In Europe" doch verteufelt viel geboten.
"Und jetzt haben wir den Salat", habe ich eingangs geschrieben. Wodurch will Bernard Allison "Energized" noch toppen, frage ich mich da. Alle vier strotzen nur so vor Energie, da mache ich mir um die Zukunft dieser Band keine Sorgen.......
Spielzeit: CD-1: 56:20, CD-2: 51:09, Medium: Do-CD, Ruf Records, 2006
CD-1: 1:Another Ride To The City (instr.) (3:06) 2:It's A Man Down There (9:39) 3:Bad Love (13:14) 4:A Woman Named Trouble (4:39) 5:Into My Life (5:21) 6:Too Many Women (10:23) 7:The Way Love Was Meant To Be (9:56)
CD-2: 1:The Walk (instr.) (11:24) 2:Step Down (instr.) (1:28) 3:Talking Guitar (instr.) (4:57) 4:Snake Bit Again (4:28) 5:A Change Must Come (6:55) 6:Too Cool (4:37) 7:Wah Wah Action (instr.) (4:07) 8:Donīt Be Confused (7:48) 9:I Just Came Back To Say Goodbye (5:31)
Joachim P. Brookes, 02.02.2006
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