Richie Arndt & The Bluenatics
18.09.2009, Jazz-Club Lünen e.V., Lünen
Jazz-Club Lünen Richie Arndt
Jazz-Club Lünen e.V., Lünen
18. September 2009
Konzertbericht
Stil: Blues Rock


Artikel vom 22.09.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Wer nach dem Konzert um 23:40 Uhr meinte, an diesem Spätsommertag außerhalb des Jazz Clubs Abkühlung zu finden, wurde enttäuscht. Bei Temperaturen von um die 18 ° war es erstaunlich mild.
Enttäuscht war allerdings wohl niemand vom schweißtreibenden Richie Arndt & The Bluenatics-Auftritt, der die Nettospielzeit auf zwei Stunden und zwanzig Minuten schraubte.
Richie ArndtSehr gut aufgelegt führte ein entspannter Arndt durch ein Programm, das man durchaus als eine Best Of-Sammlung von tollen Eigenkompositionen wie auch handverlesenen Coversongs bezeichnen konnte.
Seit der Debüt-Scheibe "All Kinds Of Blue" aus dem Jahr 1997 hat sich auch ein hoher Stapel von Kompositionen angesammelt und selbst wenn die Setlist des Abends ganz anders ausgefallen wäre, hätte diese Tatsache nicht zu einer Enttäuschung geführt.
Die erste Überraschung gab es schon ganz zu Anfang des Auftritts, denn Richie Arndt sowie die beiden Bluenatics starteten mit einer Ballade, die es in sich hatte und einen tollen Abend intensiv beginnen ließ. So stellte sich heraus, dass man auch mit einer ruhigeren Nummer namens "Nightlife" das imaginäre Lasso der Begeisterung treffsicher in Richtung Publikum werfen konnte.
Mit einem ersten emotionalen Solo zeigte Arndt, wo die Glocken seiner Musikbegeisterung läuteten. Nach diesem Poleposition-Song legte das Quartett aus dem westfälischen Teil von NRW dann allerdings nicht wenige Kohlen nach und kurbelte damit stark an der Stimmungsschraube. Nach dem Arndt-Solo in "The Band Thang" war erster Szenenapplaus fällig und wie es sich gehörte, gab es eine erste Kostprobe aus dem "Voodoo"-Album, das 2003 veröffentlicht wurde. Relaxt ließ Jens Handreka die dicken Saiten seines Arbeitsgerätes schnurren. Arndt legte abermals solierend los und nutzte das gesamte Griffbrett seiner Gitarre aus.
Richie ArndtLange musste das zahlreich erschienene Publikum nicht auf eine erste Kostprobe aus dem neuen Album Train Stories warten. Dampf war mittlerweile ausreichend im Kessel und das schnittige "Iron, Speed & Steam" hatte freie Fahrt vor sich. Arndt setzte mit jedem seiner Soli noch einen oben drauf. In diesem Fall bearbeitete er die Saiten heftig und die Bluenatics mussten sich ein wenig in Geduld üben, bis es zurück zum Songthema ging.
Auch in der Peter Green-Nummer "Need Your Love So Bad" hatte der Gitarrist ein herrlich langes Abgehsolo für das begeisterte Publikum bereitgestellt. War die Zuschauerlaune zu Beginn des Gigs schon prächtig, musste man schon jetzt feststellen, dass die Skala der Stimmung eine nach oben hin offene war.
Richie ArndtWas bisher fehlte, war etwas von Rory Gallagher!
Ein wenig Zeit brauchte es schon, bis der Ire zitiert wurde, aber man hatte ja noch "Get On Board" im Sortiment. Ein Song, der zuletzt wieder in der Tracklist von "Train Stories" auftauchte und vorher schon einmal im "Voodoo"-Verzeichnis zu finden war. Für mich ein Richie Arndt & Bluenatics-Klassiker, den man nicht oft genug hören kann, auch live.
Dafür griff Boestfleisch zu den Jazzbesen, Handreka spielte seine Fähigkeiten mit einer Soloeinlage aus und Arndt hatte alles von sanft-schmeichelnd bis hart zupackend im Köcher seiner Künste. Herrlich!
Es war schon etwas Besonderes, als Arndt & Co mit "Hands Off" zum Thema Gallagher kamen. Zu dritt rockte man den Jazz Club in Lünen und bei geöffneter Tür durften wohl auch die umliegenden Nachbarn genießen.
Nach einer funkig ausgelegten Nummer zierte ein Bottleneck Arndts kleinen Finger und reichlich zum Einsatz kam das Metallröhrchen in "Little Brother O' Mine."
Alleine auf der Bühne und mit dem neuen Stück "I Never Saw The Mississippi" endete der fulminante erste Teil des Konzertes ruhiger. Schweißtreibend war es dennoch und die Pause verdient.
Richie ArndtIm zweiten Set ging es nicht minder furios zu.
Es gab eine herrliche Interpretation von Lennon/ McCartneys "One After 909", ebenfalls aus dem Album "Train Stories" und die Bluenatics packten für Robben Fords "Help The Poor" den Hammergroove aus.
Dann ging es Schlag auf Schlag: Zum Adrenalinabbau zwei Gallagher-Songs, unter anderem "Laundromat" und anschließend wurde mit "Rebel Rock" die Rock'n'Roll-Abteilung bedient. Das Konzerte sollte zu diesem Zeitpunkt nicht unter ökologischen Aspekten betrachtet werden: Gas geben war erlaubt. Boestfleisch offenbarte seine 'Stäbchenfertigkeiten' in einem langen Solo. Faszinierend, was dieser Schlagzeuger aus seinem spartanischen Drum-Kit herausholte. Da ließ sich Handreka nicht lumpen und stieg mit ein. Gemeinsame Sache machte man unter dem Motto 'wir-swingen-unser-Ding'... richtig jazzig ging es nun im Jazz Club zu und unter dem Beifall der Zuschauer folgte "Drowning In My Soul", das die Gemüter etwas abkühlte.
Richie ArndtZum Abschluss wanderte das Trio kompetent auf Latin-Pfaden und natürlich wurde eine Zugabe gefordert, aus der dann zwei wurden. Was die Drei so alles drauf hatten: Am Ende stand "I Can See Clearly Now", das die Anwesenden abermals so richtig zum Mitsingen animierte.
Das Konzert von Richie Arndt & The Bluenatics war mit einer Qualitätsgarantie für sehr gute Unterhaltung in Sachen Blues & More versehen und momentan ist man mitten drin in den Vorbereitungen zur Richie Arndt & Friends-Tour, die am 02.10.2009 beginnt. Dann werden wohl die "Train Stories" im Vordergrund stehen.
Line-up:
Richie Arndt (guitars, vocals)
Jens Ulrich Handreka (bass, backing vocals)
Frank Boestfleisch (drums, backing vocals)
Richie Arndt   Richie Arndt
Richie Arndt   Richie Arndt
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