Wahrlich nicht viel zu finden gibt es im weltweiten Netz über den Kalifornier Stephen David Austin. Selbstredend sieht er sich selbst in der (immer schon 'rebellischeren') Bakersfield-Ecke der Countryszene, was er mit seiner Musik sowie den Lyrics auf seinem ersten Solo-Album "A Bakersfield Dozen" auch unterstreicht. Was es mit dem 'Dutzend' im Albumtitel auf sich hat, hab ich zwar noch nicht eruieren können, aber das soll hier auch keine wirklich große Rolle spielen. Fest steht, dass Austin - von einer Beatles-Coverversion abgesehen - sämtliche Titel alleine verfasst hat und von einem guten halben Dutzend Musikern der L.A.-Szene bei den Aufnahmen unterstützt wurde.
Was dem Hörer auf den vorliegenden elf Tracks der bereits im letzten Jahr erschienenen Scheibe geboten wird, ist zeitgemäße Countrymusik, die aber glücklicherweise auf jegliche Pop-Anteile verzichtet, sondern vielmehr handgemacht ist und traditionell inspiriert rüberkommt. Die Songs wurden anstandslos produziert sowie eingespielt und auch der Gesang ist angenehm. Mit einer eher tieferen Tonlage erscheinen mir die Vocals allerdings hier und da etwas zu gleichförmig. Nichtsdestotrotz ist der Amerikaner ein guter Geschichtenerzähler und die Texte sind nicht selten mit viel Tiefgang ausgestattet, weshalb man Austin auch gerne zuhört.
Richtig schön traditionell - inklusive Fiddle und einer Geschichte von seinen Großeltern aus lange vergangenen Jahren - erklingt "Back To Bakersfield", verströmt angenehm warme Gefühle und macht einfach Spaß. Ernster geht es dagegen bei "Heroes And Heroin" zu, bei dem jeweils eine Strophe den an ihrer Drogensucht gescheiterten 'Helden' Gram Parsons, Charlie 'Bird' Parker und Jerry Garcia ( Grateful Dead) gewidmet ist. Auch der Text von "The Cage" (über einen Mann, der viele Jahrzehnte hinter Gittern verbracht hat) lädt nicht unbedingt zum Frohsinn ein. Und um beim Nachdenklichen zu bleiben: "The Day Buck Owens Died" wird zwar mit Stolz auf den ehemaligen Country-Superstar vorgetragen, aber auch mit Wehmut.
Aber Stephen David Austin verfügt auch über viel Humor, wie er zum Beispiel bei "Best Ex I Ever Had" unter Beweis stellt, musikalisch flott sowie mit einer hervorragenden Lap Steel in Szene gesetzt. Der Text sprüht vor (Selbst-) Ironie und gewinnt dem Hörer zwangsläufig ein Lächeln ab. Oder "MySpace", ein Song über den Witz und Aber-Witz eben jenes Online-Netzwerkes. Im abschließenden, ebenfalls lustigen "Bad Dog" durfte auch Austins, zum Zeitpunkt der Aufnahmen etwa dreijähriger, Sohn Kayleb ein paar schimpfende Bad Dog!'s ablassen. Süß!
Der Beatles-Song auf der Scheibe ist ein mir (Schande, Schande...) bisher völlig unbekannter namens "Baby's In Black". Wenn man es nicht weiß, käme man durch die Country-Bearbeitung auch nicht drauf, nachdem man die Info dann im Booklet gelesen hat, perlen die typischen Gesangsharmonien der Fab Four dann plötzlich aber doch ganz deutlich ins Ohr.
Ein feiner Rocker ist "Dance With No Pants", der richtig schön geradeaus und ins Tanzbein geht. Ähnlich, aber mit wesentlich mehr Desert-Feeling ausgestattet, dann "The Fat Kid", in dem noch mal all' die Tragik und Grausamkeiten angesprochen werden, denen sich übergewichtige Kinder ausgesetzt sehen. Und um die Sache rund zu machen, gibt's auch bei "Kansas Ain't In Kansas Anymore" noch mal 'ne Schüppe Wüsten-Sound mit kritischem Text.
"A Bakersfield Dozen" wird sehr wahrscheinlich zwar in keiner 'Jahresbestenliste' auftauchen, dennoch gibt es auf dieser Scheibe viel, was man ihr abgewinnen kann. Vor allem ist sie herrlich unprätenziös, verfügt über zwar nicht sensationelles, dafür aber grundsolides Songwriting und ist jederzeit einfach angenehm und gut anzuhören. Nimmt man dann noch die teilweise tiefgründigen, teilweise witzigen Texte dazu, dann ergibt sich insgesamt ein sehr stimmiges Bild. Vielleicht hätten etwas mehr Rock-Anteile dem Album ganz gut getan, aber das liegt wie so oft ganz im Ohr des Betrachters bzw. Zuhörers.
Very likeable, wie der Amerikaner sagen würde.
Line-up:
Stephen David Austin (lead vocals, acoustic & electric guitars, baritone guitar - #10, banjo - #4,5,9, tambourine - #6, handclaps - #10)
Paul Marshall (acoustic & electric bass, tambourine - #9, harmony vocals)
Marty Rifkin (pedal steel, electric guitars, dobro, lap steel, handclaps - #10)
Shawn Nourse (drums & percussion, bongos & shaky potato - #9)
Teresa James (harmony vocals)
Dave Currall (electric guitars - #3,4)
Skip Edwards (piano & accordion - #10)
Brantley Kearns (fiddle - #5)
Kayleb Kennelley (second vocal - #11)
Tracklist |
01:Best Ex I Ever Had
02:Heroes And Heroin
03:The Cage
04:Dance With No Pants
05:Back To Bakersfield
06:Kansas Ain't In Kansas Anymore
07:The Day Buck Owens Died
08:The Fat Kid
09:Baby's In Black
10:MySpace
11:Bad Dog
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