Pete Alderton / Cover My Blues
Cover My Blues Spielzeit: 55:52
Medium: CD
Label: Songways/Ozella Music, 2009
Stil: Blues

Review vom 21.04.2009


Joachim 'Joe' Brookes
»There's times when I'm on stage I'm not just playing for me - I'm covering my blues as well«
Na, dann wollen wir mal…
Es gibt einen Bonus Track auf Aldertons neuer CD "Cover My Blues".
Live im Studio… Atmosphäre pur. Aldertons Gänsehaut-erzeugende tiefe und raue Stimme wird zunächst nur von Finger-Schnippen begleitet. Dann setzt Multiinstrumentalist Carsten Mentzel, der Mann hinter Stardelay, mit herrlichen Piano-Läufen ein. Ab und an bedient er auch die Tasten der Orgel.
Beim Son House-Titel "Grinning In Your Face" begleitet Gernold Kukulenz den Sänger auf dem Kontrabass und ansonsten ist Mentzel für alle weiteren Instrumente zuständig, auch für die perkussiven Elemente, die hier dezent eingesetzt werden. Die Vocals haben einen herrlichen Gospel-Touch und, Schade, schon ist der Song zu Ende. Die Album-Zugabe ist nur einer der Höhepunkte auf dem Silberling.
Das "Summertime" von George Gershwin hat ebenfalls ein fantastisches Flair.
Sanft treibt der Song dahin. Mentzel füllt den Track mit einigen Streicher-Klängen und spätestens mit dem jazzigen Gitarren-Solo des Israeli Michel Sajrawy schmilzt gefrorenes Wasser. Folglich steckt man nicht nur im 12-Takter.
Es muss nochmals betont werden: Aldertons Stimme hat die Anziehungskraft eines Elektromagneten, setzt Ausrufezeichen in Serie. Übrigens singt der in Paderborn ansässige Mann auf seiner mit fast 56 Minuten sehr gut gefüllten CD nicht ausschließlich.
Mit der Bill Withers-Komposition "Ain't No Sunshine" war Alderton bereits auf dem
Ozella Music-Sampler vertreten… »Cool, diese Interpretation, bei der die Gitarrenarbeit hervor sticht.« Dafür ist wieder einmal Mentzel zuständig.
Auch "Fever" ist keine unbekannte Nummer, vorausgesetzt, man ist im Besitz der Compilation. »Philip Carniel ist für die Deep Kicks zuständig und den zusätzlichen Einsatz der Jazzbesen verantwortlich. Klar, der Song geht ins Ohr, ist mir bisher allerdings eher von Frauen gesungen untergekommen.«
Zwei weitere Stücke, die die Platte lohnenswert machen.
Der John Lennon-Komposition "Cold Turkey" verpasst man den Blues und einige Klang-Erlebnisse mit Jimi Hendrix-Assoziationen, die auch diese Song-Interpretation auf das Podest heben. Ui, da wird es aber jetzt etwas eng und wir sind ja noch nicht durch…
Nur alleine schon bei diesen zwei Worten des Titels "Help Me" bekomme ich eine Gänsehaut. Wenn Alderton singt und Mentzel den groovenden Riemen auf die Orgel schmeißt, ist es eh um mich geschehen. Wieder reiht sich eine tolle Interpretation in die lange Liste und das ziemlich weit oben. Da gibt es etwas in diesem Track, das ihn zum Speziellen macht. Jeder Musiker hat halt seine eigene Sicht- und Empfindensweise für den Track. Hier ist es dieses Zusammenwirken von E-Gitarre und Orgel, die das Besondere eines der längsten Songs ausmacht. Und dann ist Alderton mit der Harp zur Stelle.
Am Anfang steht Robert Johnsons "Walking Blues". Im Hintergrund zirpen die Grillen und Pete erzählt zunächst etwas über »bright days« und »dark days«. Stampfender Harp-Blues ist angesagt und im die E-Gitarre jault.
Eine »Stimme, die er bis in unglaubliche Höhen einsetzt« hatte ich seinerzeit zu Mentzels Gesang geschrieben. Und was liest man bei "I'm Your Hoochie Coochie Man": »Girl Choir.« In der viel Luft atmenden Version macht es der Carsten. Er singt in diesen hohen Tönen und bildet einen vortrefflichen Kontrast zu Aldertons Stimme. Man hat die Essenz aus dem Klassiker heraus destilliert und in eine Nummer mit sehr viel persönlicher Note umgesetzt. Das Piano ist zu einem Teil dafür verantwortlich und Dagobert Böhm setzt seine Harp zum ersten Mal ein...
Den Titel-Song hat der Protagonist höchst persönlich mit dem Label-Chef geschrieben. Böhms zweiter Einsatz in einem sehr verträumten Stück Musik. Eine herrliche, von Sehnsucht geprägte Ballade kommt auf den Hörer zu. Ein geschickt inszenierter Stimmungswechsel hält Einzug in den Slow-Song, genau dann, wenn die Harp einsetzt wechselt Mentzel vom Piano zum Rhodes. Klasse!
"Running For Cover (Cover My Blues)" hat der Multiinstrumentalist geschrieben. Dieses Stück vereinigt den 12-Takter mit dem Jazz und dazu passt auch das Saxofon vom Gast Richard Köhler.
Ohrenfällig hat Pete Alderton mit "Cover My Blues" nicht einfach so irgendein Nachspiel-Album auf den Markt gebracht.
Hinhören ist angesagt und mit Carsten Mentzel hat er einen mehr als kompetenten unheimlich guten Musiker sowie Sänger an seiner Seite. Die Einsätze der Gastmusiker sind perfekt geplant und umgesetzt worden.
Der Blues in dieser Form und in Aldertons Händen, oder besser Stimme, erweist sich abermals als eine lohnenswerte Angelegenheit.
Line-up:
Pete Alderton (vocals, harmonica)
Carsten Mentzel (guitars, basses, keyboards)
Gernold Kukulenz (upright bass)

Guest Musicians:
Michel Sajrawy (guitar - #9)
Udo Timmermeister (slide guitar - #7)
Jan Lessner (harmonica - #1)
Dagobert Böhm (harmonica - #10,12)
Richard Köhler (saxophone - #8)
Philip Carniel (drums - #1,5)
Tracklist
01:Walking Blues (4:46)
02:Help Me (4:59)
03:Georgia On My Mind (4:29)
04:Don't Give A Damn (2:27)
05:Fever (3:59)
06:Ain't No Sunshine (3:51)
07:Little Red Rooster (5:20)
08:Running For Cover (Cover My Blues) (3:27)
09:Summertime (3:47)
10:I'm Your Hoochie Coochie Man (5:21)
11:Cold Turkey (4:55)
12:Cover My Blues (5:06)

Bonus Track:
13:Grinning In Your Face (3:03)
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