The Band Of Heathens Support: Cara Luft Cultureel Podium Roepaen, Ottersum (NL) 05. Juni 2009 Stil: Americana Artikel vom 10.06.2009 Joachim 'Joe' Brookes

Ganz entspannt war die Fahrt zum vor der Sommerpause letzten Konzert auf Roepaen. Angespannte Betriebsamkeit herrschte im Inneren.
Es waren schon reichlich Leute in der Warteschleife, die dann doch, auf der Homepage des Veranstalters bereits angekündigt, in eine kleine Verlängerung ging. Widrige Straßenverkehrsumstände führten zu einem etwas verspäteten Konzertbeginn im Nightclub, der richtig gut besucht war.
Zumindest vier mir bekannte Anwesende waren bereits Anfang 2009 beim Karo-Gig.

Bevor es jedoch zu den Senkrechtstartern im Americana-/Roots-Gewerbe kam, war Cara Luft, Gründungsmitglied des kanadischen Folk-Trios The Wailin' Jennys an der Reihe.
Gut gelaunt, ja regelrecht aufgeräumt war die Dame und sorgte mit ihren zum Teil druckvollen Singer/Songwriter-Nummern für sehr gute Stimmung bei den zahlreichen Besuchern.
Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt wurde der, zugegeben etwas nebensächliche, allerdings stets offensichtliche rote Faden der beiden Auftritte gesponnen: Gitarre stimmen.

Mit ihren aus dem Leben gegriffenen vertonten Geschichten gelang es der Protagonistin durch abwechslungsreich arrangierte eigene Nummern sowie wenigen Fremdkompositionen die Begeisterung des Publikums auf ihre Seite zu ziehen.
Sie fand zu jedem Lied die passenden einleitenden Worte und verdeutlichte, dass sie kein Kind von Traurigkeit war. Besonders ihre Erlebnisse mit den beiden Nonnen (passte gut ins ehemalige Kloster Roepaen) waren amüsant.
Als sehr gute Kennerin der Musik-Szene erwies sie sich, als es um Led Zeppelin, respektive Jimmy Page ging. Zeps "Black Mountain Side" brachte sie in Verbindung mit Bert Janschs beziehungsweise Pentangles "Black Water Side" und lieferte eine klasse Lesung dieses Songs ab.
Mit einer tollen Stimme ausgestattet, gab Luft durch ihre vorzügliche Gitarrenarbeit bereits einen Vorgeschmack auf den Groove, der später noch zu erwarten war.
Nach zirka vierzig Minuten endete ihr sehr ansprechender Gig.
Im Herbst 2009 wird die Kanadierin auf einer Deutschland-Tour zu sehen sein.

Die drei Gitarristen der Band Of Heathens (BoH) checkten nochmals ihre Instrumente und den einzigen Wermutstropfen möchte ich dem Quintett vorweg einschenken. Die Wirkung der Räucherstäbchen war im Laufe der beiden Sets einfach ätzend… für die Augen. Zu intensiv, das Ganze.
Welch ein Luxus! Drei Gitarristen und gleichzeitig Sänger. Das alleine bringt schon mächtig viel Abwechslung in das Treiben auf der Bühne. Daher konzentrierte man sich auch sehr auf das Trio der Akteure im Vordergrund und gleich an dieser Stelle ziehe ich meinen Hut vor der Rhythmus-Fraktion mit Seth Whitney am Bass sowie dem Schlagzeuger John Chipman. Die lieferten eine klasse Performance ab und hatten auf jede Situation die richtige Antwort.

Selbst wenn man sich alle erdenkliche Mühe gab, den Ball der Begeisterung flach zu halten; The Band Of Heathens schaffte es binnen kurzer Zeit, diese Bemühungen zunichte zu machen.
Sie lassen einfach ihre Musik sprechen und kommunizierten weniger mit dem Publikum.
Irgendwie gab es keine feste Setlist. Nach jedem Song eine kurze Absprache, meistens von Jurdi initiiert und weiter ging es.
Zuweilen legte der Multi-Gitarrist Colin Brooks einfach los und leitete so die nächste Nummer ein.
Das Zusammenkommen der Gruppe war wohl eher Zufall, denn für eine Veranstaltung im Momo's (Austin) wurden die drei Gitarristen separat gebucht und am Ende der Veranstaltung standen sie gemeinsam auf der Bühne. Glückstreffer!

Im Roepaen ging nach kürzester Zeit die Post ab.
Die BoH beackerte ein sehr breites Spektrum aus der Americana-/Roots-Sparte und jeder Besucher konnte seine Lieblinge, in diesem Fall sind die Stücke gemeint, abfeiern. Im Laufe des ersten und zweiten Sets kam es zu laut gerufenen Songwünschen, von denen sich die Gruppe nicht beeindrucken ließ, obschon die Nummern irgendwann dann doch gespielt wurden.
Es war einfach beeindruckend, mit welcher Selbstverständlichkeit sie ihre eigenen Kompositionen mit der Musik ihrer Vorbilder verquickten.

Nach Belieben jonglierte man auch mit der Länge der Soli. Da waren schon Blickkontakte notwendig, um den Staffelstab weiterzugeben.
Ob mit den E-Gitarren im Trio oder einer Begleitung von ein oder zwei Akustischen wurde für verdammt viel Rock-Druck in den vier Wänden des Nightclub gesorgt.
Am Ende des fast zweieinhalbstündigen Gigs, der eine Zugabe mit zwei Liedern enthielt, hatte auch ich meinen persönlichen Lieblinge in zweierlei Hinsicht gefunden: "Cornbread" und Colin Brooks, der seinem Bottleneck kaum eine Pause gönnte.
Countryeskes, Southern Rock, Blues, einen Schuss R&B, Roots Rock… welch eine Palette und alles mit einer geheimnisvollen Eigenständigkeit präsentiert. Der bekannte Hut wurde imaginär sehr häufig gezogen.
Mit ihren Stücken war die Band bei Little Feat, den Allman Brothers, mit je einem Zitat von Neil Young sowie Lucinda Williams und mit eingestreutem Stones-Riffing brachte man das Publikum zum Brodeln.
Zeitweise kamen beim Berichterstatter Erinnerungen an die Band Of Heathens-Landsleute Jupiter Coyote auf.
Brooks als auch Quist waren nicht nur Freunde einer emotional gezupften Saite, sondern sie ließen es öfters zu geschickt eingeflochtenen, gewollten Rückkopplungen kommen.

Mehrere Ausrufzeichen stehen nun hinter dem Konzert der Band, die nicht nur mit ihrer ersten Platte für Furore gesorgt hat.
BoH live… der Hammer!

Wir bedanken uns bei Chris Tangelder vom Cultureel Podium Roepaen für die problemlose Akkreditierung.

Line-up:
Ed Jurdi (electric guitar, acoustic guitar, keyboards, harp, vocals, backing vocals)
Colin Brooks (electric guitar, Dobro, lap steel, mandolin, vocals, backing vocals)
Gordy Quist (electric guitar, acoustic guitar, harp, vocals backing vocals)
Seth Whitney (bass)
John Chipman (drums)